Das neue Einkaufszentrum im Westen

Die Arcaden sind eröffnet - und die AZ hat sich gleich umgesehen. Besucher kommen auch aus dem Umland. Manche Einheimische sind skeptisch.
von  Tina Angerer

Die Menschenströme am Pasinger S-Bahnhof gehen heute alle in die gleiche Richtung: Zu dem riesigen weißen Bau, der aussehen soll wie ein Kreuzfahrtschiff und den viele Pasinger trotzdem „Ufo“ nennen oder „Kachelofen“. An Tag 1 der Pasing-Arcaden ist die Shopping-Mall ist schon vormittags gut voll. Nicht nur die Pasinger sollen hier einkaufen, die Macher wollen den ganzen Münchner Westen gewinnen und Ortschaften außerhalb. Josef Janda und seine Frau Elisabeth kommen aus Laim. Die Rentner finden die Anlage gut. „In Laim haben sie uns ja den Hertie zugemacht. Wir mussten immer extra in die Stadt fahren oder zum OEZ, und das war wirklich zu weit.“ Sie sind vor allem zum Anschauen gekommen, weniger zum Kaufen.

Wer ganz sicher nichts kauft, ist Karl Betzenhauser. Der Kraillinger fühlt sich allerdings sehr wohl, er sitzt in einem Sessel und liest AZ: „Ich bin hier geparkt, meine Frau kauft ein.“ Mit den Sitzmöglichkeiten ist er sehr zufrieden, und seine Frau ist offenbar auch froh: Seit einer Stunde schon hat er sie nicht gesehen: „Früher wurde ich manchmal genötigt, ins OEZ zu fahren. Aber ich glaub’, wir kommen jetzt öfter hierher.“ Busfahrer Manfred Hamberger aus Pasing testet einen der Massagestühle, die für Pausierende bereitstehen. Er ist froh, dass er jetzt nicht mehr so oft in die Innenstadt fahren muss: „Von mir aus hätten sie noch mehr richtig große Geschäfte hier reintun können.“

Die Arcaden sind bei den Pasingern durchaus umstritten. Zwar sind sie Teil eines großen, Jahre dauernden Umbaus, der das Viertel attraktiver machen soll. Viele Einzelhändler fürchten aber um Kundschaft – und die Pasinger ums vielseitige Angebot. „Pasing wird insgesamt schon aufgewertet“, sagt Christa Holzapfel, die seit zwanzig Jahren hier wohnt. „Aber in den Arcaden ist halt alles für die breite Masse.“ Ihre Geschäfte in Pasing will sie weiter besuchen. „Ich hoffe, die alteingesessenen Pasinger bleiben ihren Stammgeschäften treu.“

Svea Bölck tut das. Sie steht im Hugendubel, in dem alten Geschäft in der Bäckerstraße, das bald geschlossen wird – der Buchladen ist in die Arcaden umgezogen. „Aber der neue ist kein Vergleich“, sagt Bölck. „Hier war immer eine richtige Ruhe-Oase, dort ist der Laden kleiner, und es ist Hektik.“ Sie geht jetzt gleich mit ihrem Mann in einen kleinen Herrenmode-Laden. Viele Geschäfte in Pasing stehen jetzt leer, weil die Ketten umgezogen sind ins Einkaufszentrum. „Wenn man hier durchgeht, kommt einem einem bissl vor wie eine Geisterstadt“, sagt Bölck. Evelyn Bergmayr vom Gemüseladen in der Gleichmannstraße fürchtet auch um Laufkundschaft: „Hier kommen ja viele vorbei, wenn sie von Geschäft zu Geschäft gehen. Ich weiß nicht, wie es wird, wenn die jetzt alle in den Arcaden sind. Schau mer mal."

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