"Das Boot"-Kameramann Jost Vacano (87) bekommt doch noch 500.000 Euro

Die Bavaria Film will nach jahrelangem Streit Chef-Kameramann Jost Vacano (87) nun doch am Erfolg des Filmklassikers "Das Boot" beteiligen: mit fast 500.000 Euro.
Nina Job
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Johannes oder auch "Das Gespenst" alias Erwin Leder im Film-Klassiker "Das Boot.
Johannes oder auch "Das Gespenst" alias Erwin Leder im Film-Klassiker "Das Boot. © imago/Mary Evans

München - Der Kampf war lang und zermürbend – und er verschlang eine sechsstellige Summe an Anwalts- und Prozesskosten.

Jost Vacano streitet 14 Jahre lang vor Gericht

14 Jahre lang hat Chef-Kameramann Jost Vacano vor Gerichten darum gestritten, an dem großen Erfolg des Film-Klassikers "Das Boot" (1981) finanziell beteiligt zu werden.

Er verklagte unter anderem die ARD-Anstalten und die Bavaria Film. Jost Vacano sah nicht ein, warum er mit einmalig 100.000 Euro zufrieden sein sollte – während der Film Millionen einspielte.

Der "Bestseller-Paragraf" ebnet Vacano den Weg

Eine Änderung im Urheberrechtsgesetz, die 2002 in Kraft trat, ebnete ihm den Weg. Der "Bestseller-Paragraf" sieht eine nachträgliche Beteiligung vor, wenn die Vergütung in einem auffälligen Missverhältnis zu den Erträgen steht.

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Vacano zog mit seinem Anwalt Nikolaus Reber durch alle Instanzen. Nun, mit fast 88 Jahren, ist er auf der Zielgeraden. Die ARD-Anstalten haben bereits 2021 gezahlt. Und nun lenken überraschend auch die Bavaria Film und die EuroVideo Medien ein.

Jost Vacano: "Das ist ein Haufen Geld und ein großer Erfolg"

Sie kündigten am Dienstag an, ihm rund eine halbe Million Euro plus Zinsen und Umsatzsteuer zu zahlen. Bavaria Film und die EuroVideo teilten per Pressemitteilung mit, dass sie den juristischen Streit somit beendet haben.

Jost Vacano: Zum 88. Geburtstag gibt's Geld.
Jost Vacano: Zum 88. Geburtstag gibt's Geld.

Das ärgert Vacano und seinen Anwalt. Nikolaus Reber: "Es ist juristisch nicht möglich, dass der Beklagte einen Prozess für beendet erklärt. Mir scheint, die Beklagten wollen unbedingt einen Urteilsspruch verhindern."

Im Oktober hätte der nächste Prozesstermin stattfinden sollen. Die Bavaria Film will das Geld nun am 15. März an Jost Vacano überweisen. "Das ist mein 88. Geburtstag", sagte er zur AZ. "Das ist ein Haufen Geld und ein großer Erfolg. Aber ich bin vor allem stolz, dass mein Beruf durch dieses Verfahren Wertschätzung erfahren hat."

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  • Kadoffesalod am 24.02.2022 13:02 Uhr / Bewertung:

    "Jost Vacano sah nicht ein, warum er mit einmalig 100.000 Euro zufrieden sein sollte" Auch das ist nicht korrekt.

    Vacano hatte unter den möglichen Varianten (geringes Honorar + Erfolgsbeteiligung, hohes Honarar und keine Beteiligung) per Vertrag für die Zeit vom 01.01. bis 31.12.1980 eine hohe Pauschalvergütung von 120.000 DM vereinbart. Also 10.000 DM pro Monat. In einem Monat hat man meist so 10 bis 14 Drehtage.

    Im Folgevertrag wurde für die Zeit ab 01.01.1981 eine Wochengage von 3.500,- DM vereinbart, jeweils ohne Erfolgsbeteiligung und der Abtretung seiner Werknutzungsrechte / Urheberrechte an den Aufnahmen.

    Vacano hatte als Kameramann keine nennenswerte Verantwortung, war zwar Chefkameramann aber sozusagen nur Lohnunternehmer und schuldete keinen Erfolg. Insbesondere hatte er kein unternehmerisches und finanzielles Risiko. Auch wenn der Film gefloppt oder gar nicht fertiggestellt worden wäre, hätte er sein Geld behalten.

    Persönlich gönne ich ihm aber den Nachschlag.

  • Kadoffesalod am 23.02.2022 11:52 Uhr / Bewertung:

    Die Möglichkeit des Nachtarockens ist wieder ein Beispiel für die Sonderrechte, welche für die Kunst- und Kulturszene, welche bei uns größtenteils von öffentlich-rechtlichen Sendern getragen wird, eingeführt wurden.

    Jost Vacano wurde von der Bavaria Film, welche den öffentlich-rechtlichen Sendern gehört, engagiert. Er hat seine Arbeit gemacht und wurde dafür bezahlt. Wie bei öffentlich-rechtlichen üblich, wurde er sehr gut bezahlt. Seine Arbeit hat er wohl auch gut gemacht, so wie die meisten bei der Produktion Beteiligten.

    Ein Adolf Fischer bei BMW oder ein Harald Demuth für Audi, Roland Mayer bei Audi haben nicht nur ihre Arbeit gut gemacht, sondern im Nachhinein besonderen wirtschaftlichen Erfolg ermöglicht.

    Die können aber genausowenig nachtarocken wie z. B. ein beratender Ingenieur, der Produktionstechniken optimiert hat und einem Unternehmen zu Milliardengewinnen verholfen hat.

    Warum geht es bei Film und Fernsehen?

    Die 500.000 für Jost Vacano werden aus dem GEZ-Topf bezahlt.

  • Kadoffesalod am 23.02.2022 09:54 Uhr / Bewertung:

    Mich würde mal interessieren was Jost Vacano ausgefressen hat, dass er von der Film- und Fernsehmafia so ausgebootet wurde.

    Denn diese ist eigentlich ein großzügiger Selbstbedienungsladen, insbesondere bei Produktionen welche vom Zwangsgebührenzahler finanziert werden. Und eigentlich sind alle Produktionen der Bavaria Film Gruppe von Zwangsgebühren finanziert.

    Die gesamte Bavaria Film Gruppe mit ihren unzähligen Tochtergesellschaften und Divisionen ist ein öffentlich-rechtliches Konglomerat. Mehr als 1/3 gehört dem WDR. Der Rest dem SWR, MDR, BR u. a. Das Konglomerat ist so verschwiegen, dass im Vergleich die sizilianische Mafia offen und transparent erscheint.

    Die meisten Mitwirkenden von Bavaria Film Produktionen haben sich zusammen mit ihren Freunden dort und bei den Sendern gesund gestossen. Und das ganz diskret. Zahlreiche Luxusvillen in Münchner Vororten zeugen davon.

    Warum hat das bei Jost Vacano nicht geklappt?

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