Danke für den Mut
AZ-Lokalchef Michael Schilling schreibt zum CSD.
Am Samstag, dem Tag der Politparade des Christopher Street Day, ist der richtige Zeitpunkt, um mal „danke“ zu sagen. Danke für all das positive Feedback, das Lob, die guten Worte (auch von vielen Heteros, übrigens) für die Geschichten, die wir in der AZ veröffentlicht haben zum schwul-lesbischen Leben in München – deutlich häufiger als alle anderen Blätter.
Das bedeutet nicht, dass bei uns in der Redaktion mehr Lesben und Schwule arbeiten als anderswo. Wir wollen nur das Leben in dieser Stadt abbilden, wie es ist. Dazu gehören nicht bloß der FC Bayern, die Stadtratssitzungen und Polizeiberichte. Sondern auch die Geschichten der Giesingerin, die nach 50 Jahren aus ihrem Viertel herausgentrifiziert wird, die des Schwarzen, den der Türsteher abweist, oder die des schwulen/lesbischen Paares, das sich ein gemeinsames Kind wünscht.
Um solche Geschichten einer Zeitung zu erzählen, braucht es nicht allein Wut oder Verzweiflung. Sondern vor allem: Mut. Den Mut, Menschen zu sensibilisieren und sie aufzuklären. Den Mut, sich zu zeigen - auch wenn man sich klein und allein fühlt.
Beim CSD dagegen geht es (auch) darum, sich zu zeigen – in der Menge. Die ist wichtig. Sie erzählt quasi die Geschichten vieler Menschen auf einmal, sie ist ein wirksames Signal.
Den CSD gibt es allerdings nur einmal im Jahr. Mut und Toleranz haben 365 Tage im Jahr verdient.