"Das Phantom": Sex-Täter gesteht Vergewaltigungen

Pavo P. (41) gibt Vergewaltigungen zu. Er sagt, Stress zu Hause sowie "Wut und Langeweile" hätten ihn zum Täter werden lassen. Der Richter kündigt lange Haftstrafe an.
München – Pavo P. (41) spricht offenbar gern über sich. Selbst wenn der Mann, der als so genanntes „Sex-Phantom“ von München vor Gericht steht, nach den Gefühlen seiner Opfer gefragt wird, redet er bald wieder von seinen eigenen. Von Frust, Stress und einer angeblichen Angst, die er zu Hause und bei der Arbeit empfunden habe – und die seine Taten ausgelöst haben sollen. Als läge die Schuld woanders.
Der hünenhafte Glatzkopf im dunklen Anzug lässt seinen Anwalt Raimund Förschner beim gestrigen Prozessauftakt dann erklären, „wie leid ihm das alles“ tue: „Man mag sich für eine Frau wohl kaum Schlimmeres vorstellen als das, was mein Mandant den 17 Frauen angetan hat.“
17 nächtliche Sex-Überfälle auf junge Münchnerinnen zwischen 19 und 30 Jahren legt Staatsanwalt Markus Michl dem Beklagten zur Last. Darunter vier Vergewaltigungen, die der Kraftfahrer zwar gestand, „um den Opfern die Aussage vor Gericht und eine Retraumatisierung zu ersparen“.
Allerdings macht er eine Einschränkung: Der letzte Fall im August 2010 sei zwar eine Vergewaltigung gewesen, er habe aber nicht wie in der Anklage geschrieben, seinen Penis sondern „nur“ einen Finger benutzt. Tatsächlich liegt strafrechtlich eine Vergewaltigung (§<TH>177) vor, wenn der Täter in eine Körperöffnung des Opfers eindringt. Egal ob er dafür Penis, Finger oder einen Gegenstand benutzt.
Der Vorsitzende Richter Anton Winkler hakt nach: „Was war Ihr Motiv?“ Pavo P. antwortet mit leiser Stimme: „Wut und Langeweile.“ Dann jammert er, der Stress bei der Arbeit habe dazu geführt, dass er nachts nicht schlafen konnte. Er habe sich dann ins Auto gesetzt und nach Frauen Ausschau gehalten: „Ich wollte sie nur anfassen, sie erschrecken.“
Vergewaltigung als Stressabbau? Eine bizarre Behauptung. Warum er 2005 angefangen habe, die Frauen zu attackieren, wisse er selber nicht, sagt P. Er habe zwar „Macht“ empfunden, nach den Taten sei es ihm aber schlecht gegangen. Nach der Festnahme sei er erleichtert gewesen, sagt er. Um dann doch wieder zu jammern, wie sehr er unter den Haftbedingungen der ersten Tage ohne Handtuch und Zahnbürste gelitten habe.
Auch als Kind habe er gelitten. Die Eltern hätten sich oft gestritten, es sei zu Hause gewalttätig zugegangen. Als er 17 war und ihn seine Mutter aussperrte, sei er zum ersten Mal Frauen gefolgt. „Aber ich habe sie nicht angesprochen oder angefasst.“
Zwei Ehen scheiterten. Aus der ersten stammen zwei Kinder (19, 21). Nun habe er mit einer neuen Freundin abermals Heiratspläne – und wolle eine Therapie beginnen.
Dazu wird er reichlich Gelegenheit bekommen. Der Richter hat ihm einen längeren Aufenthalt im Gefängnis angekündigt. Die Höchststrafe bei Vergewaltigung liegt bei 15 Jahren. Das Urteil wird für Donnerstag erwartet.