Das ist Münchens sündigstes Hotel
Der neue Boom der Stundenhotels: Hier treffen sich Seitenspringer, Büro-Affären und Pärchen zwischen 20 und 70 zur erotischen Stunde.
München - Wären da nicht diese kurvigen Steinfiguren neben dem Säulen-Eingang – man könnte den weißen Flachbau an der Dachauer Straße 366 glatt übersehen. Das ist, in Teilen, natürlich gewollt. Muss ja nicht jeder gucken, wer hier rein und raus fährt. Denn hinter der weißen Mauer befindet sich, ganz diskret, Münchens sündigstes Bettenhaus: das „Stundenhotel München” – ein Liebesnest für heimliche Seitenspringer, Büroaffären, Geschäftsleute und Begleitdamen. Und neuerdings auch immer mehr: für Münchner Ehepaare.
Acht blitzsaubere Liebeszimmer mit Himmelbetten, Herzlwannen und Blubber-Pools gibt es hinter dick gepolsterten (und schalldichten) Ledertüren. Hinterm Empfang eine lange Bar für die, die vor dem erotischen Stelldichein noch ein bissl flirten wollen. 200 Quadratmeter Sex-Landschaft sind 24 Stunden geöffnet. Zimmer mit Pool gibt’s ab 40 Euro die Stunde.
Wer klingelt, den empfängt die Chefin selbst. Rosi Prieschl (41) ist zierlich, klein, mit energischem Kinn und trägt Locken so rot wie ihre Seidenbluse. Sie ist bekannt für ihre Diskretion. Sie erfragt keine Namen, stellt keine Fragen, mag keine neugierigen Blicke. Für die AZ macht Rosi Prieschl eine Ausnahme und erlaubt einen öffentlichen Blick in ihr Reich.
Der Boom der Stundenhotels hängt offensichtlich zusammen mit dem Erfolg der Flirt- und Seitensprung-Portale im Internet. Wo sonst sollen die online vereinbarten Treffen ausgelebt werden? Es gibt aber auch andere Gründe. „Wir werden immer mehr zum Liebesnest für liierte Pärchen, die ihr eigenes Schlafzimmer daheim nicht mehr so aufregend finden”, lässt die ehemalige Immobilienkauffrau wissen.
20 bis 70 Jahre alt seien ihre Gäste. Hauptsächlich aber in den Vierzigern. Viel Verkehr gibt’s vor allem an Werktagen tagsüber. Und gern: in der Mittagspause, 12 bis 14 Uhr.
Was genau bietet das Stundenhotel? Rosi Prieschl erklärt hier ihre Liebeszimmer:
Das Himmelbett in Zimmer 3 (dem beliebtesten Raum) haben wir nach einem antiken Vorbild nachgebaut. Am Fußende ist eine Chaiselongue ohne Rückenlehne angeschraubt. 1,60 x 3 Meter – eine XXL-Spielwiese.
Der Deckenspiegel im Bett-„Himmel” dürfte gelangweilte Blicke zur Zimmerdecke ausschließen: Er ist natürlich aus Plexiglas, damit bei zu viel Wildheiten nicht mal jemand verletzt wird.
Der Alarmknopf befindet sich an der Rückwand des Betts. Wenn’s klingelt, sehen wir nach dem Rechten. Aber einen ernsthaften Fall hatten wir noch nie.
Der Verwöhn-Stuhl: Einer sitzt, einer kniet. Dieses Accessoire war ein Schreibtischstuhl aus dem Jahr 1850.
Das Knie-Podest: Zwei Schubelemente, viele Möglichkeiten. Kleinere knien bequem auf der oberen ausziehbaren Stufe, Größere auf der unteren. So kann sich jeder bequem seinem Partner widmen.
Der Whirlpool: Wer richtig eintauchen will, bitteschön: Der Zimmerpool ist fünfeckig, hat gemütliche Sitzecken, zwei Nackenrollen und Unterwasserbeleuchtung.
Der Herren-Diener: Klamotten vom Leib und auf den Boden werfen ist okay. Wer’s lieber aufgeräumt mag: Hier wäre eine Garderobe.
Der Wandspiegel: Das Prunkstück mit antikem Goldrahmen (1,50 x 2,00 Meter) hängt praktischerweise so, dass man sich auch bei akrobatischen Übungen auf der Chaiselongue gut sehen kann.
Die Kleenex-Rolle: Falls sich mal jemand die Nase putzen mag: Papiertücher stehen am Bett.
Die Dusche: Es gibt eine in jedem Zimmer.
Der Aschenbecher ist keine Attrappe. Im Zimmer darf natürlich auch geraucht werden.
Der Wand-CD-Player ist für die, die lieber Musik als sich selber zuhören. Einfach CDs mitbringen.
Die Gardinen kann man auch öffnen. Dann schaut man zum Biergarten – oder aus dem Biergarten rein.
Der Prosecco wird auf Wunsch geliefert. Für 20 Euro stellen wir eine Flasche auf Eis und ans Bett.
Die Rosen sind käuflich zu erwerben: fünf Euro das Stück.
Die Heckenröschen dagegen sind aus Stoff und bleiben bitte im Zimmer. Sie werden mit Schwarzlicht angestrahlt und schimmern alle Problemzonen weg.
Das Spiele-Bett in Zimmer 2 eignet sich für experimentierfreudige Paare. Es war mal ein Webstuhl mit kunstvollen Schnitzereien, der um 1820 vermutlich in einer Weberei in Norddeutschland in Betrieb war.
Das Holzrad dient dabei als Winde, mit der sich die Holzstange über dem Bett hochziehen lässt. Spielzeug wie Hand- und Fußfesseln: vorhanden.
Der Gynäkologenstuhl hilft bei Doktorspielen aller Art – und das sehr authentisch: Er stand mal in einer Frauenarztpraxis.
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