Darmkrebs: Risiken, Vorsorge, Koloskopie
MÜNCHEN - Drei Münchner Darm-Spezialisten beantworten am Leser-Telefon der Abendzeitung zwei Stunden lang alle Fragen der Leser rund um das Thema Darmkrebs. Dabei geht es um mögliche Vorbeugung und Heilungschancen.
Darmkrebs ist die zweithäufigste Krebserkrankung bei Männern und Frauen. Gastroenterologe Dr. Martin Strauch, Dr. Andreas Eigler, Chefarzt am Klinikum Dritter Orden und Dr. Berndt Birkner, Vizepräsident der Felix-Burda-Stiftung beantworteten zwei Stunden lang Fragen von AZ-Lesern.
Renate Hügler* (41), Buchhalterin: „Seit ich starke Darmprobleme habe, nehme ich nur noch Eiweiß, Gemüse und viel Wasser zu mir. Davon habe ich starken Durchfall bekommen. Was soll ich tun?“
DR. ANDREAS EIGLER: „Eine Diät soll bei Unverträglichkeit nicht weitergeführt werden. Sprechen Sie darüber mit Ihrem Arzt. Speziell gegen Durchfall helfen Flohsamen-Produkte. Die gibt es in jeder Apotheke.“
Wenn Darmkrebs in deer Familie schon vorkam
Petra Meister* (69), Hausfrau: „Meine Mutter ist an Darmkrebs gestorben. Bei meiner ersten Darmspiegelung wurden Polypen entfernt, bei der letzten waren keine da. Reicht es, wenn ich die nächste Koloskopie in zehn Jahren mache?“
DR. MARTIN STRAUCH: „Nein. Da Sie familiär vorbelastet sind und schon einmal Polypen entfernt werden mussten, sollten Sie spätestens drei bis vier Jahre nach der letzten Koloskopie wieder eine machen.“
Herta Maier* (79), Rentnerin: „Ich habe Angst vor der normalen Darmspiegelung. Geht das auch mit Röntgen?““
DR. BERNDT BIRKNER: „Es gibt die virtuelle Koloskopie mit einem Computertomographen, davon raten wir ab. Die Kassen bezahlen das nicht. Die Vorbereitungen sind genau die gleichen, der große Nachteil ist aber, dass man nicht gleich operieren kann, wenn man etwas findet.“
Anne Waldmann* (67), Journalistin: „Ich leide seit zwei Jahren an starken Blähungen. Was kann ich tun?“
EIGLER: „Wenn Sie extreme Beschwerden haben, würde ich eine Darmspiegelung empfehlen. Typische Ursachen sind Milchzuckerunverträglichkeit oder möglicherweise auch Parasiten.“
Peter Bauer* (64), Rentner: „Ich habe riesige Angst vor der Darmspiegelung. Kann man durch die Spritze verhindern, dass man das mitkriegt?“
Keine Angst vor der Untersuchung
STRAUCH: „Ja. Die versetzt sie in einen Dämmerzustand. Sie brauchen vor der Untersuchung keine Angst zu haben, sie wird mit sehr biegsamen Endoskopen durchgeführt.“
Dieter Schmidt* (54), arbeitssuchend: „Ich war noch nie bei einer Darmspiegelung, im Stuhltest wurde nichts gefunden, soll ich trotzdem eine Darmspiegelung machen lassen?“
BIRKNER: „Wenn Sie einen Darmkrebs-Fall in der Familie hatten, müssen sie das auf jeden Fall machen. Aber auch so würde ich das an ihrer Stelle anstreben, am besten wenn sie 55 Jahre alt geworden sind – dann bezahlt das die Kasse.“
Florian Riese* (65), Rentner: „Mir wurden schon sieben gutartige Polypen entfernt, drei sind noch vorhanden. Besteht Gefahr für Darmkrebs?“
EIGLER: „Die Gefahr ist nicht sehr hoch, wenn Sie sich alle zwei bis drei Jahre untersuchen lassen. Darmkrebs entwickelt sich erst innerhalb eines Zeitraumes von 10 Jahren.“
Ilse Müller* (77), Rentnerin: „Durch einen Stuhltest wurde festgestellt, dass ich einen Darmpilz habe. Jetzt habe ich Angst, dass dadurch Darmkrebs entsteht.“
STRAUCH: „Da kann ich Sie beruhigen, dadurch kann kein Darmkrebs entstehen. 70 bis 80 Prozent der Bevölkerung haben einen Darmpilz. Dagegen müssen Sie nichts unternehmen.“
Sabine Werner* (53), Musikerin: „Wie kann ich sicher gehen, dass saubere Geräte bei der Darmspiegelung verwendet werden?“
BIRKNER: „Es gab in der Vergangenheit damit Probleme, aber das hat sich geändert. Die Kassenärztliche Vereinigung prüft jedes halbe Jahr die Hygiene der Praxen – fragen sie Ihren Arzt danach. Zusätzlich können sie noch nach dem Siegel „sicher, sauber, schmerzfrei“ schauen. Das bekommen die Ärzte, deren Praxen regelmäßig von Experten vor Ort besucht werden.“>
dk, dur, jn
- Themen: