Darum gibt?s immer weniger Neugründungen in München

Als Start-up-Standort schneidet München im europaweiten Vergleich gut ab. Noch. Denn der Trend zur Neugründung nimmt seit Jahren ab.
von  Emily Engels
Platz für Start-ups auf 10.000 Quadratmetern Fläche: Das "Munich Urban Colab" im Kreativquartier soll 2020 eröffnen.
Platz für Start-ups auf 10.000 Quadratmetern Fläche: Das "Munich Urban Colab" im Kreativquartier soll 2020 eröffnen. © Visualisierung: Steidle Architekten

Als Start-up-Standort schneidet München im europaweiten Vergleich gut ab. Noch. Denn der Trend zur Neugründung nimmt seit Jahren ab.

München - Als Stadt mit einer "höchst aktiven Start-up- und Gründerszene" bezeichnet Wirtschaftsreferent Clemens Baumgärtner (CSU) München in seinem Jahreswirtschaftsbericht 2018, den er jüngst vorgestellt hat. Der AZ sagt er: "Gerade Start-ups sind wichtig für die Dynamik des Wirtschaftsstandorts."

München auf Platz 7 im Start-up-Ranking 

Dass München europaweit tatsächlich ein beliebter Standort für Start-ups ist, zeigt der Vergleich mit anderen Städten: In der europaweiten Auflistung der beliebtesten Start-up-Standorte, der "Start-up Heat Map", nimmt München immerhin den siebten Platz ein (Platz 1 bleibt London, gefolgt von Berlin).

Geht es um sogenanntes Risikokapital, mit dem Investoren Gründer fördern, floss in München im Europa-Vergleich sogar mit 619 Millionen Euro das viertmeiste Geld, unter den Nicht-Hauptstädten sogar das meiste. Das geht aus einer Studie der Unternehmensberatung "Ernst & Young" hervor. Davor liegen London (5 Milliarden Euro), Berlin (2,6 Milliarden Euro) und Paris (2,5 Milliarden Euro).

Münchner Besonderheit

Baumgärtner nennt in seinem Jahreswirtschaftsbericht eine weitere Besonderheit für München: Durch die enge Zusammenarbeit mit den Forschungsinstituten und Hochschulen seien viele technische Start-ups hier zuhause.

Um besonders innovative Köpfe zu fördern, vor allem jene, die an neuen Lösungen für die Themen Mobilität, Wohnen und Arbeiten, Handel und Energieversorgung arbeiten, entsteht derzeit im Kreativquartier auf 10.000 Quadratmetern Fläche ein neues Innovations- und Gründerzentrum: das "Munich Urban Colab". Hierbei handelt es sich um ein Projekt der Stadt mit dem Zentrum für Innovation und Gründung an der TU München, UnternehmerTUM. Es soll 2020 eröffnet werden.

Um Gründern in der oft mühsamen Anfangsphase zu helfen, betreibt das Wirtschaftsreferat zusammen mit der IHK das Münchner Existenzgründungs-Büro (MEB). Dort führen Mitarbeiter jährlich 1000 Beratungsgespräche. Was sind besonders beliebte Bereiche? 37 Prozent der Gründer lassen sich im Dienstleistungsbereich beraten, danach folgt mit 21 Prozent der Handel.

Gründungen rückläufig 

Doch seit einigen Jahren verzeichnet München einen Einbruch an Gründungen, die Industrie- und Handelskammer für München und Oberbayern (IHK) spricht von einer regelrechten "Durststrecke". Insgesamt meldeten nach Angaben des Statistischen Landesamtes 2018 in München 11.232 Personen ein Gewerbe an, 1123 weniger als im Vorjahr. Laut IHK schon das siebte Jahr in Folge, in dem die Zahl der Gründungen sinkt.

Woran liegt’s? Nach Vermutungen der IHK gerade daran, dass es Münchnern so gut geht. Denn auch bei der Arbeitslosigkeit hat München mit einer Quote von 3,5 Prozent Rekordwerte zu verzeichnen. In Köln ist sie mit 7,9 Prozent mehr als doppelt so hoch, in Berlin haben sogar 8,3 Prozent der Einwohner keine Arbeit.

Neuer Trend unter Gründern

Damit sinke das Interesse an einer Vollzeit-Selbstständigkeit als Gründer – und den damit verbundenen Risiken, vermutet IHK-Präsident Eberhard Sasse. Doch wo ein Trend geht, kommt ein neuer: die Gründung im Nebenerwerb – parallel zum Vollzeit-Job.

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