Das Jahr des Streiks - Jetzt droht das ganz große Chaos

Die Beschäftigten der Müchner U-Bahn, Tram und Busse wollen ab dem Wochenende in den unbefristeten Streik treten. Doch sie sind nicht allein:„Mehr Anerkennung, mehr Geld und mehr Personal“ fordern auch andere Branchen. Die AZ zeigt, wo heuer mit Arbeitskämpfen zu rechnen ist.
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MÜNCHEN - Die Beschäftigten der Müchner U-Bahn, Tram und Busse wollen ab dem Wochenende in den unbefristeten Streik treten. Doch sie sind nicht allein:„Mehr Anerkennung, mehr Geld und mehr Personal“ fordern auch andere Branchen. Die AZ zeigt, wo heuer mit Arbeitskämpfen zu rechnen ist.

Jetzt machen Münchens Bus-, Tram- und U-Bahnfahrer endgültig ernst: In Bayern stehen die ersten unbefristeten Streiks im kommunalen Nahverkehr seit 1992 bevor. Nach dem Scheitern der Tarifverhandlungen haben sich gestern in einer Urabstimmung 97,5 Prozent der Gewerkschaftsmitglieder für Arbeitsniederlegungen ausgesprochen. „Damit sind die Zeichen endgültig auf Streik gestellt“, sagte Verdi-Verhandlungsführer Frank Riegler.

Bereits zum Wochenende sollen die ersten Arbeitskampfmaßnahmen beginnen. „Zunächst werden diese Aktionen aber nicht zu sehr die Fahrgäste treffen“, kündigte Verdi-Bayern-Sprecher Hans Sterr an. Mit ersten Nadelstichen sollen beispielsweise Werkstätten oder die Belieferung von Fahrkartenautomaten bestreikt werden. „Wir wollen Sand ins Getriebe streuen“, so Sterr. Später soll dann auch die Personenbeförderung bestreikt werden.

Auch in anderen Branchen wurden Arbeitskampfmaßnahmen angekündigt oder stehen unmittelbar bevor. Ein Überblick über das Streik-Jahr 2009:

Ärzte: Der seit dem 26. Februar andauernde Ärztestreik bei der Deutschen Rentenversicherung hat gestern seinen vorläufigen Höhepunkt erreicht. Von den bundesweit rund 2000 Ärzten legten über 1100 für den Rest der Woche ihre Arbeit nieder. Gestreikt wurde gestern unter anderem in Oberstdorf.

Bankangestellte: Bereits seit 2008 fordern die 250000 Beschäftigten des privaten und öffentlichen Bankgewerbes acht Prozent mehr Lohn. Erste Warnstreiks blieben erfolglos. Es drohen weitere Arbeitskampfmaßnahmen.

Brauer: Im Tarifstreit des bayerischen Braugewerbes ist nach der dritten Verhandlungsrunde keine Lösung in Sicht. Jetzt hat die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) die Schlichtung angerufen. Damit wolle man endgültig aus der Friedenspflicht kommen und den Weg freimachen für eine Urabstimmung und unbefristete Streiks, erklärte NGG-Landesbezirkschef Hans Hartl.

Telekom: Die rund 50000 Beschäftigten und die der drei T-Servicegesellschaften haben sich vergangene Woche mit dem Konzern auf eine Gehaltsanhebung von 5,5 Prozent geeinigt.

Erzieher und Sozialarbeiter: Die 600000 Beschäftigten im Sozial- und Erziehungsdienst fordern „mehr Anerkennung, mehr Geld und mehr Personal“. Streiks sind möglich.

Einzelhandel: Kommende Woche wird die Gewerkschaft die Lohnforderungen für die nächste Tarifrunde veröffentlichen. Die letzten Tarifverhandlungen hatten 15 Monate gedauert, ehe sich die Streithähne einigen konnten.

Groß- und Außenhandel: Auch im Groß- und Außenhandel droht ein Arbeitskampf. Bereits am 1. April findet die erste Tarifverhandlung statt.

Druckindustrie: Die rund 180000 Beschäftigten werden Ende des Monats ihre Lohnforderungen stellen. Derzeit ist noch unklar, ob es zum Streik kommen wird.

Energieversorgung: Es besteht Streik-Gefahr: Zum 31. März wird der bestehende Tarifvertrag gekündigt.

Ersatzkassen: Die Tarifgemeinschaft der Ersatzkassen wird ab Ende Mai für höhere Gehälter kämpfen.

Versicherungsgewerbe: Auch hier stehen in diesem Jahr noch Tarifverhandlungen an. Ab dem 30. September sitzen die Verhandlungsführer an einem Tisch.

Stationierungsstreitkräfte: Die rund 25000 Mitarbeiter im Zivilbereich (unter anderem Kasernenmitarbeiter) kämpfen seit Ende Januar für acht Prozent mehr Lohn. „Warnstreiks schließe ich nicht mehr aus“, sagt Verhandlungsführer Wolfgang Brunner.

Daniel Aschoff

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