Mit Nachhaltigkeit gegen den Klimawandel: Münchner Grundschule macht es vor

Neuhausen - Schon von Weitem liefert die Wandfarbe einen ersten Hinweis auf das, worauf man hier besonderen Wert legt. "Wir werden nicht nur grüne Schule genannt, weil unsere Wände grün sind, sondern auch, weil wir uns viel mit Nachhaltigkeit beschäftigen", sagt David Hentschel, Leiter der Grundschule an der Infanteriestraße. Das bedeutet nicht nur, dass den Kindern im Unterricht etwas über Umweltschutz beigebracht wird oder dass die Klassen sich bei Exkursionen Biotope anschauen. Auch das neue Schulgebäude ist besonders nachhaltig gebaut.
Kürzlich wurde die Schule dafür von der Bayerischen Architektenkammer mit dem Prädikat Klima-Kultur-Kompetenz geehrt. Damit werden Projekte ausgezeichnet, die besonderen Wert auf Energieeffizienz, Klimaanpassung, Flächensparen, Barrierefreiheit sowie weitere Aspekte der Nachhaltigkeit legen.
Der Klimawandel ist spürbar: Heißere Sommer, Hitze in Gebäuden
Denn die Folgen des Klimawandels werden immer deutlicher spürbar: Die Sommer werden heißer, Straßen und Gebäude heizen sich stärker auf. Umso wichtiger ist es, beim Bau neuer Gebäude darauf zu achten, dass man es innen trotzdem noch gut aushält - ohne hohe Summen und große Energiemengen für eine Klimaanlage zu investieren.
Das ist in der Grundschule an der Infanteriestraße nicht nötig, wie Jeanne-Marie Ehbauer (Grüne) erläutert: Die Baureferentin zeigt auf die Balkone an der Außenfassade. Die dienen nicht nur als Fluchtweg etwa im Fall eines Brands, sondern auch der Kühlung, denn darüber wölben sich weiße Paneele, sogenannte Lightshelves. Sie sorgen dafür, dass die Sonne nicht ungehindert durch die Glasscheiben brennt, sondern sanft abgeleitet wird.

Im Schulhof sind extra viele Bäume gepflanzt worden, damit es nicht so heiß wird
Auch der Innenhof soll im Sommer nicht zum Glutofen werden. Die neugepflanzten Bäume sind zwar noch recht klein. "Aber stellen Sie sich das mal in fünf Jahren vor", sagt Ehbauer. "Dann wird das ein richtig schattiger Ort." Schutz vor jedem Wetter soll auch ein großer, überdachter Pausenbereich bieten. "Auch wenn es regnet oder heiß ist, können die Kinder trotzdem in der Pause nach draußen gehen."
Mit den Schülern möglichst viel draußen zu sein, ist auch ein Ziel von Schulleiter Hentschel. Er führt über eine Treppe auf eine Dachterrasse, deren hinterer Bereich üppig begrünt ist. Unter an diesem Vormittag eingerollten Sonnensegeln stehen hölzerne Hochbeete - die meisten davon sind noch leer.
In der Münchner Schule gibt es derzeit erst 80 Schüler
Denn aktuell ist die Schule noch klein: Erst 80 Schüler besuchen die vier Klassen. Mit der Zeit werden es jedoch mehr werden, sagt Hentschel. "Dann werden wir die Dachterrasse sicher mehr nutzen."
Denn Kinder interessieren sich durchaus für Nachhaltigkeit, hat er festgestellt. Wenn man sie vor fünf Jahren gefragt habe, was sie lernen wollen, sei die Antwort gewesen: Die Entstehung des Weltalls. "Jetzt ist es der Umweltschutz."

Auf dem Dach wird Energie mit Photovoltaik produziert
Mit der Frage, wie ihre eigene Schule zur Energiewende beiträgt, können Neugierige sich direkt in der Aula beschäftigen. Neben der gelb leuchtenden Treppe hängt eine elektronische Anzeige, auf der zu lesen ist, wie viel Energie die Photovoltaik-Anlage auf dem Dach produziert und wie viel CO2 dadurch gespart wird.
Bundestagsabgeordnete Jamila Schäfer (Grüne), die die Schule am Donnerstag bei einem Rundgang besichtigte, ist überzeugt davon, dass die Grundschule an der Infanteriestraße als Vorbild für Einrichtungen in ganz Deutschland dienen kann. "Hier sieht man, wie es gehen kann, Schularchitektur mit Nachhaltigkeit zu verknüpfen."