Das furchtbare Geständnis des Todespflegers

München - Es wird nicht viele Menschen geben, mit denen der mutmaßliche Serienmörder Grzegorz W. so viel gesprochen hat wie mit dem Ermittler Johannes P. (40). Der Pfleger, der sich seit Dienstag wegen sechsfachen Mordes und dreifachen Mordversuchs an Patienten vor dem Schwurgericht verantworten muss, wollte nach seiner Festnahme ausschließlich mit dem Münchner Kriminalhauptkommissar sprechen. Nur dann würde er die Wahrheit sagen, kündigte er an.
Der Polizist holte Grzegorz W. daraufhin aus der U-Haft ab, begleitete ihn ins Präsidium, rauchte mit ihm, wenn sie mal Pause machten. Grzegorz W. war offenbar schon zu diesem Zeitpunkt klar, dass sein Leben in Freiheit vorbei war. "Bei der ersten Rauchpause hat er sich nach den Haftbedingungen erkundet", so der Polizist.
Während der stundenlangen Vernehmungen, die mehrere Tage dauerten, legte der Mordermittler W. Fotos von den Patienten vor, bei denen der Pfleger in Deutschland beschäftigt gewesen war.
Er habe sich bereits mit lebenslanger Haftstrafe abgefunden
Erst nach dem Tod eines 83-jährigen Rentners aus Ottobrunn am 12. Februar 2018 waren die Ermittlungen aufgenommen worden, die bundesweite Mordserie gestoppt worden. Erst nach und nach kam die ganze Tragweite ans Licht.
Unter den Opfern ist auch ein Mann, der für seine Verdienste um die Förderung des Behindertensports das Bundesverdienstkreuz bekam. Ein weiteres Opfer (77), das laut Anklage von Grzegorz W. getötet wurde, ist der Erfinder des Werbespruchs "Der Tag geht, Johnny Walker kommt."
"Er hat immer sehr genau zugehört, was die Frage ist und fast druckreif geantwortet", berichtet der Polizist von den Vernehmungen. Mittlerweile schweigt Grzegorz W. Ohne sichtbare Gefühlsregungen hört der 38-jährige Pole zu, was ihm die Dolmetscherin übersetzt. Angeblich hat er sich bereits damit abgefunden, dass er eine lebenslange Haftstrafe bekommt. Ihm droht, wie die die Vorsitzende Richterin Elisabeth Ehrl bereits äußerte, auch Sicherungsverwahrung. Außerdem könne eine Tat, die in der Anklage bislang noch nicht als Mord gewertet wurde, als Mord gewertet werden. Damit wären es sieben.
Geständnis: "Ich habe 15 bis 20 Personen Insulin gespritzt"
Doch möglicherweise hat Grzegorz W. in Wahrheit noch mehr Menschen auf dem Gewissen. Der Polizist berichtete am Mittwoch, dass der Pfleger bei seiner Vernehmung am 30. Oktober 2018 gesagt habe, dass er "15 bis 20 Personen Insulin gespritzt habe". Johannes P.: "Manche seien zuhause gestorben andere habe man ins Krankenhaus gebracht." Dabei habe W. stets seinen eigenen Insulin-Pen benutzt. Im Gegensatz zu den Patienten, die nicht zuckerkrank waren, hat er Diabetes.
Als Motiv für seine Taten gab der Hilfspfleger an, dass die Patienten oder deren Angehörige aggressiv zu ihm gewesen seien. Sie hätten ihn bespuckt, Teller und Tassen oder auch Besteck nach ihm geworfen. Er sei beschimpft worden. Einer seiner Patienten soll angeblich sogar einen Rollator nach ihm geschleudert haben. Bei einem Paar, das er pflegte, habe ihn der Mann am Hals gepackt, die Frau habe ihn angefeuert: "Erwürg ihn!"
"So konnte man nicht funktionieren. So konnte man nicht arbeiten", sagte der Pfleger zu dem Polizisten als Begründung, warum er dem Mann daraufhin eine tödliche Überdosis Insulin gab.
Angeklagter klaute Geld, Schmuck und Waschmittel seiner Patienten
Nur in einem Fall gab der Pfleger zu, dass er einen Patienten tötete, um an dessen Vermögen zu kommen.
Die Staatsanwaltschaft hält vielmehr Habgier und niedrige Beweggründe für das Motiv. "Er stellte seine eigenen Bedürfnisse und sein rücksichtsloses Gewinnstreben um jeden Preis in krasser Eigensucht über das Lebensrecht des Geschädigten."
W. entwendete EC-Karten, Geld und Schmuck seiner Patienten. Und sogar Waschmittel oder Toilettenpapier.
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