Das Münchner Wohlfühl-Gymnasium

Stadtschulrat Rainer Schweppe will keine kalten Bildungsanstalten mehr und baut künftig alle Schulen in München nach dem Wohlfühl-Konzept  
Willi Bock |
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Das künftige Truderinger Gymnasium wird eine Vorzeigeschule.
Das künftige Truderinger Gymnasium wird eine Vorzeigeschule.

 

Stadtschulrat Rainer Schweppe will künftig alle Schulen in München nach dem Wohlfühl-Konzept


TRUDERING - 
Der Rohbau steht, die Direktorin ist schon ausgewählt, die neuen Lehrer bewerben sich schon, und ein Spezialisten-Team sucht bereits die Einrichtung aus: Für die modernste Schule Münchens, die bundesweit für Aufsehen sorgt. Das künftige Truderinger Gymnasium wird keine kalte Lehranstalt, sondern eine Wohlfühlschule.

Als Stadtschulrat Rainer Schweppe vor zwei Jahren in München antrat, war das seine erste Tat: Er stoppte die Planung für das künftige Gymnasium in Trudering. Es sah aus wie alle Reißbrett-Schulen: Lange Flure, an denen sich wie Perlen an der Schnur unendlich lang die Klassenräume reihen. „Jetzt bauen wir in Trudering das erste Gymnasium in Bayern mit einem offenen Raumkonzept und viel Transparenz, in dem eine moderne Pädagogik möglich ist“, schwärmt der Stadtschulrat: „Es sollte nicht die nächste traditionelle Schule werden.“

Statt der ewig langen Flure ist das Gebäude für rund 1000 Schüler in einzelne Bereiche unterteilt, sogenannte Cluster. In so einem quadratischen Bereich gibt es zum Beispiel fünf Klassenräume, kleine Lesezonen und Plätze für Gruppenarbeit, Lehrerzimmer und einen großzügigen Flur mit Platz für eine mobile Bühne, die für kleine Aufführungen, Präsentationen oder Versammlungen reicht. Raumhohe Fenster zum Flur machen alles heller und transparent. Eine Einheit für sich. „Das ist ein zentraler Raum für die Schüler, in dem sie sich den ganzen Tag aufhalten können“, erklärt Schweppe.

Warum geht er diesen neuen Weg? „Damit man es den Lehrern überlassen kann, welche Methoden sie anwenden.“ In den neuen Ganztagsschulen müsse man den Schülern Räume anbieten, um sich wohl zu fühlen. „Dafür brauchen wir eine andere Architektur und ein anderes Raumkonzept.“ Durch die kleinen Einheiten und ihren eigenen kleinen Raum würden die Lehrer „vom Einzelkämpfer, der in einem überfüllten Groß-Lehrerzimmer sitzt, zum Teamplayer“. Die alte Schul-Anstalt werde zum modernen „Lern-Haus“.

Die Schule müsse sich auch öffnen: „Wir brauchen Räume wie Aulen, Mensen und Multifunktionsräume, die man der Öffentlichkeit zur Verfügung stellen kann.“ Im September wird das 70 Millionen Euro teure Haus eröffnet. Die Lehrer für das moderne Gymnasium bewerben sich schon. „Das werden interessante Lehrer“, meint Schweppe, „die wissen, dass etwas passiert und sie wollen etwas bewegen.“

„Diese Chance muss man professionell begleiten lassen“, sagt Rainer Schweppe und hat den renommierten Münchner Pädagogik-Professor Manfred Prenzel gewinnen können. Er entwickelt das Konzept mit, berät die Schulleitung, Lehrer und Eltern und begleitet das ehrgeizige Projekt auch forschungsmäßig. Rainer Schweppe: „Die Ergebnisse sollen auch in die Ausbildung der Lehrer fließen.“ Der Stadtschulrat hat dabei die volle Unterstützung des Kultusministers Ludwig Spaenle (CSU). Die Stadt baut und entwirft das Konzept, und weil der Freistaat die Lehrer bezahlt, wird es ein staatliches Gymnasium. Schweppe hätte seine Vorzeigeschule lieber ganz in städtischer Hand behalten.

„In Zukunft werden alle Schulen in München so gebaut“, erläutert der Stadtschulrat. Weil in Trudering durch das längliche Grundstück die Rahmenbedingungen vorgegeben waren, kann er beim künftigen Gymnasium an der Knorrstraße im Münchner Norden noch einen Schritt weiter gehen. „Wir packen dann die Räume für die Nachmittagsbetreuung im Vormittagsbereich. So können sie den ganzen Tag genutzt werden und stehen nicht so viel leer.“ Davon profitierten alle. Das Nord-Gymnasium, das auch eine „Eliteschule des Sports“ beherbergt, wird im kommenden Jahr begonnen und soll 2016 fertig sein.

Als nächstes wird das Schulzentrum in der Moosacher Gerastraße mit Grundschule, Realschule und Gymnasium erneuert. Kosten: 90 Millionen Euro. Bis 2017 soll alles fertig und luftiger und schöner werden. An den Schulen im künftigen Stadtteil Freiham wird auch schon nach dem neuen „Lern-Haus-Konzept“ geplant. Schweppe: „Ich möchte, dass sich alle in der Schule wohlfühlen.“

 

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