Das erste „türkische Münchner Kindl“

Das erste "türkische Münchner Kindl" ist heute 14 jahre alt - und darf zwei Pässe behalten. Wieso? Zum Jahreswechsel ist das neue Staatsangehörigkeitsgesetz in Kraft getreten.
Irene Kleber |
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Und so sah das "allererste türkische Münchner Kindl" früher aus: Sena als Baby im Arm von KVR-Chef Wilfried Blume-Beyerle im Jahr 2000.
Markus Schlaf Und so sah das "allererste türkische Münchner Kindl" früher aus: Sena als Baby im Arm von KVR-Chef Wilfried Blume-Beyerle im Jahr 2000.

Das erste "türkische Münchner Kindl" ist heute 14 jahre alt - und darf zwei Pässe behalten. Wieso? Zum Jahreswechsel ist das neue Staatsangehörigkeitsgesetz in Kraft getreten. 

München - Sie war gerade 20 Tage alt, als Kreisverwaltungs-Chef Wilfried Blume-Beyerle sie damals auf dem Arm hielt: die kleine Sena Baskurt. Sie war am Morgen des 1. Januar 2000 in München auf die Welt gekommen – und damit das allererste „türkische Münchner Kindl“. Wieso? Zum Jahreswechsel war das neue Staatsangehörigkeitsrecht in Kraft getreten. Damit wurde Sena, Tochter türkischer Eltern, die schon lange in München gelebt hatten, das erste „Optionskind“ – und bekam (neben dem türkischen) auch den deutschen Pass. Wenig später sind (rückwirkend für das Jahrzehnt davor) 3400 „Optionskinder“ ausländischer Eltern in München eingebürgert worden. Sie mussten bislang vor dem 23. Geburtstag entscheiden, welchen der zwei Pässe sie als Erwachsene behalten wollen – eine Regel, die am 1. Januar 2015 wegfällt.

Heute ist Sena 14 Jahre alt, ein hübsches Mädel mit dunklem Pferdeschwanz und hellwachen Augen. Wer der grauhaarige Mann auf ihrem Baby-Foto sei, wollte sie kürzlich wissen. So kam’s, dass Sena und Blume-Beyerle sich jetzt wiedersahen: Auf dem Dach des Kreisverwaltungsreferats nahm Münchens oberster Ordnungshüter Sena in den Arm – und freute sich: „Was für eine tolle junge Dame sie geworden ist. Wie man sich ein türkisches Münchner Kindl wünscht!“ Ihre türkische Mutter Sefa (39) wurde in München geboren, ihr Vater Suayip (39) kam 1995 als Bauarbeiter hierher und arbeitet jetzt bei einer Reinigungsfirma. Noch drei Mädels (11, 7 und 4) bekam die Familie, die im Hasenbergl wohnt.

Daheim wird deutsch geredet, Sena geht (mit 32 Kindern aus aller Welt) in die 8. Klasse einer Realschule, liebt Bücher und schreibt Top-Noten. Läuft alles gut, will sie bald auf die Fachoberschule, „und dann will ich Jura studieren“. Wie fühlt sie sich – deutsch oder türkisch? „Ich bin Deutsche, weil ich hier geboren bin und hier lebe. Aber ich habe zwei Heimaten. Meine zweite sehe ich eben nur in den Sommerferien. Das ist für mich ganz normal.“

Info: Optionskinder, bitte melden! Die „Optionspflicht“ wird zum 1. Januar 2015 abgeschafft. Heißt: Kinder ausländischer Eltern (ab dem Geburtsjahrgang 1990), die acht Jahre in Deutschland gelebt haben (oder sechs Jahre hier in der Schule waren oder hier einen Schulabschluss oder eine Berufsausbildung gemacht haben), müssen ab dann nicht mehr vor dem 23. Geburtstag zwischen zwei Pässen wählen, sondern dürfen dauerhaft eine doppelte Staatsbürgerschaft behalten. Achtung: Alle „Optionskinder“, die noch vor dem 1. Januar 23 Jahre alt werden (für die also noch die alte Regelung gilt – das sind 435 in München), sollten sich beim KVR melden, damit dort verhindert werden kann, dass sie ihren deutschen Pass verlieren. Mail an: einbuergerung.kvr@muenchen.de

 

 

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