Gratis Mittagessen für Senioren

Altersarmut ist in München ein großes Problem. Die Stadt hilft mit mehr warmen Speisen.
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Das Alten- und Servicezentrum in Obergiesing.
Das Alten- und Servicezentrum in Obergiesing. © Foto: Awo

München - Die Gefahr, im Alter arm zu werden, ist im teuren München besonders groß. 67.700 Münchner ab 65 Jahren sind nach Einschätzung des Sozialreferats von Armut bedroht. Und es werden von Jahr zu Jahr mehr: Seit den 2000er Jahren nahm die Anzahl der Menschen, die Grundsicherung im Alter beziehen, jährlich um fünf bis sechs Prozent zu. Ende 2021 bezogen somit rund 17.000 Münchner ab 65 Jahren in München Grundsicherung im Alter.

Gefahr der Altersarmut: Dürre Renten in einer teuren Stadt

Und auch die Renten fallen in München nicht so üppig aus, als dass sich alle das Leben in dieser teuren Stadt leisten könnten. Männer bekommen im Schnitt 1.220 Euro Rente, Frauen fast 300 Euro weniger: nämlich 949 Euro.

Die Armut hat Folgen. Mehr als jeder Fünfte der armen Senioren schätzt seinen Gesundheitszustand als (sehr) schlecht ein. Und mehr als die Hälfte der armen älteren Haushalte kann sich nicht leisten, bei Bedarf ihre Wohnung zu renovieren oder verschlissene Möbel zu ersetzen, unerwartete Ausgaben in Höhe von 1.100 Euro zu bezahlen oder einmal monatlich an einer Kultur- oder Sportveranstaltung teilzunehmen, die Eintritt kostet.

Auch eine warme Mahlzeit ist lange nicht für alle Senioren selbstverständlich: Irene Götz, eine Professorin an der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU), erforschte, wie ältere Frauen mit Armut umgehen. Sie lernte Seniorinnen kennen, bei denen es am Monatsende nur noch Spiegeleier gibt. Sie sprach mit Frauen, die im Supermarkt um die Kohlrabiblätter, die sonst weggeworfen werden, bitten, um daraus Krautwickel zu machen. Eine andere züchtet Tomaten in der Abstellkammer. Gemeinsam haben viele Frauen laut Irene Götz eines: Sie empfinden ihre Altersarmut als ein großes Tabu.

1,5 Millionen Euro für arme ältere Münchner

Am Donnerstag hat der Stadtrat im Sozialausschuss beschlossen, die armen älteren Münchner mehr zu unterstützen. 1,5 Millionen Euro gibt die Stadt dafür aus. Mit dem Geld will die Stadt insbesondere die Sozialen Mittagstische in den Alten- und Service-Zentren ausbauen.

Dort bekommen Seniorinnen und Senioren, deren Rente unterhalb von 1.540 Euro liegt, eine kostenlose Mahlzeit. Aber auch alle anderen können dort ein günstiges Mittagessen für rund sechs Euro kaufen.

Bisher bieten die mehr als 30 Alten- und Servicezentren diese Leistung an. Nach einem Antrag der SPD/Volt-Fraktion wird das Angebot nun auf 13 Seniorentreffs (Arcisstraße, Karl-Rudolf-Schulte-Haus, Plievierpark, Hasenbergl, Zaidmann-Seniorentreff, Seniorenbegegnungsstätte Schleißheimer Straße, Seniorenwohnen Alt-Aubing) und die 13 "Wohnen im Viertel"-Projekte sowie den "Alkoholfreien Treffpunkt Club 29" ausgeweitet.

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"Wohnen im Viertel" ist ein Projekt der Wohnungsbaugesellschaft Gewofag und ambulanter Pflegedienste vor Ort. Die Standorte, wo der Mittagstisch eingeführt wird, befinden sich an der Petra-Kelly-Straße, in der Passauerstraße, in der Hanebergstraße, in der Max-Bill-Straße, in der Eugen-Jochum-Straße, am Innsbrucker Ring sowie in der Kreillerstraße, in der Astrid-Lindgren-Straße, in der Rupertigaustraße, in der Rotbuchenstraße, in der Bayrischzeller Straße, in der Reindlstraße und am Kiem-Pauli-Weg.

An mindestens drei Werktagen können ältere Menschen hier nun zusammenkommen, miteinander essen und ins Gespräch kommen. Das kostet die Stadt knapp 820 000 Euro für den Umbau der Küchen, Personal und Budgets für das Essen. "Gerade Seniorinnen und Senioren brauchen jetzt unsere Unterstützung und sie können sich auf uns verlassen", sagt SPD-Chefin Anne Hübner.

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12 Kommentare
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  • Tony Colonia am 16.12.2022 16:48 Uhr / Bewertung:

    Und wenn man 1€ über der Grenze liegt, muss man zahlen. Irgendwie nicht gerecht.

  • SL am 16.12.2022 14:26 Uhr / Bewertung:

    "Dürre Renten in einer teuren Stadt". Aber auch üppige Pensionen

  • Witwe Bolte am 16.12.2022 15:37 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von SL

    Und die höchste Lebenserwartung haben - nicht schwer zu erraten: die ehem. höheren Beamten.
    Je niedriger die Rente, desto geringer die Lebenserwartung.
    Jetzt können wir mal darüber nachdenken, warum das so ist.........
    Vielleicht können es unsere Entscheider/innen in der Politiker allgemeinverständlich erklären.

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