München investiert in Kunst, die alle kostenlos sehen können

Nicht nur in den Museen in München gibt's dieses Jahr etwas zu sehen – sondern auch auf der Straße.
von  Christina Hertel
"Crushed Cayenne" aus dem Jahr 2008 hat Folke Köbberling zusammen mit Martin Kaltwasser entworfen. In München wird die Künstlerin sich selbst zersetzende SUVs auf die Straße stellen.
"Crushed Cayenne" aus dem Jahr 2008 hat Folke Köbberling zusammen mit Martin Kaltwasser entworfen. In München wird die Künstlerin sich selbst zersetzende SUVs auf die Straße stellen. © picture alliance / dpa

München - Wenn Sie dieses und nächstes Jahr durch die Stadt spazieren, werden Sie sich vielleicht wundern, was da auf dem Parkplatz steht. Es könnte so ähnlich aussehen wie ein SUV, nur ist es nicht aus Blech, sondern aus Weide, Wolle, Holz und Erde, auch Samen und Lehm sind beigemischt. Keine Sorge: Nicht alle Parkplätze werden damit blockiert, sondern bloß drei. Was es damit auf sich hat? Das Kulturreferat will auch in diesem Jahr wieder drei Kunstprojekte im öffentlichen Raum mit jeweils 150.000 Euro fördern. Der Stadtrat wird das voraussichtlich am Mittwoch genehmigen. Ziel des Ganzen ist, dass die Münchner nicht nur Kunst in den Museen sehen, für die sie Eintritt zahlen müssen, sondern auch an anderen Orten in der Stadt.

Das Büro Arch+ hat den Deutschen Pavillon bei der Architekturbiennale in Venedig bespielt.
Das Büro Arch+ hat den Deutschen Pavillon bei der Architekturbiennale in Venedig bespielt. © picture alliance/dpa

Die SUVs aus Erde sind Skulpturen, die sich langsam in einem Zeitraum von 15 Monaten zersetzen sollen. Die Künstlerin Folke Köbberling will damit auf den hohen Versiegelungsgrad in der Stadt aufmerksam machen, heißt es in der Beschlussvorlage. Sie will außerdem Diskussionen rund um Mobilität und Klimaanpassung veranstalten. Und, wenn die SUVs kompostiert sind, werden sie in einer "Prozession", also in einer Art Performance, weggeschafft.

Kunst im öffentlichen Raum in München: Stadt gibt Geld dazu

Noch ein weiteres Kunstprojekt, das die Stadt fördern will, hat einen ökologischen Hintergrund: Feda Wardak, ein französisch-afghanischer Architekt, Bauunternehmer und Forscher, setzt sich seit vielen Jahren mit Wassermanagement auseinander. In Afghanistan auf dem Land wird das Wasser an die Oberfläche gebracht, während in den meisten städtischen Gebieten die Wassersysteme unsichtbar bleiben, sodass die Menschen nicht wissen, wie das Wasser von einem Fluss zum Wasserhahn gelangt, heißt es in der Unterlage aus dem Kulturreferat. Für München plant Feda Wardak den Bau von einer oder mehreren Wassermaschinen in der Isar, die durch die Strömung, die Kraft und den Pegel des Flusses aktiviert werden.

Das dritte Projekt dreht sich um Leerstand in dieser Stadt. Dafür will das Büro Arch+, das bei der Biennale für Architektur in Venedig 2023 den deutschen Pavillon bespielt hat, vom Abriss bedrohte Gebäude und Räume in der Stadt kartieren. Ausgangspunkt dafür ist das Strafjustizzentrum an der Nymphenburger Straße. Nicht nur dort soll es Veranstaltungen geben.

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.