Das Jahr der Lockdowns: Münchner Krisen-Wirte sind kreativ

Nach dem Lockdown jagt eine Beschränkung die nächste in der Gastronomie. Viele überstehen das nur mit ganz neuen Ideen.
von  Ruth Frömmer
Am 1. März schieben Hoteliers Hotelbetten auf die Straße, um zu demonstrieren: Wir wollen wieder aufmachen! "Gedeckter Tisch und gemachtes Bett" heißt die Protestaktion, mit der Gastronomen und Hoteliers auf ihre schlimme Lockdown-Lage aufmerksam machen wollen.
Am 1. März schieben Hoteliers Hotelbetten auf die Straße, um zu demonstrieren: Wir wollen wieder aufmachen! "Gedeckter Tisch und gemachtes Bett" heißt die Protestaktion, mit der Gastronomen und Hoteliers auf ihre schlimme Lockdown-Lage aufmerksam machen wollen. © Daniel von Loeper

München - Frust, Wut, Existenzängste. Der Jahresbeginn 2021 mitten im Lockdown ist für die Wirte sehr düster. Besonders hart trifft es die Bars. Die versprochenen Staatshilfen kommen bei vielen erst sehr spät. Unterstützung von ihren Brauereien bekommen einige Wirtschaften - aber bei weitem nicht alle.

Münchner Gastro: Mit Teigtaschen und To-go-Boxen wider die Existenzangst

Zwar halten sich einige Lokale mit kreativen To-go-Konzepten über Wasser, aber Aufwand und Ertrag stehen bei so gut wie niemandem im Verhältnis. Gerade Bars tun sich schwer, ihre Cocktails außer Haus an die Münchner zu bringen.

Trotzdem legen sich viele Gastronomen ins Zeug und überlegen sich kreative Aktionen. Sogar Sternekoch Bobby Bräuer fängt an, persönlich To-go-Boxen für seine Kunden auszufahren. Barmann Daniel Richter vom Salon Irkutsk deckt einen Teil seiner Kosten mit einem Cocktail-Fenster, einem Interims-Schnapsladen und Teigtaschen to go für die Kunden. Einige Cafés und Lokale nutzen den Stillstand, um ihre Läden umzubauen.

Das Politiker-Derblecken am Nockherberg wird zwar nicht komplett abgesagt, findet aber ohne Publikum und Singspiel statt. Die Derbleckten sind live zugeschaltet - und das ist immerhin mal was Neues.

Ab 22. März darf die Außengastronomie - nach viel Protest von Hotel- und Wirteverbänden - wieder öffnen, ab 7. Juni dann auch die Innengastronomie. Allerdings setzen sich die Menschen bei schönem Wetter nicht so gerne nach drinnen.

Ende August kommt für die Innengastronomie die 3G-Regel. Ins Lokal darf nun nur noch, wer nachweislich gegen Corona geimpft, genesen oder getestet ist. Das führt zu viel Verwirrung und Unmut - sowohl bei den Gästen als auch bei den Wirten. Und ein weiteres Problem zeichnet sich ab: Den Wirten geht das Personal aus. Viele suchen sich Jobs in anderen krisensicheren Branchen.

Was die gebeutelten Innenstadt- und Wiesnwirte freut und freilich auch die dirndl- und lederhosnbegeisterten Münchner: Zum zweiten Mal findet (als Ersatz für die schon wieder abgesagte Wiesn) die Wirtshauswiesn statt, ein kleiner Lichtblick. Die soll es in Zukunft auch parallel zur richtigen Wiesn geben. Aber wann die wieder stattfindet, steht noch in den Sternen.

Zu Feiern gibt's für die Wirte in diesem Winter auch sonst nichts. Fast alle Betriebe und Familien haben ihre Weihnachtsfeiern abgesagt. Und mit der Einführung von 2G in der Innen- und Außengastronomie ist vielen Münchnern auch so die Lust aufs Wirtshaus vergangen.

Die Hoffnung auf ein gutes 2022 stirbt zuletzt, aber die Wirte haben noch einen harten Weg vor sich.

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