"Das ganz normale Fußball-Chaos"
MÜNCHEN - Im Untergrund, auf dem Mittleren Ring und auf der A9 war es drängend voll. Trotz Arbeitskampfes brachte die MVG alle Fans des FC Bayern und von U2 pünktlich in die Arena und das Olympiastadion. Die Lokführer drohen nun mit weiteren Arbeitsniederlegungen auch während der Wiesn.
In der U-Bahn Gedränge, auf den Straßen Blech-Lawinen: Der MVG-Streik hat am Mittwochabend zu Verzögerungen im Nahverkehr und Staus auf den Straßen geführt. Trotz des Ausstands der Lokführer, wovon U-Bahnen, Tram und Busse betroffen waren, gelangten alle Besucher des U2-Konzerts und des Champions League-Spiels FC Bayern gegen AS Rom pünktlich ins Olympiastadion oder in die Allianz Arena. Die in der dbb-Tarifunion vereinten Streikenden drohen nun mit weiteren Arbeitsniederlegungen auch während der Wiesn.
Rund um die Allianz Arena und auf dem Mittleren Ring kam es vor Veranstaltungsbeginn zu langen Staus – auf insgesamt 20 Kilometer Länge standen die Autos Stoßstange an Stoßstange. Auch im Untergrund war es zuvor drängend voll – vor allem Richtung Olympiastadion. Am Schnittpunkt von U3 und U6, der Münchner Freiheit, war es sehr voll – die U-Bahnen fuhren aber pünktlich. Lediglich auf der empfohlenen Ausweich-Route zum Olympiastadion, der U1, kam es zu Verzögerungen von bis zu 15 Minuten. Am Odeonsplatz kam es in übervollen Zügen zu Rangeleien von Fahrgästen mit FC-Bayern-Fans.
„Das ganz normale Fußball-Chaos halt“, sagte ein Fan. Und auch die MVG sah kaum Beeinträchtigungen im U-Bahn-Verkehr: „Wir haben zum Stadion und zur Allianz Arena den planmäßigen Fünf-Minuten-Takt eingehalten und so die Pläne der Gewerkschaft durchkreuzt“, lautete das Fazit von Stadtwerke-Sprecher Christian Miehling am Abend.
Insgesamt fuhren tagsüber vier von fünf U-Bahnen planmäßig. Bei Bus und Tram war die Ausfallquote noch geringer. Auf der Linie U4 gab es die meisten Ausfälle, ab 15 Uhr fuhr keine Trambahnlinie 12 mehr. Die Stadtwerke setzten hier erstmals Sammel-Taxis ein, die die Fahrgäste entlang der Tram-Gleise mitnahmen.
Die Streikenden – unter ihnen auch Arbeiter aus Augsburg und Nürnberg – zogen am Mittwoch von der Bayerstraße zum Marienplatz. 700 Menschen nahmen an der Kundgebung teil. Nach Schätzungen der MVG haben sich gestern etwa 50 Fahrer an dem Streik beschäftigt. Der Vize-Chef der dbb-Tarifunion Willi Russ warf den kommunalen Arbeitgebern bei der Abschlusskundgebung „Arroganz der Macht“ vor – sie seien nicht bereit, „über den schrittweisen Abbau der Belastungen bei der Arbeitszeit zu reden“. Die dbb wolle Arbeitsniederlegungen während der Wiesn zwar vermeiden – den schwarzen Peter schob Russ aber den Arbeitgebern zu: „Es ist fünf vor zwölf, um einen solchen Streik zu vermeiden.“
ah, cl