Das Finale des Koch-Wettbewerbs von AZ und Segmüller
MÜNCHEN - Die vier AZ-Finalisten geben in der Show-Küche von Segmüller ihr Bestes, die Spitzenköche stehen ihnen mit Rat und Tat zur Seite – und die Koch-Ergebnisse können sich sehen und vor allem schmecken lassen.
Nur gut, dass gleich am Eingang freundliche und kräftige Helfer bereit stehen. Schließlich rücken die Finalisten mit reichlich Gepäck an: Die einen wuchten prall gefüllte Kühlboxen herbei, die anderen erscheinen mit Tüten und Wäschekörben voll von Küchengerätschaften.
Susanne Lößl (43) schleppt zusätzlich noch einen schwarzen Reisekoffer an. Angekommen in der großen Show-Küche, zieht sie aus diesem erst einen Pullover heraus, dann einen Blazer – und schließlich ein dick mit Folie und Kühltaschen umwickeltes Paket.
Silke Wingens (32) lacht. Mitstreiterin Karen Kaboth (38) fällt beinahe die mit Parmesan gefüllte Perlhuhnbrust aus der Hand: „Wow, Hirsch im Koffer! Sensationell!“ Zumal es sich um einen „echten Flughirsch“ handelt, wie Susanne Lößl schmunzelnd erklärt: „Frisch importiert aus Berlin!“ Extra für das Finale des Koch-Wettbewerbs von Abendzeitung und Segmüller.
Dieses steigt in der imposanten Show-Küche des Einrichtungshauses in Parsdorf. Ab 10 Uhr wird hier eifrig geschnippelt, gerührt, geknetet und gebraten. Beäugt von der Fachjury aus Spitzenköchen und zahlreichen Gästen sind die vier Finalisten an den Herden fleißig zugange. Aus ihren prämierten Rezepten gilt es jetzt, perfekte Gerichte zu zaubern.
Und obwohl die vier Hobbyköche um die Wette kochen, sind sie im Grunde bereits allesamt Sieger: Schließlich wurden sie aus fast 150 AZ-Lesern ausgewählt, die uns in den letzten Wochen ihre Lieblings-Weihnachtsrezepte geschickt hatten.
Die aufwändigste Anreise zum Koch-Finale hat die Wirtschaftsinformatikerin Silke Wingens, die aus Mönchengladbach angefahren kam. „Sieben Stunden, 650 Kilometer, doch das macht absolut nichts“, sagt sie beim Zubereiten ihres vegetarischen Maronenbratens in Rotwein- Kirsch-Sauce: „Ich bin so glücklich, im Finale zu sein!“
Selbst mit Pflaster um den rechten Daumen. In der Aufregung passiert’s halt schon mal, dass ein Messer da landet, wo es nicht hingehört . . . Das hilfreiche Segmüller-Team um Raimund Kiefer und Ludwig Destler, das die Finalisten auch mit Rat und Tat bei der Handhabung der Induktionsherde und Backöfen unterstützte, ist auch bei Silke Wingens blutendem Finger zur Stelle: Von Josef Brantzen bekommt sie eine Auswahl an Pflastern.
Sichtlich nervös ist auch eine zweite Hobbyköchin: die Münchner Pressereferentin Susanne Lößl, die als einzige der vier Finalisten öffentliche Auftritte von Berufs wegen kennt und sonst problemlos meistert. „Ich glaube, Sie haben bei den Nüssen die Semmelbrösel vergessen“, flüstert ihr Zwei- Sterne-Koch und Jury-Mitglied Christian Jürgens (Gourmetrestaurant Überfahrt) zu – und rettet so die Macadamia-Nuss- Kruste der Hirschmedaillons, die Susanne Lößl zuvor aus ihrem Reisekoffer gezogen hat.
„Ich war dienstlich in Berlin und habe den Hirsch von dort per Flugzeug mitgebracht“, erzählte die 43-Jährige, während sie die Semmelbrösel untermischt: „Alle anderen Zutaten hat meine Freundin Katrin in München besorgt, sonst hätte ich beim Finale gar nicht mitkochen können.“ Ihr „Berliner Flughirsch“ brutzelt noch in der Pfanne, als der 64-jährige Rainer Schneider mit seinem Gericht bereits fast fertig ist. Der Maschinenbaumeister aus Ebersberg ist die Ruhe selbst. Konzentriert werkelt er summend an seinen Topfen-Nockerln mit Glühweinschaum.
Gar nicht nervös? Rainer Schneider schüttelt den Kopf. „Nein, warum auch? Es läuft alles fantastisch. Mich regt nichts auf, ich bin ja auch kein junger Hupfer mehr“, sagt er lachend, um sich wieder seinem weihnachtlichen Dessert zuwidmen und die Zubereitung den Segmüller- Chefs Reinhold Gütebier und Wolfgang Rauscheder zu schildern.
Von den Spitzenköchen und Jury-Mitgliedern Inge Stollberg (Grüne Gans), Giovanni Russo (Restaurant Davvero im The Charles Hotel) und Werner Licht (Harald’s Kochschule) bekommt Rainer Schneider noch so manchen Tipp - und der strahlt: „Als Hobbykoch ist man für jeden Profi-Hinweis dankbar. Ich bin schon stolz, dass mein Dessert so gut ankommt."
Derweil formt Silke Wingens bedächtig ihre Schupfnudeln. Die gebürtige Amerikanerin Karen Kaboth arbeitet mit Feuereifer an Perlhuhnbrüsten, Wirsing, Maronen-Püree und Balsamicosauce. „Sieht doch alles gut aus", sagt Meisterkoch und Jury-Mitglied Holm Schwarzer (Segmüller-Restaurant Friedberg) und klopft der etwas unsicher dreinschauenden Hobbyköchin aufmunternd auf die Schulter. Ein Glas Sekt tut das seine dazu.
Zwei Stunden und etliche Flaschen Mineralwasser später haben es alle vier Finalisten geschafft. Trotz aller Anspannung wird an den Herden viel gelacht. Mal hilft ein Finalist dem anderen mit einem Gewürz aus, mal einer beim Rühren, ein anderer beim Umfüllen.
Susanne Lößls Hirschfilet, Silke Wingens Maronenbraten und Karen Kaboths Perlhuhnbrüste sind noch im Backofen, Rainer Schneiders Nockerl noch im Kühlschrank – da prosten sich die Finalisten des Koch-Wettbewerbs zu. Karen Kaboth bringt es auf den Punkt: „Wir sind Kollegen, keine Konkurrenten.“ Alles fröhlich und harmonisch. Anders als in so mancher Profiküche. Annette Baronikians
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