„Dann trinken sie halt woanders“

Schnapsverbot ab 0 Uhr? Die Wirte wettern und andere Kommunen sind mit dem Versuch schon auf die Nase gefallen.
München - Ob Wilhelm Schmidbauer mit so einem Echo gerechnet hat? Der Polizeipräsident hat vorgeschlagen, ab Mitternacht in der ganzen Stadt keinen harten Alkohol mehr zu verkaufen, um die Zahl der Gewaltdelikte einzudämmen. Die Debatte ist in vollem Gange, es gibt Zustimmung und Protest.
Frank-Ulrich John, Sprecher des bayerischen Hotel- und Gaststättenverbandes Dehoga, sagt, die Bekämpfung der Alkoholexzesse dürfe nicht auf dem Rücken der Gastronomen ausgetragen werden: „Wenn die Jugendlichen ab 24 Uhr keinen Alkohol mehr in Bars bekommen, räumen sie sich das Auto mit Wodka-Flaschen voll und trinken woanders. Wenn das Verbot ab 20 Uhr ginge, wäre es genauso.“ Schmidhubers Plan für ihn „ein Schnellschuss“.
Andere Städte haben mit dem Thema schon Erfahrung:
- Tegernsee: Die Stadt hat an der Schwaighofanlage ein nächtliches Alkoholverbot (20 bis 6 Uhr) verhängt – von April bis Oktober: zu viele Partys. Wer eine Bierflasche in der Hand hat, wird des Platzes verwiesen. Das klappt.
- Freiburg: Freiburg war die erste deutsche Stadt, die ein Alkoholverbot einführte. Seit Sommer 2008 war es untersagt, auf den Straßen des Kneipen- und Clubviertels Alkohol zu trinken. Das Verbot kippte: Jura-Student John Philipp Thurn (27) klagte erfolgreich. Das Alkoholverbot sei zu pauschal und unzulässig, urteilten Mannheimer Richter.
- Düsseldorf: Polizeipräsident Herbert Schenkelberg wollte dem Freiburger Alkoholverbot nacheifern. Doch der Verwaltungsgerichtshof kassierte die Verordnung: nicht zulässig.