„Das ist eine Fehlplanung“
Rollstuhlfahrer und Anwohner werfen der Stadt vor, bei der neuen Münchner Freiheit Fehler gemacht zu haben. Die Antwort der MVG: Wo eine Tram fährt, braucht es keinen Bus mehr
SCHWABING Gebrochene Versprechen, fehlende Direktverbindungen, groteske Fehlplanung – die Beschwerden zur Münchner Freiheit reißen nicht ab. Ein halbes Jahr nach der feierlichen Eröffnung der Haltestelle und der Jungfernfahrt der Tram 23 sind viele Schwabinger sauer. Die Behinderten der Pfennigparade beklagen, dass die Buslinie 54 nicht mehr bei ihnen hält – und es somit keine direkte Verbindung zur Münchner Freiheit mehr gibt. Am Montag soll ein Gespräch zwischen MVG und Betroffenen neue Lösungswege ergeben.
Die Rollstuhlfahrer aus der Barlachstraße fühlen sich schlichtweg abgehängt. Sprecher Werner Schwarz: „Man hatte uns sogar schriftlich versprochen, dass die Direktanbindung zur Münchner Freiheit erhalten bleibt.“
Der Rollstuhlfahrer klagt: „Früher hat es zehn Minuten gedauert, jetzt muss ich umsteigen und brauche dreimal so lange. Im Winter bin ich einmal gar nicht angekommen, weil der Schnee am Fahrbahnrand beim Umsteigen zu hoch war.“ Schwarz’ bitteres Fazit: „Mit der neuen Münchner Freiheit sollten für uns Barrieren abgebaut werden, stattdessen wurden neue aufgebaut.“
Nicht nur von dieser Seite hagelt es Kritik für die MVG. In der Germaniastraße halten nun Busse, einst war sie eine ruhige Nebenstraße. „99Busse habe ich an einem Samstagabend gezählt“, berichtet ein Anwohner. Der Grund: Die Linie 54 kann an der Münchner Freiheit auf Grund einer fehlenden Signalanlage nicht wenden und muss dafür zwei Straßen weiter die Germaniastraße anfahren. Dort parken die Busse bis zum nächsten Einsatz.
„Eine total groteske Fehlplanung“ nennt das nicht nur Andreas Nagel vom Fahrgastverband „Aktion Münchner Fahrgäste“: „Wie es dazu kommen konnte, ist mir rätselhaft.“ Wie Schwarz plädiert er dafür, dass die Linie 54 statt in der Germaniastraße zu wenden, wieder die Barlachstraße anfährt. Außerdem solle man die Tram noch weiter stadteinwärts fahren lassen, um die überfüllten U-Bahnen auf der Strecke zu entlasten.
Bei der MVG will man sich heute der Diskussion stellen. Aber eine Möglichkeit, die Wünsche der Rollstuhlfahrer zu erfüllen, sieht man nicht. Aus Gründen der Wirtschaftlichkeit. „Die Buslinien 54, 140 und 141 sind nach Abschluss der Tram-Bauarbeiten nicht auf ihre frühere Strecke zurückgekehrt, weil sie zwischen Münchner Freiheit und Parzivalplatz auf demselben Abschnitt wie die Tram 23 fahren würden“, erklärt Sprecher Christian Miehling. Das verbiete sich in Zeiten knapper Kassen. An dieser Position hat sich bei der MVG in den vergangenen sechs Monaten nichts geändert.
Nur soviel ist klar: Im Stadtrat wurde als Termin für die Signalanlage für die Wendemanöver „Oktober 2010“ genannt. Die Diskussion mit der MVG findet heute um 17 Uhr statt in der Pfennigparade, Barlachstraße 28. John Schneider
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