Das Klima sollen andere retten: Münchner wollen Verhalten nicht ändern
München - Schmelzende Gletscher und immer mehr Hitzetage in München sind spürbare Folgen der zunehmenden Erderwärmung. Der Großteil der Münchner geht davon aus, "dass wir aktuell auf eine ökologische Katastrophe zusteuern", sagt eine Umfrage.
Doch die Mehrheit der Münchner möchte ihr eigenes Verhalten nicht ändern bei den Themen Urlaub, Auto und Fleischkonsum.
Urlaub, Fleisch: Viele Münchner wollen ihr Verhalten nicht ändern
Das hat die Sommerumfrage der privaten Münchner FOM Hochschule für Ökonomie und Management ergeben. Allerdings haben die 1099 Münchner ab zwölf Jahren die Fragebögen vor der Hochwasserkatastrophe im Juli ausgefüllt. Durchschnittsalter: 44 Jahre.
Die wichtigsten Ergebnisse: 82 Prozent der Frauen und 72 Prozent der Männer in München waren im Zeitraum März bis Juni 2021 davon überzeugt, dass wir eine größere ökologische Katastrophe erleben "wenn die Dinge so weiterlaufen". Dass die industrielle Tierhaltung zum Klimawandel beiträgt, sei bekannt. Doch Leberkäse, Würstl und Schnitzel werden auch in Zukunft auf vielen Tellern landen.

Nur 38 Prozent der befragten Münchner gaben an, der Umwelt zuliebe vermehrt auf Fleisch zu verzichten. Bundesdurchschnitt: 35 Prozent. Rund ein Drittel zeigte sich jedoch bereit, sich beim Konsum von anderen Tierprodukten, wie Käse, Milch und Eiern einzuschränken.
Beim Thema Urlaub sind 32 Prozent bereit, auf einen Flug zu verzichten. In der jungen Generation, von zwölf bis 24 Jahren, wollten das aber nur 15 Prozent. Die Mehrheit der Münchner will beim Thema Mobilität auf umweltfreundliche Alternativen umsteigen: 63 Prozent möchten mehr zu Fuß gehen und mit dem Radl fahren. 48 Prozent planen, in Zukunft stärker auf das Auto zu verzichten. Das ist fast die Hälfte der Münchner.
Beim Thema Energie und Konsum ist die Bereitschaft, das Verhalten zum Wohl der Natur zu ändern stärker: Laut FOM-Umfrage will die Mehrheit bewusst Energie sparen.
Großteil überdenkt Kaufverhalten
68 Prozent möchten öfter das Licht löschen und 67 Prozent Wasser einsparen. Eine Möglichkeit, im Alltag umweltbewusst zu handeln, ist, niedrigere Temperaturen beim Heizen und Waschen zu wählen. Hier wollen 56 Prozent der Münchner bei der Raumtemperatur achtsam sein - und 53 Prozent bei der Temperatur-Einstellung von Spül- und Waschmaschine.
Das Kaufverhalten überdenkt inzwischen ein Großteil: Konsumverzicht liegt im Trend. 61 Prozent der Befragten äußert den Vorsatz, grundsätzlich weniger zu kaufen - das ist deutlich mehr als die Hälfte. Acht von zehn Befragten planen, stärker auf Qualitätsprodukte mit Haltbarkeit zu setzen. 67 Prozent möchten mehr kaputte Dinge reparieren.
Die Ergebnisse haben BWL-Professor Oliver Gansser erstaunt. Mit dem ifes Institut für Empirie und Statistik hat er die FOM-Umfrage geleitet. "Der Großteil der Münchner geht davon aus, dass wir auf eine ökologische Katastrophe zusteuern. Umso überraschender ist es, dass die Mehrheit das eigene Verhalten in Bezug auf Ernährung, Mobilität und Reisen nicht ändern will", sagt er der AZ.
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