Das hilft gegen den inneren Schweinehund

Abspecken, mehr sporteln, das Rauchen aufgeben, ausmisten und an den Anruf bei den Eltern denken - man nimmt sich ja viel vor, wenn ein neues Jahr beginnt. Aber wie hält man die Pläne auch durch?
Na? Heute schon Frühsport im Schnee gemacht? Den Papierhaufen auf dem Schreibtisch weggeschafft? Alle Rest-Zigaretten in den Müll gestopft? Nein?!
Kein Wunder eigentlich. Trotz aller guter Vorsätze bei Schampus und Böllerkrach – nur die wenigsten Deutschen starten so gesund, sportlich und aufgeräumt ins neue Jahr, wie sie sich’s wünschen würden. Ein Drittel der Deutschen (34 Prozent) will laut einer Umfrage 2015 abspecken, mehr als die Hälfte (55 Prozent) will regelmäßig sporteln und knapp jeder Fünfte (18 Prozent) will weniger fernsehen.
Bloß: Die Durchhalte-Quote ist in aller Regel überschaubar. Jeder Fünfte nimmt sich fürs neue Jahr gar nichts mehr vor, weil sich ja ohnehin bald wieder die alte Routine einschleicht, samt aller alten Laster. Wie also geht das: Die Dinge wirklich ändern? Den inneren Schweinehund überwinden? Wir haben die Motivationstrainerin Nicola Fritze, den Abnehm-Coach Noel Schulz und die Paar-Expertin Silvia Fauck gefragt. Hier sind die wichtigsten Vorsätze und die wichtigsten Antworten.
Ich will mehr sporteln!
Wissen Sie das genau? Das klappt nämlich nur mit einer echten, ernsthaften Entscheidung! Also: Finden Sie raus, was für ein Sport Ihnen Spaß macht. Joggen? Walken? Schwimmen? Yoga? Kickboxen? Oder doch lieber Zumba? Studieren Sie die (kostenlosen) Fitnessangebote Ihrer Krankenkasse, die Sportangebote bei der Volkshochschule oder Schnupperkurse im Fitnessclub um die Ecke. Buchen Sie gleich einen ersten Termin.
Falls Sie auf digitale Coaches stehen: Laden Sie sich eine Fitness-App auf Ihr Smartphone (wie „Workout Trainer“, „MiCoach“ oder „Runtastic“ – lustig zum Messen und Vergleichen). Legen Sie sich abends die Lauf-/Schwimm-/Yoga-Klamotten direkt neben das Bett (oder in den Rucksack für die Arbeit). Und suchen Sie sich Mitstreiter. Keine Weicheier. Sondern harte Hunde, die Sie antreiben, wenn Sie schwächeln.
Ich will abspecken!
Ach ja? Weil wer das will? Sie selber? Dann halten Sie schriftlich fest: Welche Diät ist für Sie sinnvoll und macht Ihnen Spaß. Wie viel genau wollen Sie bis wann abnehmen.
Ein Personal Trainer oder Organisationen wie die Weight Watchers können beraten. Für Smartphones sind auch jede Menge Abnehm-Apps auf dem Markt, die als Fitnesscoach, Ernährungstagebuch und Diätplan in einem fungieren.Auch viele Krankenkassen coachen. Die AOK zum Beispiel über www.abnehmen-mit-genuss.de. Fragen Sie bei Ihrer Kasse nach oder schauen Sie sich die Webseiten an.
Ich will nicht mehr rauchen!
Alle Zigaretten und Aschenbecher wegwerfen, E-Zigaretten dampfen, Nikotinkaugummis kauen, Hypnose, Akupunktur und alternative Rituale zur Qualmerei: Wer’s trotz aller Tricks beim dritten Versuch noch nicht geschafft hat, lässt sich am besten von Experten helfen. Gute Empfehlungen haben etwa die Raucherentwöhnungskurse in der Münchner Psychosozialen Beratungsstelle im Tal. Das Gruppenprogramm dauert zehn Wochen mit wöchentlichen Sitzungen (Krankenkassen zahlen Zuschüsse). Informationen gibt es unter Tel: 089/28 28 22 oder unter www.tal19.de.
Ich will besser essen!
Gesunde Lebensmittel im Kühlschrank wären ein Anfang. Also: Fertigpampen, Schokolade und Chips heute im Supermarkt lassen! Kochen Sie fürs nächste Job-Mittagessen am Montag einfach mal vor, anstatt sich dort mit Butterbrezen oder Fast Food vollzumampfen. Und, bevor am Sonntag der Tatort anfängt: Karotten, Paprika und Käsestückchen schnibbeln, dazu vielleicht einen Joghurt-Dip reichen. Viele Tipps gibt’s auch bei den Krankenkassen. Unter www.tk-online.de zum Beispiel beim „ErnährungsCoach“, der Ihr tägliches Essverhalten analysiert und einen persönlichen Ernährungsplan bastelt.
Ich will ausmisten!
Jawoll, entmüllen befreit. Machen Sie einen Plan: Welche Ecken in Ihrer Wohnung brauchen Luft (Kleiderschrank, Dachboden, Rumpelkammer)? Bis wann genau soll das Gerümpel verschwinden? Wann ist der nächste Sperrmüll- und Flohmarkttag? Wo ist Ihr nächster Wertstoffhof? Aufschreiben! Am besten entscheiden Sie sich, ein bisschen zu renovieren – dann müssen Sie ohnehin alle Möbel verrutschen und werfen mit viel mehr Lust Überflüssiges raus.
Ich will keinen Geburtstag mehr vergessen!
Das ist jetzt echt nicht so schwer: Kalender besorgen, alles eintragen, an die Küchentür hängen. Und zur Sicherheit alle Jubeltage als „Termine“ ins Handy tippen – das wird Sie mit dem Gepiepe ausreichend daran erinnern, dass Sie ein Ständchen zu singen haben. Machen Sie’s gleich. Alles, was länger als drei Tage liegen bleibt, wird nix mehr.
Ich will meine Liebe auffrischen!
Bevor Sie schweigend vor der Glotze verkümmern? Unbedingt! Schreiben Sie sich gegenseitig Wunschzettel für gemeinsame Zeit. Planen Sie jetzt den Paar-Urlaub fürs ganze Jahr. Geben Sie drei Mal im Jahr ein kleines Fest für Freunde. Erlauben Sie sich gegenseitig Freiräume für Hobbies, Sport und Freunde. Verabreden Sie feste Zeiten für die Liebe – und ja doch, hübschen Sie sich auf, als wäre Ihr Partner ein aufregendes Date.
Ich will sparsamer sein!
In Ihrem Lieblings-Schuhladen oder beim Lustkauf beim Autohändler? Wie viel Konsumrausch drin ist, klärt sich leicht, wenn man sich mal im Detail in seine Ausgabenliste vertieft. Sollte der Blick auf den Kontostand ganz, ganz unerfreulich sein, empfiehlt sich, die EC- und Kreditkarte daheim in der Schublade zu lassen und nur noch bar zu zahlen. Und, altmodisch aber effektiv: ein monatliches Haushaltsbuch.
Ich will weniger trinken!
Das sagen Sie sich auch nicht zum ersten Mal, oder? Diesmal also richtig: Schreiben Sie sich auf, wie viele Gläser Wein, Bier oder Schnaps Sie am Tag in sich reinschütten. Auf wie viele wollen Sie in welcher Zeit reduzieren? Hängen Sie sich das an die Küchentür. Coachen Sie sich runter, bis Sie bei täglich einem Glas angelangt sind. Oder legen Sie Regeln fest: Ich trinke nur noch am Wochenende/ nur noch nach 20 Uhr/ nur noch in Gesellschaft. Zur Not kontaktieren Sie Experten.
Ich will meine Mutter jede Woche anrufen!
Je öfter Sie’s tun, umso netter wird’s. Weil Sie dann aus dem Alltag wirklich was zu erzählen haben statt nur oberflächlichem „Wie-geht’s/Geht-schon/Dann-is-ja-gut“-Blabla. Kleben Sie sich ein „Post-it“ an die Kaffeemaschine mit „Mittwoch: Mama!“. Oder speichern Sie den Termin im Mobiltelefon.
Ich will den Müll raustragen, bevor er stinkt!
Das ist einfach: Stellen Sie den Müllsack erstmal zugeknotet vor die Tür – das sind nur ein paar Schritte, für die Sie sich nicht extra Schuhe anziehen müssen. Beim nächsten Mal Rausgehen nehmen Sie ihn einfach mit.
Ich will ab jetzt pünktlich sein!
Da hilft nur Selbsterziehung – und manchmal ein kleiner Trick für den Start: Stellen Sie sich die Uhr zunächst 15 Minuten vor. Und passen Sie sie jede Woche um eine Minute mehr an die reale Zeit an. Oder: Machen Sie insgeheim mit sich selbst eine frühere Ankunftszeit aus. Dann merkt die Verspätung nur einer, nämlich Sie. Für alle anderen sind Sie pünktlich.
Ich will meine Zeit nicht mehr sinnlos (vor der Glotze/ am PC/ beim Computerspielen) vertrödeln!
Vermutlich wollen Sie das wirklich. Nur: Es fällt Ihnen nix Besseres ein. Also: Schalten Sie alle Maschinen aus und fragen sich: Worauf habe ich Lust? Was wollte ich immer schon können? Mit wem will ich was tun – oder lieber alleine? Dann schreiben Sie sich eine Wunsch-Hobbyliste. Pokern? Winter-Grillen? Die Odyssee rezitieren? Arien singen? Könnte ein lustiges Jahr werden.