Das Aus nach 237 Jahren?

Um die Traditionswirtschaft am Marienplatz ranken sich Gerüchte. Fakt ist, dass der Vertrag mit dem Pächter ausläuft – und sich die Schörghuber-Gruppe alle Optionen offen hält
München - Seit 1315 wird an der Stelle Wein ausgeschenkt, seit 1775 heißt das Lokal Donisl – benannt nach dem legendären Bierwirt Dionysius Haertl. Somit ist es eines der traditionsreichsten Wirtshäuser in der Münchner Altstadt. Doch jetzt macht ein Gerücht die Runde: Der Donisl soll schließen.
Der Anlass, aus dem dieses Gerücht herrührt, ist zunächst einmal banal: Der Pachtvertrag der Familie Wildmoser läuft aus, nach AZ-Informationen wird dies Ende 2012 der Fall sein. Diesen Zeitpunkt sieht die Bayerische Hausbau (Schörghuber-Gruppe) offenbar als gute Gelegenheit für einen ordentlichen Kehraus. Und ist auch bereit, „viel Geld in die Hand zu nehmen, um das Haus wieder auf Vordermann zu bringen”, sagt Bernhard Taubenberger von der Schörghuber-Gruppe.
Die Technik sei veraltet, die Immobilie habe eindeutig Instandsetzungsbedarf. „Mit dem Auslaufen des Pachtvertrags bietet sich für uns die Möglichkeit, endlich etwas zu tun. Wir überlegen derzeit zusammen mit den Brauereien, was am Lukrativsten wäre.”
Und dann kommt ein Nachsatz, der aufhorchen lässt: „Auch eine anderweitige Nutzung”, sagt Taubenberger, „schließen wir nicht aus”. Was tatsächlich das endgültige Aus für die Traditionswirtschaft bedeuten könnte. Donisl vorm K.O.? Mehr als ein Gerücht.
Schon möglich, dass eine Mode-Kette in die riesige Immobilie einziehen wird. Platz wäre genügend da: Inklusive Keller misst die Immobilie stolze 2600 Quadratmeter. Da geht schon was.
Die Einzelhandelsnutzung wäre vermutlich deutlich lukrativer als die gastronomisch. Obwohl der Donisl eine Top-Lage hat - direkt am Marienplatz und durch das Glasdach mit tollem Blick auf die Türme der Frauenkirche – sieht man wenig Münchner in dem „bayerischen” Lokal.
Es sind hauptsächlich Touristen, die das Restaurant frequentieren und sich an den billigen Preisen erfreuen. Unter den Schleuderpreisen - kein Gericht über 7,95 Euro - leidet da schon mal die Qualität des Essens.
Der Donisl, nicht das Donisl
Eigentlich schade um das Altmünchner Lokal, das 1715 die Erlaubnis zum Bierausschank erhielt und in „Zur alten Hauptwache” umbenannt wurde, 70 Jahre später eben Donisl hieß und bis heute so heißt. Der Donisl übrigens, nicht das Donisl.
Sein typisches Aussehen – das steile Giebeldach mit dem gewaltigen Dachstuhl – ist im Bombenhagel 1944 untergegangen. 1954 entstand der Donisl in typischer Wiederaufbauarchitektur neu. Die neobayerische Moderne zog dann 1985 ein, nach dem großen Donisl-Skandal (siehe unten). Das Haus wird seither dominiert von einer Glaskuppel, viel Licht und hellem Holz.
Doch das endgültige Donisl-Aus will keiner bestätigen – noch. Pächter Karl-Heinz Wildmoser jr.: „Bisher gibt es noch keine konkreten Pläne. So weit denken wir noch gar nicht. Doch auch nach Auslaufen des Pachtvertrages gibt es für uns die Option, die Immobilie weiterhin zu übernehmen.”
Für Johannes Jenne, Verkaufsdirektor der Paulaner Pachtobjekte, ist noch nichts entschieden: „Es ist noch alles offen, was mit dem Donisl passiert. Aber es ist einfach Zeit, dass an dem Haus was gemacht wird. Da es im hinteren Teil nur zweistöckig ist, könnte man auch noch anbauen. Und wegen der guten Lage ist es gastronomisch sehr interessant.”