Das rote Dilemma: „Die analysieren falsch!“

MÜNCHEN - Die Münchner SPD liegt regungslos am Boden, die Genossen zweifeln an den Zukunftsplänen. Da kann selbst der letzte rote Sieger Christian Ude nichts mehr übertünchen.
Auf dem Bundesparteitag in Dresden ringt sich an diesem Wochenende die Bundes-SPD nach den schweren Wahlniederlagen einen Neustart ab. Und in München? „Die Münchner SPD ist tot“, trauert ein aktiver Spitzengenosse: „Und das Schlimme ist, dass man es jetzt merkt.“ Da kann selbst der letzte rote Sieger Christian Ude nichts mehr übertünchen.
Die letzten Zuckungen waren so heftig, dass sogar er Schläge abbekam. So mäkelte der Unterbezirksvorsitzende Ulrich Pfaffmann nach der verlorenen Bundestagswahl: Ude habe zu wenig geholfen. Der wurde rot vor Zorn, denn er hat sich stärker engagiert als mancher „Mandatsträger“. Und schließlich hat er nebenbei einen echten Fulltime-Job.
„Wir setzen keine Themen mehr“, bedauern strategisch denkende Köpfe, „und wir werden nicht mehr positiv mit Positionen identifiziert.“ So müssen sie mit ansehen, wie die Münchner SPD und die rote Rathaus-Fraktion aufgerieben werden: Zwischen einer CSU, die sich mit dem immer sicherer werdenden Seppi Schmid nach links öffnet. Die konservative Flanke beschützt sein Vize Hans Podiuk. Die Grünen werden immer erfolgreicher und stellen das lebensfrohe Großstadtgefühl dar. Sie rücken in die bürgerliche Mitte vor. Und während Schwarz und Grün Pluspunkte machen, bekommt allein die SPD Buh-Rufe für unangenehme Themen.
Eine Genossin im Rathaus wettert: „Die analysieren falsch und werden es weiter tun.“ Natürlich gibt es jetzt Zukunfts-Arbeitskreise – dort aber fürchten manche: „Etliche Amtsinhaber machen trotzdem ihren Stiefel weiter.“
Ende der Woche meldete sich die Parteilinke Adelheid Rupp öffentlich zu Wort. „Wir müssen wieder an den inhaltlichen Fundamenten arbeiten. Bis jetzt hängen uns Hartz IV und die Rente mit 67 wie Mühlsteine am Hals.“
Derweil geht die Ratlosigkeit in München hinter verschlossenen „Parteirats“-Türen weiter. Das Schweigen zu aktuellen Themen auch. Und als das neue Führungs-Duo Andrea Nahles und Sigmar Gabriel kürzlich in München die Basis hören wollten, blamierten sich Großkopferte mit ihren Reden. Nur eines fällt auf: Je schlimmer es um die SPD steht, um so mehr haut sie mit Begeisterung auf ihren eigenen Ude ein. Willi Bock