Das große Reinemachen im Klinikum

Krisensitzung des Aufsichtsrats der städtischen Klinikum GmbH – nach dem Hygiene-Skandal hagelt es jetzt die Kündigungen. Neues pikantes Detail: Hep Monatzeder sagt, es habe sich kein Arzt gefunden für den Job des Klinikchefs – doch ein Mediziner sagt, er sei abgewimmelt worden
von  Abendzeitung
Das städtische Klinikum Bogenhausen
Das städtische Klinikum Bogenhausen © imago

MÜNCHEN - Krisensitzung des Aufsichtsrats der städtischen Klinikum GmbH – nach dem Hygiene-Skandal hagelt es jetzt die Kündigungen. Neues pikantes Detail: Hep Monatzeder sagt, es habe sich kein Arzt gefunden für den Job des Klinikchefs – doch ein Mediziner sagt, er sei abgewimmelt worden

Nach dem Hygiene-Skandal wird jetzt an der Spitze der städtischen Klinikum GmbH sauber gemacht. Gestern war Krisensitzung des Aufsichtsrats. Dabei ging es neben den unappetitlichen Fakten des Schmuddel-Skandals um die Service-Firma Medizet auch um die außerordentliche Kündigung von Geschäftsführern.

Im Feuer stehen Klinikchef Manfred Greiner (SPD), Planungs-Geschäftsführer Reinhard Fuß (Grüne – er hat den von Medizet ausgelösten Skandal in Bogenhausen und Neuperlach vertuscht) und Personalchef Bruno Wirnitzer (SPD). Sie sollen seit August 2009 nachweisbar vom Skandal gewusst, ihn vertuscht und nichts unternommen haben. Das Ergebnis war bei Redaktionsschluss noch offen.

Wie geht es nun weiter? Wer wird die Kliniken leiten, bis die Posten wieder besetzt sind? Das kann dauern. Und vor allen Dingen: Wird endlich ein Arzt an die Spitze der städtischen Klinikum GmbH berufen (dem Dach der Krankenhäuser Schwabing, Harlaching, Bogenhausen, Neuperlach und Thalkirchner Straße)? Das hat die CSU immer gefordert. OB Christian Ude tendiert jetzt auch dazu.

In der alten Chef-Riege saß kein einziger Mediziner. Angeblich habe sich keiner beworben, sagt der Aufsichtratsvorsitzende Hep Monatzeder (Grüne): Zu diesen finanziellen Konditionen wäre kein Mediziner dazu bereit gewesen.

Dem widerspricht Dr. Christoph Emminger vehement. Der Arzt ist Vorsitzender des Gesamtbetriebsrats der städtischen Klinikum GmbH – und erklärt gegenüber der AZ: „Ich wollte mich bewerben. In einem vertraulichen Gespräch mit einem in der politischen Szene der Stadt – und nicht etwa des Landtags – hoch angesehenen Menschen habe ich mich darüber unterhalten.“ Das könne Emminger jederzeit beeiden. Ihm sei bedeutet worden, dass er als Arzt „einen Webfehler“ habe. Und die Bezahlung? „Man hat mit mir an keiner Stelle über die Bezahlung gesprochen.“

Lügt Monatzeder?

Die Spitze der Klinikum GmbH ist seit Tagen abgetaucht. Das passt zu dem Brandbrief, den die Chefärzte aus Neuperlach am Dienstag an den Aufsichtsratsvorsitzenden Hep Monatzeder geschickt haben. Der lag gestern in der Krisensitzung wie eine Bombe auf dem Tisch. Denn auf die massenhaften Proteste der Ärzte hat die Geschäftsführung nicht reagiert. Alle vier Geschäftsführer wussten seit August 2009 davon, weil sie von den Ärzten „ausführlich“ informiert worden waren.

„Es ist höchst dramatisch“, erkannte gestern erstmals CSU-Fraktionschef Josef Schmid: „Neben den Verantwortlichen in der Klinikum GmbH müssen deshalb auch die für die Fehlbesetzung verantwortlichen Politiker Konsequenzen ziehen.“ Nur ein Austauschen der Köpfe im Klinikum „reicht angesichts des Desasters nicht aus“. Willi Bock

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.