Das Elefantenherz wird mit Polyester geflickt

Die AZ erklärt den Ablauf der weltweit ersten Operation am lebenden Elefantenherz. Es gibt auch Schwierigkeiten: So fehlt es etwa an Blutkonserven
München - Wenn Elefantenmädchen Lola nicht vorher stirbt, wird in Hellabrunn in diesen Tagen erstmals ein Elefant am offenen Herzen operiert. Die wichtigsten Fragen:
Wie läuft die OP ab? Lola wird betäubt, anschließend wird ihr Brustkorb geöffnet. Die Ärzte werden eine bis zwei Rippen herausnehmen, um an das Herz zu kommen, das an eine Herz-Lungen-Maschine angeschlossen wird. Das Loch im Herz wird mit einem Stück aus Polyester (Dacron) geflickt, damit das Blut wieder richtig zirkulieren kann. Das Blutgerinnsel wird entfernt, ein Gefäß verlegt.
Wie lange wird die Operation dauern? Tierparkdirektor Andreas Knieriem rechnet mit vier bis fünf Stunden.
Ist der Eingriff bei einem Tier einfacher als bei einem Menschen? Das Gegenteil ist offenbar der Fall. "Um bei Tieren erfolgreich zu sein, muss man besser arbeiten“, sagte ein Herz-Spezialist der AZ. „Es ist alles komplizierter.“ Die medizinische Ausstattung sei nicht so gut, die Erfahrung fehle. Tierblutkonserven gibt es nicht. Außerdem ist bei einem Tier eine intensivmedizinische Nachbetreuung nicht möglich. Knieriem: „Lola muss nach der OP gleich wieder auf ihre Beinchen kommen.“
Warum sind Ärzte, die sonst Menschen operieren, mit im Team? Den Tierärzten fehlt die praktische Erfahrung im Umgang mit einer Herz-Lungen-Maschine und der speziellen Operationstechnik.
Wie groß sind Lolas Heilungs-Chancen? Bei Menschen gilt eine derartige OP als kleiner Eingriff mit fast 100-prozentiger Erfolgschance. Erfolgreich Operierte haben eine normale Lebenserwartung. Die Hoffnung, dass die OP auch bei Lola so verläuft und sie danach wieder ein normales Elefantenleben führen kann, veranlasste die Tierpark-Verantwortlichen, den Elefanten nicht einzuschläfern.
Lola ist bereits das zweite kranke Kalb von Elefantenmutter Panang. Gibt es einen Zusammenhang? Ist Lolas Krankheit erblich bedingt? Ein Zusammenhang zwischen den Erkrankungen der Elefantenschwestern ist nicht erkennbar. Jamuna erkrankte an einer juvenilen Osteoporose (Knochenerkrankung), die Ursache ist ungeklärt. Lolas Erkrankung ist zwar angeboren, aber es gibt keine Erkenntnis, dass sie vererbt wurde. Bei Menschen sind derartige Herzerkrankungen nur in einem von 100 Fällen genetisch bedingt. Tierpark-Ärztin Christine Pohl: "Hier kann man nur von einem Riesen-Pech reden."
Wie teuer wird die Operation voraussichtlich? Herz-Spezialisten schätzen die Kosten des Eingriffs auf 10.000 bis 20.000 Euro.
Wer zahlt die Operation? "Darüber reden wir jetzt noch nicht. Erst einmal wollen wir helfen, danach findet sich eine Lösung", sagt Christian Hagl, der Chef der Herzchirurgie im Klinikum Großhadern. Ein Kinder-Herzchirurg und ein Narkose-Arzt aus dem Klinikum werden im Team der Elefantenoperateure sein.