„Das gibt’s doch nicht – das kann nicht sein“

Die Schrannenhalle als Fußball-Palast: Mehr als 3000 Fans haben am Viktualienmarkt mit ihrem Team gehofft und gelitten – als alles aus ist, feiern sie den FC Bayern trotzdem mit Gesängen.
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Fassungslosigkeit, betrübte Stimmung: Die Fans in der Schrannenhalle litten mit
Ronald Zimmermann Fassungslosigkeit, betrübte Stimmung: Die Fans in der Schrannenhalle litten mit

MÜNCHEN/SCHRANNENHALLE - Die Schrannenhalle als Fußball-Palast: Mehr als 3000 Fans haben am Viktualienmarkt mit ihrem Team gehofft und gelitten – als alles aus ist, feiern sie den FC Bayern trotzdem mit Gesängen.

Gehofft, gekämpft, verloren – ganz München hat am Samstagabend mit dem FC Bayern gebangt und gelitten. Rot-Weiß dominierte die Stadt – Tausende strömten mit Trikots, Schals und Mützen in die Biergärten und Kneipen – und in die Schrannenhalle, wo 3000 Fans das Spiel verfolgten. Die Halle wurde zum Fußball-Palast mitten in der Altstadt. Die Fans sangen und bangten mit den Bayern. Mit Bockwurst und Bier standen und saßen sie unter rotem Licht, die Luft drückte wie im Bierzelt auf der Wiesn.

Die Stimmung war angespannt. Bei soviel Optimismus im Vorfeld kein Wunder. Nach einer Viertelstunde stellte Sat1-Kommentator Wolff-Christoph Fuss fest: „Die Bayern sind noch nicht im Spiel.“ Die Fans spürten das auch. Skeptische Blicke wechselten sich ab mit peitschenden „Bayern, Bayern!“-Gesängen. Es war ein Wechselspiel zwischen Hoffen und Bangen: Bei jedem Konter hörte man, wie euphorisch auch die Party-Fans daheim sein können. Freistoß für Inter - Butt hält. „Buuutt - Buuutt!“, schrie die Schranne. Jede Bayern-Aktion wurde bejubelt: „Hey, hey, hey“, hallte es durch die Halle. Jede gelungene Flanke wurde mit Applaus belohnt.

Bis zur 35. Minute: Da stieß Milito die Schranne in die Depression. 1:0! Das saß. Kopfschütteln, Zigarette an. München unter Schock.

Die zaghaften „Auf geht's Bayern“-Rufe verstummten sofort, wenn Inter konterte. Fuss sagte: „Das ist ein bisschen Van-Gaal-Fußball aus der Frühphase der Saison.“ Die Stimmung war plötzlich auch so wie am Anfang der Saison. Dann war Halbzeit. Zeit für Biernachschub, Analyse und Stoßgebete. „Jetzt ’ne ordentliche Gardinenpredigt und dann 1:1 und wir machen 's in der Verlängerung!“, sagte ein Fan. Und wirklich: Die Bayern kamen schwungvoll aus der Kabine und steckten die Daheimgebliebenen mit ihrem Elan an.

Auch die Inter-Angriffe taten der Stimmung in der Schranne keinen Abbruch. Die Schranne schrie, damit es bis nach Madrid zu hören war. Doch der Schwung war von kurzer Dauer, die Fans schlugen verzweifelt die Hände vors Gesicht. Die Fans sangen gegen das Pfeifen der italienischen Tifosi in Madrid an, wenn Bayern Ballbesitz hatte.

Noch war nichts verloren, raunte der blonde Fan in Lederhosn und wiederholte: „1:1 Und dann in der Verlängerung!“ Aber dann: Wieder Milito – 2:0. „Das gibt's doch nicht! Das kann nicht sein!“ Die Verzweiflung entlud sich in einem kollektiven Seufzer. Nur eine kleine Gruppe direkt vor der Leinwand schrie die Bayern noch nach vorne.

Mit jeder Minute, die verstrich, machte sich mehr Resignation breit. Der Eine gähnte, der Andere vergrub das Gesicht in den auf der Bank verschränkten Armen. Er konnte nicht mehr hinsehen. Dann war das Spiel aus, die Enttäuschung groß. Die Gruppe vor der Leinwand sang noch mal: „FC Bayern – Stern des Südens!“ Es war kein Abgesang, da wurde den Bayern Respekt gezollt für eine tolle Saison und nochmal das Double gefeiert.Johan Kornder

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