Das Ende der Schnitzel-Zeit

Jeden Freitag erzählt ein bekannter Münchner in der AZ von seinem Wochenende. Heute ist das der Drehbuchautor Murmel Clausen.
von  Murmel Clausen
Murmel Clausen ist die Lust auf Fleisch vergangen. Seit Dezember ernährt sich der Drehbuchautor vegan – zum Beispiel mit Minestrone in seinem Lieblingsitaliener Il Piccolo Principe.
Murmel Clausen ist die Lust auf Fleisch vergangen. Seit Dezember ernährt sich der Drehbuchautor vegan – zum Beispiel mit Minestrone in seinem Lieblingsitaliener Il Piccolo Principe. © Gregor Feindt

Jeden Freitag erzählt ein bekannter Münchner in der AZ von seinem Wochenende. Heute ist das der Drehbuchautor Murmel Clausen.

Was mache ich am Wochenende? Mal überlegen: Legohäuser bauen – da bin ich mittlerweile extrem gut drin. Oder komplexe Holzeisenbahnstrecken. Oder den Puppenwagen durch den Gang schieben und mich darüber unterhalten, wie es meiner Puppe geht.
 
Meine Frau Caren und ich sind nämlich so Eltern, die stundenlang mit ihrer Tochter spielen. Solche, die ich bis vor drei Jahren vermutlich verachtet und als „kinderblöd“ abgestempelt hätte. Doch dann kam Charlotte und jetzt sind wir halt so. Wobei ich wesentlich schneller schlapp mache als Caren. Dann schleiche ich mich ans iPad und schaue, was wir zu dritt unternehmen können. Momentan sind wir auf Bädertour. Michaeli- und Westbad sind okay, aber im Winter zieht’s dort. Demnächst geht’s ins Phoenixbad, vielleicht ist das ja der Knaller. Wobei Hallenbäder im Vergleich zum Schyrenbad eh abschmieren. Insofern Freude wir uns schon auf den Sommer 2014 – mit etwas Glück fällt er ja auf ein Wochenende!
 
Letztens sind wir sogar bis nach Bad Wörishofen rausgefahren. „Die Doofen fahren nach Wörishofen“, hat mein Vater immer gesagt – wohin es die Schlauen treibt, habe ich leider vergessen. Vermutlich in die volle Rammeltherme Erding. Verzeihung, die rammelvolle Therme Erding. Wie auch immer – ich fand’s bei den Doofen prima. Die haben ein tolles, warmes Kinderbecken mit einer breiten Rutsche und etwa 70 Prozent Kinderurin-Anteil – das soll ja unglaublich gut für die Haut sein.
 
Ansonsten essen wir gerne. Also, essen im Sinne von Essen genießen. Das wird ja gern verwechselt. Und seit Weihnachten vegan. Das ist das, worüber sich gerade alle so aufregen. Dabei habe ich nur die Wurstverarbeitungsbilder in der „Fetten Hoppe“ gesehen, meinem ersten Tatort, und da ist mir die Fleischeslust endgültig vergangen. Das tote Getier, in das Christian Ulmen beim Drehen reingegriffen hat, wurde nämlich gerüchteweise danach noch verarbeitet.
 
Jetzt geht es also ohne Fleisch – und Genuss ist trotzdem drin. Gleich bei uns unten im Haus ist zum Beispiel die Königsquelle. Da geht jetzt das legendäre Schnitzel zwar nur noch für Charlotte, aber das Rote-Beete-Carpaccio, die Pasta oder die Suppen sind auch sehr fein. Ansonsten gibt es bei uns in der Nähe auch einen Hotdog-Laden, wo man eine Veggy-Wurst bekommt, das Feinspitz's in der Müllerstraße.
 
Und wenn man sensationell italienisch essen gehen will, dann gibt es für uns zur Zeit nur zwei Adressen: das Il Piccolo Principe in der Kapuzinerstraße und die Piccola Osteria in der Amalienstraße. Da gibt es eine Fischsuppe zum Reinknien und ein Tiramisu, da fällst du vom Glauben ab. Wobei die Fischsuppe.....verdammt – hat sich ja ausgefischt. Und das Tiramisu ist auch nicht vegan, aber Essen ist keine Religion, zefix. Das verwechseln auch viele.
 
Ansonsten gehen wir gern spazieren. Am liebsten die Spielplatztour vom Deutschen Museum zum Flaucher hoch. Da liegen ungefähr sechs Spielplätze auf dem Weg – und in der Mitte der wunderschöne Rosengarten an der Gärtnereischule. Da wird auch ein Bach durchgeleitet, an dem die Kinder „nass werden“ spielen können. Oder man breitet eine Decke aus und macht Picknick – am besten mit einem Picknick-Packerl vom Bavarese in der Ehrengutstraße. Also, im Sommer dann. 
 
Und wahrscheinlich werde ich auch dieses Wochenende mal wieder ins Kino huschen und schauen, ob sich die Leute noch über Matthias Schweighöfers „ Vaterfreuden“ amüsieren. Meine Romanvorlage „Frettsack“ hat sich 40.000 mal verkauft. Wenn's ein paar Zuschauer mehr werden, wäre das natürlich schon sehr schön. Vor allem, wenn sie danach ein Buch kaufen.

Protokoll: Florian Zick
merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.