Das Münchner Ur-Gefühl

Hier erzählt ein bekannter Münchner von seinem Wochenende. Heute die Sängerin und Komödiantin Julia von Miller.
von  Julia von Miller
Bevor Julia von Miller ihre Gesangskarriere gestartet hat, hat sie eine Ausbildung zur Buchhändlerin gemacht. Ihrer Wohnung sieht man das durchaus an.
Bevor Julia von Miller ihre Gesangskarriere gestartet hat, hat sie eine Ausbildung zur Buchhändlerin gemacht. Ihrer Wohnung sieht man das durchaus an. © Petra Schramek

Hier erzählt ein bekannter Münchner von seinem Wochenende. Heute die Sängerin und Komödiantin Julia von Miller.

Ich bin zwar vor 15 Jahren ins Lehel gezogen, aber ich bin eine alte Schwabingerin. Sozusagen aus gegebenem Anlass empfehle ich deshalb einen Besuch im Vereinsheim in der Occamstraße. Und zwar nicht nur, weil ich dort auch selbst arbeite, sondern weil das wirklich ein sehr gemütlicher Ort ist.

Am Sonntag treffen sich dort die „Schaumschläger”. Moses Wolff und Michael Sailer erzählen dann Geschichten aus dem Leben. Und am Montag findet im Vereinsheim der „Blickpunkt Spot” statt. Da treten immer fünf Künstler aus unterschiedlichen Bereichen auf – Kabarett, Musik, Comedy. Teilweise Newcomer, teilweise aber auch bekannte Kabarettisten, die etwas Neues ausprobieren wollen.

Jetzt wohne ich wie gesagt seit 15 Jahren in der Thierschstraße im Lehel. Das ist eines der schönsten Münchner Viertel...gewesen, muss man leider sagen. Als wir hierher zogen, haben hier vor allem noch alteingesessene Münchner gewohnt. Wenn man denen auf der Straße begegnet ist, haben die den Hut gezogen und „Grüß Gott” gesagt. Das war alles noch so ein bisschen verschlafen hier. Aber durch die unfassbare Mietpreisexplosion hat sich das ganze Viertel verändert.

Es ist immer noch sehr schön hier, aber das Gemütliche ist mit der Zeit verloren gegangen. Ich als Ur-Münchnerin – mein Ur-Ur-Großvater hat die Bavaria gegossen, mein Ur-Onkel Oskar von Miller hat den Strom und das Telefon nach München geholt–habe manchmal die Sorge, dass sich die ganzen alten Münchner ohne Erbteil auf Dauer hier nicht halten können.

Diese Entwicklung ist nichts für mich, deswegen mache ich gerne Alt-Leheler Empfehlungen. Was zum Beispiel immer lohnt, ist zum Gasteig hochzufahren und sich dort schöne Literatur auszuleihen. Wenn das Wetter es erlaubt, kann man sich damit dann auf den Sankt-Anna-Platz setzen, einen der schönsten Plätze der Stadt. Davor sollte man sich im Buon Appetito, das ist ein kleines Eckgeschäft in der Triftstraße, noch das köstlichste Baguette der Welt mitnehmen. Das ist eigentlich nur Brot mit Käse, Schinken und sauren Gurken. Wenn ich mir das selbst mache, schmeckt es nicht. Aber wenn man es da kauft, ist es der Wahnsinn.

Oder wenn man sich schöne Dinge anschauen will, kann man ins Patic gehen, das ist eine Goldschmiede in der Thierschstraße. Meine Freundin Anne Hüttisch mixt dort spannende Materialien miteinander, ganz normale Kieselsteine mit Gold. Da macht es alleine schon Spaß, sich am Werktisch die Entwürfe anzusehen.

Zum Essen gehe ich gerne bei Alexandra Biehler und ihrem Mann Serge Näkee, das ist eines der originellsten Wirtsehepaare der Stadt. Die haben zwei Lokale, die kennt eigentlich fast jeder Münchner: Das Café Glockenspiel und das Sasou am Marienplatz. Wenn ich mal in die Innenstadt muss, dann esse ich meistens etwas Asiatisches im Sasou oder ich setze mich bei Sonnenschein oben auf die Terrasse im Glockenspiel.

Theater kann man momentan leider keines empfehlen, die sind ja alle noch in der Sommerpause. Aber im Lustspielhaus findet kommenden Mittwoch der zehnte Schwabinger Poetry-Slam statt. Es ist unglaublich, was da in der jungen Autorenszene passiert. Da wird gerade eine ganze Generation neuer Kabarettisten geboren. Und im Künstlerhaus, habe ich letztens gesehen, findet jetzt wieder ein Theaterworkshop für Kinder und Jugendliche statt. Ich habe mit meinem Mann, dem Bühnenbildner Alexander Müller-Elmau, ja auch zwei Töchter, Siena (8) und Olivia (15). Und in den Ferien ist so ein Workshop einfach eine tolle Sache. Protokoll: Florian Zick

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