"Das ist kein Lesbenproblem, sondern ein Frauenproblem"
München - Horse McDonald wurde schon oft als eine der besten Stimmen Schottlands bezeichnet. Über die Jahre ist sie auch zu einer Freundin des Christopher Street Day (CSD) in München geworden, wo sie heuer gleich zweimal auftritt. Die 59-Jährige ist eine schottischer Indie-, Soul- und Pop-Sängerin und Texterin.
AZ: Horse, Sie schnaufen so. Wo erwische ich Sie gerade?
Horse McDonald: Ich bin gerade in den Highlands unterwegs und laufe einen Berg hinauf. Ich hoffe, Sie verstehen mein Schottisch.
Werd scho. Sie waren ja schon öfter auf dem Münchner CSD.
Ja, einige Male, aber diesmal singe ich auch am Samstag bei der AIDS-Gedenkaktion der für die Opfer von HIV sowie Homo-und Transphobie. Das ist auch für mich ein besonderer Moment. Ich singe "Bring Him Home" von Les Miserables, ein großer Song, der nicht für eine Frau geschrieben wurde. Sonntags dann werde ich das letzte Lied singen und die Menschen nach Hause verabschieden.
Mit welchem Song?
What the World Needs Now.
Und was bracht die Welt jetzt?
Liebe. Liebe. Liebe. Davon kann es nicht genug geben und es geht natürlich darum, dass wir diese Liebe unabhängig von Hautfarbe, Geschlecht oder auch sexueller Identität geben.
Sie sind ja die lesbische Vorzeigesängerin von Great Britain.
(Lacht). Aber meine Songs drehen sich nicht um spezifisch lesbische Themen, wobei Lesben etwa die Identitätsprobleme, die ich anspreche, besser verstehen.
Lesbische Frauen sind in Deutschland nicht sehr sichtbar.
Das Problem haben wir in Schottland und England auch, dass die Frauen nicht nach vorne gehen, nicht laut genug sind. Aber das ist kein Lesbenproblem, sondern ein universelles Problem von Frauen überall auf der Welt.
Sie sind seit über 25 Jahren in der Öffentlichkeit, sind mit Tina Turner getourt und standen mit BB King auf der Bühne.
Und ich bin immer noch hier, bringe im Herbst ein Album heraus und schreibe an meiner Autobiografie. Ich bin immer noch hier obwohl ich immer nur als ich selbst performt habe. Vielleicht bin ich auch deshalb noch hier.
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