Kapuzinerhölzl: Wie Naturschützer in München gefährdete Arten schützen

Weil das Biotop im südlichen Moosach auf Lehmboden liegt, leben hier seltene Vögel, Insekten und Pflanzen. Bis zu 20 Naturschützer des LBV helfen gerade mit, den besonderen Lebensraum zu erhalten.
Irene Kleber |
X
Sie haben den Artikel der Merkliste hinzugefügt.
zur Merkliste
Merken
2  Kommentare
lädt ... nicht eingeloggt
Teilen  AZ bei Google News
Im Biotop Kapuzinerhölzl sind neben vielen gefährdeten Pflanzenarten und Insekten auch seltene Vögel anzutreffen - wie der Grünspecht mit seinem orangerot gefärbten Kopf.
Im Biotop Kapuzinerhölzl sind neben vielen gefährdeten Pflanzenarten und Insekten auch seltene Vögel anzutreffen - wie der Grünspecht mit seinem orangerot gefärbten Kopf. © Rosl Roessner

München Sie rechen, rupfen, schneiden und striegeln: Am Biotop im Kapuzinerhölzl sind gerade bis zu 20 Münchner Naturschützer im Einsatz, um drei Lichtungen zwischen alten Stieleichen für den Frühling vorzubereiten – und für die seltenen Tier- und Pflanzenarten, die dort einen besonderen Lebensraum haben.

Denn das insgesamt 18 Hektar große Gelände nördlich des Nymphenburger Schlossparks ist der Rest eines Lohwalds, der über Jahrhunderte den Norden und Westen von München umgeben hat – und eine Rarität in München. Es liegt auf einer Lehmzunge und hat deshalb ungewöhnliche Bodenbeschaffenheiten für den Raum München.

Weiden-Sandbienen sind in München selten anzutreffen - sie legen ihre Eier im Lehmboden ab - wie im Kapuzinerhölzl.
Weiden-Sandbienen sind in München selten anzutreffen - sie legen ihre Eier im Lehmboden ab - wie im Kapuzinerhölzl. © Katharina Spannraft

Boden belüften, auch für die Weiden-Sandbienen

Der Landesbund für Vogel- und Naturschutz (LBV) arbeitet in diesen Tagen mit etlichen ehrenamtlichen Münchner Helferinnen und Helfern daran, dass der besondere Lebensraum erhalten bleibt. Dazu gehört auch das sogenannte Striegeln, bei dem Altgras ausgerecht wird und kleine offene Bodenstellen in den nährstoffarmen Magerwiesen entstehen.

"Das ist wichtig, um den Boden zu belüften und den Pflanzen genügend Licht zur Keimung zu verschaffen", erklärt Biotopexpertin Katharina Spannraft. "Aber auch Wildbienen profitieren davon: Die Weiden-Sandbiene, die in München sonst nur selten anzutreffen ist, legt ihre Eier im offenen Lehmboden ab."

Das Große Eichenkarmin, ein Nachtfalter, entwickelt sich ausschließlich auf Eichen und ist regional stark gefährdet.
Das Große Eichenkarmin, ein Nachtfalter, entwickelt sich ausschließlich auf Eichen und ist regional stark gefährdet. © Ralph Sturm

Ein Falter, der sich nur auf Eichen entwickelt

München liegt auf der sogenannten "Münchner Schotterebene", Lehmböden sind hier die Ausnahme. "Im Kapuzinerhölzl gibt es Pflanzenschätze, die man auf den sonst von Kalkschotter geprägten Magerwiesen in München nur selten findet", erklärt Katharina Spannraft. Dazu gehören beispielsweise die Besenheide, die Traubige Graslilie oder die Steinbeere.

Aber auch besondere Vogel- und Insektenarten sind auf den Biotopflächen zu entdecken. Darunter der Silberfleck-Perlmuttfalter, der Grünspecht und das Große Eichenkarmin, eine regional stark gefährdete Nachtfalterart, die sich ausschließlich auf Eichen entwickelt.

Hier sind Freiwillige vom LBV beim "Striegeln" zu sehen. Sie rechen Altgras aus der Wiese, damit kleine offene Stellen entstehen.
Hier sind Freiwillige vom LBV beim "Striegeln" zu sehen. Sie rechen Altgras aus der Wiese, damit kleine offene Stellen entstehen. © Julius Zeitler

Bitte die Tiere nicht stören und Pflanzen nicht zertreten!

Das Kapuzinerhölzl trägt seinen Namen, weil es ehemals zu einem Kapuzinerkloster gehörte. Es ist Teil des nach EU-Recht geschützten Fauna-Flora-Habitat-Gebiets (FFH) "Nymphenburger Park mit Allee und Kapuzinerhölzl" und Fleckerl, an dem viele Münchnerinnen und Münchner gerne spazieren gehen, joggen oder picknicken. Beachten sollte man aber, wie empfindlich dieser besondere Lebensraum ist.

Lesen Sie auch

Lesen Sie auch

Lesen Sie auch

"Auf den Wegen bleiben, besonders in der Brut- und Setzzeit zwischen März und Juni Hunde anleinen, Tiere nicht stören und Pflanzen nicht zertreten oder abpflücken", bittet Katharina Spannraft. Denn neben den Pflegearbeiten durch den LBV trägt vor allem die Rücksichtnahme der Besucherinnen und Besucher dazu bei, das Biotop mit all seinen Besonderheiten zu erhalten.

  • Themen:
Lädt
Anmelden oder registrieren

Zum Login
Zu meinen Themen hinzufügen

Hinzufügen
Sie haben bereits von 15 Themen gewählt

Bearbeiten
Sie verfolgen dieses Thema bereits

Entfernen
Um "Meine AZ" nutzen zu können, müssen Sie der Datenspeicherung zustimmen.

Zustimmen
 
2 Kommentare
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
  • AufmerksamerBürger am 09.04.2024 22:12 Uhr / Bewertung:

    Dem Naturidyll werden die Grünen mit ein paar Windrädern bald den Garaus machen.
    Natur war gestern, plattmachen und kiffen ist heute

  • Guidomuc am 12.04.2024 12:26 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von AufmerksamerBürger

    Nein, die Grünen werden keine Windräder bauen, die Regierung auch nicht (jegliche) Windräder werden von Investoren gebaut, falls es sich lohnt. Und das tut es in Bayern nicht. Die halbe Windgeschwindigkeit ergibt nur ein Achtel Ertrag (Physik). Nur deshalb gibt es in Süddeutschland (Bay, BaWü) so wenige Windräder.

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.