„Das ist ganz, ganz schlimm“
Am vergangenen Dienstag wurden die Täter überführt, die am 9.März dem Türken Mehmet B. (Name geändert) vor der Kultfabrik aufgelauert haben. Der Stiefvater eines Täters ist entsetzt. Er will das Opfer entschädigen.
MÜNCHEN Mehr als zwei Monate hofften sie, dass die Polizei sie nicht erwischen würde: Der Münchner Daniel P. (20) und sein polnischer Freund Damian R. (22) aus Olching. Am vergangenen Dienstag wurden sie als Täter überführt, am 9.März dem Türken Mehmet B. (Name geändert) vor der Kultfabrik aufgelauert zu haben. Daniel P. schlug den 21-Jährigen mit einem Schlagstock fast tot. Unter Hypnose hatte sich eine 19-jährige Zeugin an wichtige Details des Fluchtwagens erinnert. Jetzt sitzen die Täter in U-Haft.
Brisant: Die jungen Männer waren beide bei einem Sicherheitsdienst beschäftigt. Daniel als Azubi zur Fachkraft für Schutz und Technik, Damian als Aushilfskraft. Daniels Stiefvater ist Chef des Unternehmens. Am Dienstag Abend stand die Polizei vor seiner Tür, um Daniel abzuholen. Die AZ sprach mit dem Stiefvater.
„Das ist alles ganz, ganz schlimm! Ich hatte mich schon gewundert, dass er immer in seinem Zimmer hockt. Aber ich dachte, dass er vielleicht Liebeskummer hat.“ Am Tag nach der brutalen Attacke in der Kultfabrik habe Daniel zwar ein blaues Auge gehabt und auch gesagt, dass er eine Auseinandersetzung hatte. „Doch zu dieser Geschichte habe ich überhaupt keinen Zusammenhang gesehen. Mich hat das alles genauso überrascht wie alle anderen.“ Hätte er davon gewusst, „hätte ich Daniel sofort genommen und wäre mit ihm zum Anwalt und zur Polizei gegangen. Er hat sich seine gesamte Zukunft verbaut“.
„Ich toleriere solche Geschichten nicht!"
Immer wieder habe er Daniel eingebläut, dass man sich als Mitarbeiter einer Sicherheitsfirma ruhig und besonnen verhalten muss. „Ich toleriere solche Geschichten nicht! Mit einem Schlagstock ins Genick – so etwas geht einfach nicht. Du denkst doch, was für Idioten, das sind Psychopathen. Dafür gibt es keine Entschuldigung.“
Daniel schilderte den Auslöser für die brutale Tat gegenüber der Polizei so: Als seine Freundin auf ihn vor einem Club in der Kultfabrik wartete, habe Mehmet sie angemacht. „Da hat er sich berufen gefühlt, sie zu verteidigen. Die waren ganz frisch zusammen. Er war super eifersüchtig.“ Daniel habe nicht erkannt, wie schwer er Mehmet B. verletzt habe. „Der ist ja danach wieder aufgestanden“, so der Stiefvater.
Von einer ausländerfeindlich motivierten Tat geht die Polizei inzwischen nicht mehr aus. „Das wäre absurd. Seine Freundin kommt aus Ex-Jugoslawien, seine besten Freunde sind Türken“, so der Security-Chef.
Warum stellte sich Daniel nicht freiwillig? „Von der Freundin weiß ich, dass er immer wieder mit sich gerungen hat. Aber diesen Schritt hat er leider nicht gemacht. Sein Rechtsanwalt sagt, nach der Festnahme war er fast erleichtert.“
Für den Security–Mann steht fest: „Für die Tat muss er gerade stehen.“ Er selbst will das Opfer entschädigen.
Nina Job
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