Das ist der neue Regio raus aus München – eins fällt sofort auf

München - Rund um Weihnachten ist freilich große Reisezeit. Etliche Menschen schieben Kinderwagen und Monstertrolleys vor sich her oder stapfen mit schwerem Rucksack durch die Bahnhofshalle. Eigentlich alles wie immer rund ums Fest.
Doch seit Mitte des Monats gibt es am Gleis 24 etwas Neues zu sehen. Die DB setzt nigelnagelneue Regio-Züge als Donau-Isar-Express auf der Strecke zwischen München nach Passau über Freising und Landshut ein.
Die Desiro HC-Züge von Siemens haben bis zu 1140 Sitzplätze, wenn man drei Zugteile zusammensetzt – in den alten Regios waren es laut Bahn maximal 900 Plätze. Auch der Komfort soll höher sein und WLAN soll es geben. 25 neue Züge sind auf der Strecke unterwegs. Die AZ hat den Test gemacht.
Neuer Regio: Verwirrung um Zugteilung
Vor der Abfahrt vor Weihnachten um 18.24 Uhr herrscht erst mal Verwirrung bei unerfahrenen Fahrgästen. Zwar steht auf der Anzeigetafel des Bahnhofs am Kopf des Gleises der RE 3 nach Passau angeschrieben. Auf dem blitzsauberen Zug aber leuchtet kräftig "RE 3 Landshut" den Reisenden entgegen.
Ein wenig motiviert scheinender Herr in Warnweste murmelt zwei hilflosen Teenagern entgegen: "Passt scho, vorne steht ja Passau." Die Damen sind wenig überzeugt, steigen trotzdem ein.
Fast wie Spielzeug frisch aus der Verpackung
Erfahrene Zugfahrer wissen um die geteilten Züge und die teils falsche beziehungsweise verwirrende Anzeige. Und tatsächlich: Nach etwa der Hälfte des kompletten Zuges ist die Trennung zu sehen. Hier wurden zwei nagelneue Züge zusammengehängt. Ein Segen an diesem hoch frequentierten Reisetag.
Am Zug selbst fällt auf: Keine einzige Schmiererei ziert bisher die Wagen. An der Verbindung der beiden Zugteile und zwischen den Waggons wiederum wird sichtbar: Der Zug kommt quasi aus dem Werk. Die schwarzen Kunststoffschläuche scheinen fast wie ladenfrisches Spielzeug, keine Gebrauchsspur ist zu erkennen.

Ungewohnt angenehmer Geruch
Auch im Zug selbst: Es riecht, anders als in sonstigen Regionalzügen, nicht nach Urin oder dem Angstschweiß umsteigegeplagter Gelegenheitsbahnfahrer, sondern fabrikfrisch.
Die Türen gleiten geschmeidiger auf als im Raumschiff Enterprise, bei keinem Schritt klebt der Schuh am Boden fest, die Ansagen aus den Lautsprechern sind so klar wie die Sicht aus den Scheiben, flache Bildschirme zeigen gestochen scharf das nächste Ziel samt Umsteigemöglichkeit.

Am Anfang und Ende des Waggons gibt es, anders als in den alten Regios, Gepäckablageflächen. Es sind Mehrzweckabteile für Radler, Rollstuhlfahrer und Kinderwagen zu finden. Nur über den Köpfen gibt es im oberen Teil auch im neuen Zug keine Gepäckablage, der Reiserucksack landet auch hier auf den Sitzen.
WLAN lässt zu wünschen übrig
Besonders beeindruckt die AZ der Druck aus dem Wasserhahn der Toiletten. Seife und Papier sind ebenfalls vorhanden. Es ist ungewöhnlich sauber.

Beim Telefonieren erstaunt ebenfalls die Klarheit des Gesprächspartners am anderen Ende der Leitung – zumindest bis zur magischen Grenze kurz hinter Freising. Für ein paar Kilometer existiert hier einfach kein Empfang. Dafür kann die Bahn allerdings nichts.
Ganz begeistert nimmt die AZ auch das WLAN-Symbol wahr. Eine Verbindung am Handy kommt allerdings nicht zustande. Wäre auch zu schön gewesen. Bei der Rückfahrt wiederum: Mithilfe weniger Klicks funktioniert die Verbindung durchgehend.
Top, dem 21. Jahrhundert aber eher angemessen als erstaunlich: Es gibt Steckdosen.
Überraschende Pünktlichkeit
Nach guten zwei Stunden riecht der Zug zwar doch mehr nach Mensch als nach Fabrik, aber die neuen Züge kommen allein schon durch ihre Sauberkeit modern daher. Der Komfort ist für einen Regionalzug völlig in Ordnung.
Am erstaunlichsten ist am Ende, dass der Zug auf die Minute genau am Endbahnhof in Passau einrollt. Auf dieser Strecke eine wahre Seltenheit; ob es am neuen Zug oder doch am weihnachtlichen Feierabendwunsch des Zugführers lag, konnte die AZ nicht herausfinden.