Das große Reinemachen bei der Deutschen Bahn

Kleiner Tipp: Wenn Sie sich an einem Bahnhof noch schnell einen Döner holen, schauen sie lieber auf den freundlichen Mann hinter der Theke oder auf das Sandwich – und nicht nach oben. Denn da, wo gebrutzelt wird, sehen die Decken bisweilen besonders fies aus – der Staub bleibt im Fett gut hängen.
„Die Deckenplatten müssen wir in dem Bereich einzeln abnehmen, die Reinigung ist ziemlich aufwendig. Drei Leute haben eine Woche gearbeitet, bis wir mit der ganzen Decke fertig waren“, berichtet Andreas Jung. Er ist Bereichsleiter bei der DB Service und koordiniert unter anderem die Reinigungsteams am Ostbahnhof.
Dort ist die Decke mit den Gitterplatten im März grundgereinigt worden. Im November ist es schon wieder Zeit. Halbjährliche Reinigung der Deckenverschalung – eine erste Erkenntnis, die die Bahn aus ihrer Qualitätsoffensive am Ostbahnhof ziehen kann.
Kundenbeschwerden wegen mangelnder Sauberkeit zeigen Wirkung
Nachdem sich die Kundenbeschwerden über die mangelnde Sauberkeit gehäuft hatten, bekam der Ostbahnhof eine Grundreinigung verordnet. Vor allem die Decken und Wände, der Tunnel unter den Gleisen in Richtung Kultfabrik und die Taubenspicker werden seit einiger Zeit vom Dreck befreit. Bis Ende November will die Bahn mit der akuten Schmutzbeseitigung durchsein. 70 000 Euro lässt der Konzern dafür fließen. Zum Vergleich: Die reguläre Reinigungsarbeit kostet allein für den Ostbahnhof rund 300 000 Euro im Jahr.
Lesen Sie hier: SPD fordert Vordach-Abriss und Alkoholverbot am Hauptbahnhof
Warum sich ausgerechnet am Ostbahnhof die Beschwerden über den Dreck häufen, kann sich der Manager der Münchner Bahnhöfe, Heiko Hamann, nicht genau erklären. „Grundsätzlich würde ich den Ostbahnhof nicht als schmuddelig bezeichnen“, sagt er. Mit der Großreinigung soll sich dieser Eindruck künftig auch bei den etwa 125 000 Reisenden, die täglich am Ostbahnhof ein- und aussteigen, einstellen.
Bei den normalen Reinigungsarbeiten gibt es eine Abstufung der Wichtigkeit. Ganz oben: alles, was die Kunden anfassen müssen, also Handläufe oder Schließfächer. Dann kommt der Sichtbereich dran. Auch Scheiben und Böden werden täglich saubergemacht, mit dem Hochdruckreiniger laufen Andreas Jungs Mitarbeiter nachts über die Bahnsteige.
Auszugschächte dagegen werden nur einmal im Jahr gereinigt, ebenso Rolltreppen. Am Mittwoch ist Ramazanu Ugur gerade dabei eine Fahrtreppe mit einer etwas wunderlichen Maschine sauber zumachen. „Das dauert für eine kurze Rolltreppe, wie hier, etwas vier bis fünf Stunden. Für die ganz langen (wie z.B. am Marienplatz, Anm. d.Red.) brauchen wir fast zwölf Stunden.“
Insgesamt hat Andreas Jung elf Mitarbeiter in seinem Reinigungsteam am Ostbahnhof, während des Betriebes am Tag sind immer drei im Einsatz. Bei Bedarf holt Jung Spezialisten – zum Beispiel Schädlingsbekämpfer. „Das ist ein Problem, mit dem wir immer mehr kämpfen. Besonders die Tauben sind eine Plage.“
Lesen Sie auch: Für Zweite Stammstrecke - Am Hauptbahnhof wird ab sofort gebaut
Gegen die Vögel kommen die Spicker zum Einsatz. Diese „Taubenvergrämungsanlagen“ sind gleichzeitig wunderbar geeignet, um Dreck zu sammeln – und dann aufwendig zu reinigen.
Der Großputz am Ostbahnhof ist fast abgeschlossen, mit der zweiten Reinigung der Decke soll Ende November alles glänzen. Die Arbeiten ziehen sich, weil der Putzplan gestaffelt läuft. „Zum einen reicht unser Personalstab nicht, um alles gleichzeitig zu erledigen. Außerdem würden sich die Arbeiter zum Teil gegenseitig in die Quere kommen. Und nicht zuletzt arbeiten wir im laufenden Betrieb – die Kunden wollen auch nicht dauernd über Putzeimer und Kabel stolpern“, so Homann.
Bis Ende des Jahres will die Bahn auch die Sanierung der WC-Anlage im Tunnel Richtung U-Bahn abgeschlossen haben. In München beschränkt sich die Sauberkeitsoffensive zunächst auf den Ostbahnhof – andere Stationen wie Pasing und der Hauptbahnhof könnten dann zwischen 2017 und 2020 folgen. Im November will die Bahn außerdem ein Ideenpaket für die Kundenzufriedenheit auf den Bahnhöfen der Stammstrecke präsentieren. Es gibt offenbar viel zu tun.