Das Münchner Kinderkunsthaus

Malen, basteln, kritzeln, bauen – das Kinderkunsthaus in München ist ein idealer Ort für kleine kreative Köpfe. In der gemeinnützigen Einrichtung können Kinder die Welt der Kunst entdecken und ihre Medienkompetenz schulen. Das Atelier lebt von Spenden.
München – Die großen Maltische sind mit Farbklecksen überhäuft, Kinder mit bunten Tupfern im Gesicht sind ganz in ihre Werke vertieft. Sie gestalten Zauberbilder, kreieren Grußkarten aus Geschenkpapier und kneten kleine Figuren, mit denen sie später einen Trickfilm machen.
Das Kinderkunsthaus in München ist ein idealer Ort für kleine kreative Köpfe: In dem hellen Atelier im Stadtteil Schwabing wird nicht nur gemalt, gebastelt, gekritzelt und gebaut - hier werden kleine Kunstwerke geschaffen. „Wir wollen den Kindern Raum geben, damit sie sich frei entfalten können“, sagt die Programmleiterin des Kinderkunsthauses, Sandra Steinleitner.
Gemeinsam mit ihren Eltern sollen Kinder hier spielerisch die Welt der Kunst und Kultur entdecken. Das im Mai eröffnete Kinderkunsthaus ist ein gemeinnütziges Projekt, das von Förderern und Spendern lebt. Für wenige Euro am Tag können Familien einfach vorbeikommen und so lange bleiben, wie sie wollen. „Alle können hier kreativ sein und ihre Freizeit verbringen“, sagt Steinleitner.
Die 28-Jährige ist Kunstpädagogin und hat das Konzept der Werkstatt mitentwickelt. Dieses richtet sich auch an Kinder aus sozial schwächeren Familien. Das Kinderkunsthaus organisiert Patenschaften mit Firmen, die die Kosten für die Eintrittskarten übernehmen.
„Wir wollen, dass niemand eine Hürde hat, bei uns mitzumachen“, sagt Steinleitner. Die Idee zu der Einrichtung hatten die Schauspielerin Alexandra Helmig und ihr Ehemann, der Journalist Sebastian Zembol. Die beiden Gründer haben sich das Konzept beim „Children's Museum of the Arts“ in New York abgeschaut.
Einfach vorbeikommen und mitmachen – ein Projekt, dass es in München so noch nicht gab. Steinleitner und ihre Betreuerinnen unterstützen die Nachwuchskünstler beim Malen und Basteln, wollen aber so selten wie möglich eingreifen.
„Die Kinder sind sehr unbefangen, setzen sich hin und legen los“, sagt sie. In Zeiten, in denen der Kunstunterricht an Schulen immer weniger wird, sei das besonders wichtig. „Kreativität wird in der Schule nicht so wertgeschätzt.“ Im Medienlabor können die kleinen Nachwuchskünstler am Computer zeichnen oder in der „Nostalgieecke“ auf alten Schreibmaschinen tippen.
„Die Welt wird immer multimedialer. Die Kinder sollen erfahren, wie sich das anfühlt“, sagt Steinleitner. Dafür ist auch das kleine Fernsehstudio gedacht. Hier können sich die Kleinen verkleiden und auf einem Bildschirm selbst beobachten. Doch was ist eigentlich Kunst?
„Ein Kunstwerk ist, was man selbst erfunden hat und wo Fantasie drin ist“, sagt der achtjährige Lennart. Mit seinem Freund Oskar kommt er regelmäßig in die Kinderwerkstatt. An diesem Tag kneten die Jungen einen Tempel und kleine Ninja-Kämpfer - die Hauptdarsteller für den Trickfilm, den sie später selbst im Medienlabor machen werden.
Für die beiden eine gute Abwechslung zum stressigen Schulalltag: „In der Schule muss man lernen, hier darf man gestalten, was man will“, sagt der achtjährige Oskar. Ihre Werke dürften die Kinder mit nach Hause nehmen. Trotzdem gebe es mitunter Tränen, sagt Steinleiter: „Manchmal spielen sich hier richtige Dramen ab, wenn die Eltern mit ihren Kindern gehen wollen.“