Das mysteriöse Doppelleben des Markus Schindlbeck
MÜNCHEN - Der 35-Jährige Koch und Handelsvertreter betrieb ein merkwürdiges Verwirrspiel.Die angebliche Freundin war frei erfunden – tatsächlich wollte der 35-Jährige mit einem Mann nach Barcelona reisen.
Der Mord an Markus Schindlbeck wird immer mysteriöser. Der 35-jährige Münchner führte scheinbar ein Doppelleben. Im Bekanntenkreis erzählte er von einer Freundin – einer Frau, mit der er ein paar Tage nach Barcelona fliegen wollte. Doch die angebliche Geliebte gibt es nicht. Das von ihm gebuchte Flugticket lautet auf einen Mann. Der gelernte Koch hatte außerdem Kontakte in die Homo-Szene. Er war bei einer schwulen Kontaktbörse registriert, surfte auf einschlägigen Seiten im Internet.
Offenbar ist der Mord an Markus Schindlbeck kein gewöhnlicher Raubmord, sondern eine Beziehungstat. Dafür spricht, dass der Täter Geld in der Wohnung des Opfers liegen ließ, aber Laptop und Handy mitnahm. Die letzte SMS wurde mit dem Nokia 6233 am 25. Januar verschickt – nur Stunden bevor Schindlbeck vermutlich starb. Der Mörder hat wahrscheinlich Angst, dass die auf den Geräten gespeicherten Daten die Fahnder direkt zu ihm führen.
Auch die Brutalität, mit der das Opfer getötet wurde, lässt auf starke Emotionen, auf Hass, vielleicht sogar auf Eifersucht schließen. Markus Schindlbeck wurde bestialisch verstümmelt. Der Mörder schnitt ihm Kopf, Arme und Beine ab. Der Torso wurde nahe Furth im Wald im tschechischen Grenzgebiet gefunden, die Arme lagen bei Geretsried in der Isar.
Wäre der Mörder nur eine Zufallsbekanntschaft, hätte er die Wohnung schnell verlassen, in der Hoffnung keine Spuren zu hinterlassen. Doch offenbar fürchtet der Täter, man könnte ihn mit dem Toten in Verbindung bringen. Deshalb wollte er die Leiche verschwinden lassen – selbst auf die Gefahr hin, dass man ihn dabei erwischen könnte. Er schnitt dem Toten sogar die Fingerkuppen ab, um die Identifizierung zu erschweren.
Die Münchner Mordkommission arbeitet mit Hochdruck an dem Fall. Die Ermittlungsgruppe „Schindlbeck“ umfasst inzwischen 30 Mann. „Die Fahnder machen gute Fortschritte“, erklärt Polizeisprecher Peter Reichl. Mehr will er nicht verraten, um die Fahndung nicht zu gefährden.
Im Labor werden derzeit eine Bügelsäge und ein Teppichmesser untersucht. Beides wurde in der Isar in der Nähe der abgetrennten Arme gefunden. Tests sollen zeigen, ob Gewebespuren daran haften und es die Tatwaffen sind. Verschwunden ist dagegen weiterhin der Wagen des Opfers, ein silbernfarbener Opel Vectra Kombi, Kennzeichen H-GK 2010.
Ralph Hub