Das Baumhaus ist gerettet!

Geduldet vom Bauamt: Der Münchner Schreiner Bodo Larcher muss sein Werk für seinen Sohn doch nicht abreißen.  
von  Anja Perkuhn
Überragend: So sah das Holzhaus vorher aus – dann kam Post von der Lokalbaukommission.
Überragend: So sah das Holzhaus vorher aus – dann kam Post von der Lokalbaukommission. © Tim Lottes

Geduldet vom Bauamt: Der Münchner Schreiner Bodo Larcher muss sein Werk für seinen Sohn doch nicht abreißen.

München – Ein Rückzugsort ist es für den kleinen Filippo (7), ein Spielplatz für ihn und die Kinder der Nachbarschaft, ein Geschenk von seinem Vater Bodo Larcher, das sie gemeinsam gebaut haben – zwischendurch hat sogar der Opa mitgeholfen. Und dann hieß es im Juli plötzlich: Das Baumhaus muss weg (AZ berichtete).

„Ich war halt erstmal erschlagen vom dreiseitigen Brief, der da von der Lokalbaukommission kam“, erzählt Bodo Larcher, ein junger Schreiner aus Harlaching.

Die Menge der hilfsbereiten Nachbarn hat ihn überrascht

Unter anderem stand in dem Schreiben in klassischem Behördendeutsch, das Baumhaus sei „bauplanungsrechtlich unzulässig, weil es die festgesetzte Baugrenze überschreitet“ – also zu groß. Die Forderung: Larcher solle das Baumhaus beseitigen, sonst werde es auf seine Kosten abgerissen.

Er und Filippo starteten sogar eine Unterschriftensammlung in der Nachbarschaft: „Rettet das Baumhaus“ schrieben sie über die Listen, die sie aufhängten. „Ich war nicht überrascht, dass da Menschen unterschreiben“, sagt Larcher, „ich hatte ja vorm Bau die unmittelbaren Nachbarn gefragt, und die waren begeistert.“ Doch die Menge der hilfsbereiten Mitbewohner kam für ihn unverhofft: mehr als 30 waren es.

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Noch mehr verwundert hat ihn aber eigentlich die sogenannte „Nachbarschaftspartei“, die das Baumhaus bei der Lokalbaukommission angezeigt hat. „Klar, man kann es nicht immer allen recht machen, und das Haus hat wohl einfach jemanden geärgert“, sagt er. „Aber wir haben im April mit dem Bau angefangen – da hätte er oder sie direkt was sagen können, anstatt hintenrum eine Anzeige zu stellen.“

"Die Mitarbeiter vom Bauamt waren dann sogar ausgesprochen nett"

Zum großen Eklat ist es aber nun nicht gekommen. Stattdessen ist alles gut: Das Baumhaus in der Ein-Familien-Haus-Gegend ist gerettet. Im sogenannten Anhörungsverfahren, in dem der Baumhausbesitzer und die Behörde sich verständigt haben, hat man sich dann nämlich geeinigt: Die Behörde duldet das Haus, jetzt, nachdem Larcher ein paar Umbauten vorgenommen hat – auch wegen der Berichterstattung in der AZ, glaubt Larcher. Dadurch seien die Menschen vielleicht noch etwas zugänglicher geworden. „Die Mitarbeiter vom Bauamt waren dann sogar ausgesprochen nett und sehr entgegenkommend.“

Und das Baumhaus? „Das sieht jetzt ganz anders aus, viel schlanker.“ Es ist jetzt ein Stück von der Grundstücksgrenze zurückgebaut und an den beiden Birken auch nicht mehr mit Klemmen befestigt, sondern mit einer Seilabhängung, zum Schutz der Bäume. „Das ist aber auch bei Wind kein Problem“, verspricht Larcher. Und das kleine Fenster zur Straße raus ist vergittert, „damit keine Gegenstände auf die Straße rausgeworfen werden können“.

Das sei zwar nie passiert, aber nun ist es eben auch wirklich nicht mehr möglich, zur Sicherheit der Passanten. „Die Kinder haben nur im Sommer immer mal wieder mit Wasserpistolen nach draußen geschossen, das dürfen sie auch weiterhin“, sagt Larcher, und man kann den Schalk in seiner Stimme hören.

Aus der Geschichte hat nun sogar jeder etwas gelernt: Larcher, dass er sich beim nächsten Mal nicht von einem offiziellen Schreiben einschüchtern lässt. „Ich hätte einfach anrufen sollen, denen ging es ja nur um das öffentliche Interesse. Auf eine Anzeige müssen sie eben reagieren.“ Und, habe ihm das Bauamt gesagt: „Die dort überlegen in Zukunft, ob sie ihre Wortwahl beim Briefverkehr mit Privatleuten anpassen.“

Heute gibt es ein kleines Garten-Fest für alle Rettungshelfer

Dass das Häuschen nun fest verseilt in Freiheit schwingt und niemandem mehr etwas Großes daraus auf den Kopf fallen kann, feiert Familie Larcher: Als Dankeschön für die, die mitgeholfen haben, gibt es heute ab 16 Uhr in der Geiselgasteigstraße ein Mini-Gartenfest. „Jeder soll ein bisschen was mitbringen, wie bei unserem Straßenfest im Juli“, sagt Bodo Larcher. Bloß keine Riesensause soll es werden. Nicht, dass es noch Ärger mit einer Behörde gibt.

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