Das ist das Elefantenbaby von Hellabrunn

Hellabrunn hat einen neuen Star bekommen: Elefantendame Temi hat ein gesundes Bullenkalb zur Welt gebracht. Bis die Besucher das Jungtier sehen können, wird es aber noch ein wenig dauern.
München - Sie hat es spannend gemacht: Seit März warteten Tierärzte und Pfleger in Hellabrunn darauf, dass Dickhäuter-Dame Temi(9) ihr Junges bekommt. Jetzt war es so weit: Um 21.16Uhr am Freitagabend brachte die indische Elefantin einen gesunden Bullen zur Welt.
Die Geburt sei „unkompliziert, aber anstrengend“ gewesen, teilte der Tierpark mit. Nach AZ-Informationen hat Temi ihr Kalb angenommen. Die Mutter und das – noch namenlose – Riesenbaby sind wohlauf. Der Alarmplan für die Geburt war seit Wochen fixiert: Der „wachhabende“ Elefantenpfleger alarmierte seine Kollegen und die Tierpark-Veterinäre. Gemeinsam brachten sie das Kalb nach der Geburt außer Reichweite der Mutter – sonst hätte Gefahr bestanden, dass die schmerzgeplagte Kuh auf das Jungtier losgeht.
Für den Notfall stand alles bereit: Sauerstoffgerät, Ersatzmilch, Milchwärmer, eine überdimensionale Nuckelflasche für den Fall, dass die Mutter ihr Kalb verstößt. Nichts davon wurde benötigt. Der kleine Bulle wurde, nachdem sich Temi beruhigt hatte, zu ihr zurück gebracht. Sehen können die Besucher den Baby-Dickhäuter noch nicht: Mutter und Kind sollen sich in Ruhe aneinander gewöhnen und bleiben vorerst im Elefantenhaus.
Jamuna Toni, der letzte Hellabrunner Mini-Dumbo, war im Dezember 2009 geboren worden. Alle hatten sich über die erste erfolgreiche Elefantengeburt seit mehr als 60 Jahren Freude. Doch Mutter Panang(22) weigerte sich, ihr Kalb zu säugen. Pfleger zogen es liebevoll mit der Flasche auf. Trotzdem musste Jamuna nach sechs Monaten wegen einer Knochenkrankheit eingeschläfert werden. Jetzt drücken nicht nur die Hellabrunner Temi und ihrem Sohn die Daumen – und Panang, die 2012 erneut ein Jungtier bekommt.
Am 8. Mai 1932 kam in Hellabrunn der erste in Gefangenschaft geborene Elefant zur Welt – „Wastl“. Für München war das eine Sensation, für Jungtier und Pfleger ein gefährliches Abenteuer, und für den Tierpark der Anfang einer ganzen Serie von Dickhäuter-Dramen.
„Um 2 Uhr hörte der Nachtwächter plötzlich Lärm bei den Elefanten“, schrieb der damalige Zoo-Direktor Heinz Heck über „Wastls“ Geburt. „Da lag ein eben geborener Elefant, anscheinend von der wütenden Mutter weggeschleudert, in der vorderen Käfigecke. Die Alte hatte ihre Kette zerrissen und schlug brüllend mit ihr nach dem Jungen, dass die Funken stoben.“ Der winzige Bulle wog nur 50 Kilo, war schwer verletzt und musste 12 Tage lang von Pflegern mit der Flasche ernährt werden. Erst dann ließ ihn Mutter „Cora“ trinken.
1939 verkauften die Münchner „Wastl“ nach Berlin. Als 1943 das dortige Elefantenhaus bei einem Luftangriff zerstört wurde, türmte der inzwischen stattliche Bulle – und wurde auf der Flucht erschossen. Auch das Leben seiner Schwester „Stasi“ (Vater der beiden war der legendäre Bulle „Boy“), die in der Silvesternacht 1934 in Hellabrunn zur Welt kam, endete tragisch: Sie wurde 1968 eingeschläfert – angeblich, weil sie zu aggressiv war.
Am 11.April 1943 Freude sich die Münchner erneut über einen Mini-Dumbo. Elefantin „Matadi“ brachte in Hellabrunn den kleinen „Adam“ zur Welt. Doch „Matadi“ ging bald darauf ein und ihr Sohn wurde nur sieben Monate alt: „Adam“ überlebte zwar die Bombardierung des Elefantenhauses, starb dann aber an einer Darminfektion.