Gesundheit wird gerechter: München fördert Kinderärzte in unterversorgten Stadtteilen

Arztpraxen sind in München ungleich verteilt. Nun hat die Stadt einen Plan geschaffen, um das zu ändern. Auch mehr Präventionsangebote wird es geben.
von  Christina Hertel
Im Zentrum findet man leichter einen Kinderarzt. In Vierteln am Stadtrat haben Eltern es aber schwer, einen Termin für ihr Kind zu bekommen.
Im Zentrum findet man leichter einen Kinderarzt. In Vierteln am Stadtrat haben Eltern es aber schwer, einen Termin für ihr Kind zu bekommen. © imago/argum

München - Wie lange Familien auf einen Termin bei einem Kinderarzt warten müssen, hängt auch davon ab, in welchem Stadtviertel sie leben. Denn die Praxen ballen sich im Zentrum, am Stadtrand gibt es eine viel schlechtere Versorgung. In Milbertshofen-Am Hart muss sich ein Kinderarzt um 11 695 Kinder kümmern, im Bezirk Altstadt-Lehel hat ein Arzt nur 505 junge Patienten. Die Stadt will das ändern. Der Stadtrat hat deshalb im Gesundheitsausschuss diese Woche beschlossen, Ärzte zu fördern, die ihre Praxis in einen unterversorgten Stadtteil verlegen wollen. Drei Jahre lang können sie dann von der Stadt einen Zuschuss zur Miete von fünf Euro pro Quadratmeter Praxisfläche bekommen. Hinzu kommen maximal 10 000 Euro für Umzug und Neuausstattung. Und wenn Ärzte ihre Praxis barrierefrei umbauen, können sie noch einmal maximal 20 000 Euro erhalten.

Etwas an der Verteilung der Ärzte in München zu ändern, ist für die Stadt gar nicht so einfach. Denn eigentlich bestimmt die Kassenärztliche Vereinigung (KVB), wie viele Ärzte sich in München niederlassen dürfen. Die KVB betrachtet dabei jedoch nicht einzelne Viertel, sondern die Stadt als Ganzes. Und insgesamt gibt es sogar eher zu viele Praxen in München. Deshalb erlaubt es die KVB nicht, dass sich in München noch mehr Ärzte mit einer Praxis niederlassen.

Auch Hausarztpraxen für Erwachsene sind in der Stadt nicht gleichmäßig verteilt.
Auch Hausarztpraxen für Erwachsene sind in der Stadt nicht gleichmäßig verteilt. © Peter Kneffel/dpa

Förderprogramm für Ärzte in München: Umzug in unterversorgte Stadtteile unterstützt

Die Stadt will deshalb mit ihrer Förderung die Ärzte zum Umziehen bewegen. Die "gesundheitliche Chancengleichheit" soll sich damit verbessern, sagt Klaus-Peter Rupp von der SPD. Sogar die Linke, die mit Anträgen immer wieder darauf aufmerksam gemacht hatte, wie ungerecht die Gesundheitsversorgung in München ist, freut sich über den Beschluss: "Damit wird Gesundheit von sozial benachteiligten, besonders belasteten und gesundheitsgefährdeten Menschen in Zukunft sehr stark gefördert", sagt Fraktionschef Stefan Jagel.

Und damit meint er nicht nur den Mietzuschuss. Außerdem hat der Stadtrat beschlossen, die Gesundheitstreffs auszubauen. Dort beantwortet ein Team aus einem Arzt, einem Sozialpädagogen und einer medizinischen Fachangestellten alle Fragen rund um die Gesundheit und das gesunde Aufwachsen von Kindern und Jugendlichen. Außerdem gibt es Gruppenangebote zu Bewegungsförderung und gesunder Ernährung. Auch Hebammensprechstunden können Schwangere dort wahrnehmen. 2024 soll in Neuperlach ein weiterer Gesundheitstreff entstehen. Im Hasenbergl und in der Messestadt Riem gibt es solche bereits. In Freiham wird gerade einer aufgebaut.

Außerdem setzt das Rathaus auf Vorsorge. Im Neubaugebiet Freiham hat die Stadt bereits das Konzept der "Präventionskette" gestartet. Dabei werden bestehende Netzwerke, Angebote und Dienste aus den Bereichen Gesundheit, Bildung und Soziales vor Ort zusammengeführt. Die Linke hatte beantragt, dieses Konzept auch auf das Neubaugebiet Neufreimann auszuweiten. Der Stadtrat hat das nun auch so beschlossen. Bürgermeisterin Verena Dietl (SPD) hofft, dass die Präventionskette vor allem bei wichtigen Übergängen - zum Beispiel von der Kita in die Schule - unterstützt.

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