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Dank AZ: Der Giesinger Grünspitz hat ein neues Eingangsschild

Am Löwen-Treffpunkt in Giesing hängt ein dem SPD-Stadtrat Roland Hefter gewidmetes Graffiti-Banner. Die AZ wollte wissen, was es damit auf sich hat und sorgte so nun auch dafür, dass er ein neues Eingangsschild hat.
von  Guido Verstegen
"Der Grünspitz liegt mir am Herzen, weil ich ein Ur-Giasinger bin!", sagt Tscho Zintl über sein Geschenk.
"Der Grünspitz liegt mir am Herzen, weil ich ein Ur-Giasinger bin!", sagt Tscho Zintl über sein Geschenk. © privat

München - Seit Anfang September prangt am Giesinger Grünspitz an der Tegernseer Landstraße ein großes, blaues Banner mit dem Konterfei des SPD-Stadtrats und TSV-1860-Fans Roland Hefter als kickender Löwe mit Gitarre. Zu lesen ist da der Slogan "No Rassismus No Nazis". Die AZ hat sich gefragt, was dahintersteckt und obendrein eine Spontan-Kooperation angeschoben.

Roland-Hefter-Banner am Giesinger Grünspitz in München: "Freue mich immer noch riesig!"

Dier Frage war: Wusste der 55-Jährige von der Aktion, handelt es sich hier womöglich um Wahlwerbung der anderen, perfide-subversiven Art? Schließlich hat ihn seine Partei für den Bayerischen Landtag aufgestellt, auf Listenplatz 58 ist er geführt, und Hefter-Wahlplakate sucht man in der Stadt vergeblich.

Am Giesinger Grünspitz, einem beliebten Treffpunkt der Löwen-Fans, hängt ein Graffiti-Banner mit einem stilisierten Roland Hefter.  Der Sechzig-Anhänger ist SPD-Stadtrat und kandidiert für den Landtag.
Am Giesinger Grünspitz, einem beliebten Treffpunkt der Löwen-Fans, hängt ein Graffiti-Banner mit einem stilisierten Roland Hefter. Der Sechzig-Anhänger ist SPD-Stadtrat und kandidiert für den Landtag. © privat

"Ich fühle mich geehrt und freue mich immer noch riesig!", sagte Hefter im Gespräch mit der AZ. Er habe von der Aktion erst erfahren, als ihm der Urheber höchstpersönlich ein Foto des Werks geschickt habe.

Künstler Zintl über Politiker Roland Hefter: "Er trägt das Herz auf der Zunge"

Also keine Auftragsarbeit, Urheber ist der Künstler Joseph Xaver "Tscho" Zintl: Der Ur-Giesinger ist in der Weißenseestraße aufgewachsen und wohnt mittlerweile in Krailling. Die AZ hatte ihn zufällig an seinem 80. Geburtstag (4. September) an der Strippe.

SPD-Stadtrat, Musiker, Sänger, Moderator, Kabarettist: Der eingefleischte Sechzger-Fan Roland Hefter tanzt auf vielen Hochzeiten.
SPD-Stadtrat, Musiker, Sänger, Moderator, Kabarettist: Der eingefleischte Sechzger-Fan Roland Hefter tanzt auf vielen Hochzeiten. © imago/Lindenthaler

"Ich kenne den Roland ewig, schon aus Zeiten, als ihn seine Eltern als Bub zu den Naturfreunden mitgenommen haben. Es war mir einfach ein Bedürfnis, ihn zu unterstützen – schließlich trägt er das Herz auf der Zunge und spricht all die Dinge offen aus, bei den anderen den Allerwertesten zusammenzwicken", sagt der gelernte Fotograf, der seit vielen Jahren mit seinen Zeichnungen begeistert und wie Hefter mit den Löwen sympathisiert.

Tscho Zintl: "Es sind so viele Pfeifen in der Politik unterwegs"

Weil er wisse, dass Roland Hefter "ein Guter" ist, habe er das Banner entworfen: "Es sind so viele Pfeifen in der Politik unterwegs, da soll der Roland weiter für frischen Wind sorgen!" Als Hefter 2020 in den Stadtrat einzog, da habe er ihm auch schon eine Zeichnung gewidmet. Die Themen Rassismus und Nationalsozialismus seien ihm ein persönliches Anliegen, schließlich sei sein Vater drei Jahre lang im Konzentrationslager gewesen, erzählt Zintl. 

Nach Plakat-Aktion: Zintl verschönert den Eingang am Giesinger Grünspitz 

Er setze wie Hefter auf die direkte, unmittelbare Kommunikation: "Krailling ist kohlrabenschwarz, ich bin durch und durch ein Roter – aber trotzdem bin ich überall dabei, wie zum Beispiel bei der Feuerwehr, und wir reden alle miteinander."

Urheber des Hefter-Plakats und des neuen Eingangsschilds am Giesinger Grünspitz: Ur-Giesinger: Joseph Xaver "Tscho" Zintl.
Urheber des Hefter-Plakats und des neuen Eingangsschilds am Giesinger Grünspitz: Ur-Giesinger: Joseph Xaver "Tscho" Zintl. © privat

Apropos Reden: Im Gespräch mit der AZ erzählt Tscho Zintl, dass er dem Team vom Grünspitz gerne unter die Arme greifen wolle. Das Schild am Eingang finde er nicht besonders einladend: "Ich habe da schon eine Idee, wie man das schöner gestalten könnte und würde das gerne umsetzen! Haben Sie da vielleicht einen Kontakt für mich?"

So sah der Eingang vom Grünspitz vor Tscho Zintls Einschreiten aus.
So sah der Eingang vom Grünspitz vor Tscho Zintls Einschreiten aus. © privat

Kurze Rücksprache mit den Grünspitzlern, alles klar, Verbindung hergestellt – und  siehe da: Bereits am Dienstag (12. September) brachte Tscho Zintl das neue von ihm gemalte Schild am Grünspitz an, wie Fotos des Künstlers zeigen. "Der Grünspitz liegt mir am Herzen, weil ich ein Ur-Giasinger bin!", sagt Zintl über sein Präsent. 

Monika Gruber verwehrt sich gegen "Nazi-Keule"

Zintls Spezl Roland Hefter ist SPD-Mitglied, eckt aber immer wieder an mit seinen Positionen. Zuletzt veröffentlichte er mit seiner Kabarett-Kollegin Monika Gruber ein neues Musikvideo. Die Gruberin hatte sich nach ihrer großen Heiz-Demo in Erding unter anderem gegen Anschuldigungen zur Wehr setzen müssen, sie versammle AfD-Anhänger, Rechtspopulisten und Verschwörungsideologen. Es sei "billig, verlogen und arrogant", auf diese Weise die "Nazi-Keule" auszupacken, erklärte sie dem Magazin "Cicero".

Hefter geriet mit einem Song, in dem er sich über gendergerechte Sprache und eine angebliche "Genderpolizei" lustig macht, in einen Shitstorm – er wurde mitunter als Nazi beschimpft und erhielt sogar Morddrohungen. 

Die Kabarettistin sprang ihrem Spezl zur Seite. Angesprochen auf den Gegenwind für Monika Gruber, sagt der 55-Jährige: "Monika wird mit aus den Zusammenhang gerissenen Zitaten oft zu Unrecht attackiert. Wir geraten auch mal aneinander, aber wir denken eben nie in Schubladen!"

Roland Hefter: "In den Austausch gehen – das unterscheidet den Menschen von der KI"

Und der stehe für ihn auch in seiner politischen Arbeit an erster Stelle, er gehe nach seinen Konzerten immer auf die Menschen zu, suche den Kontakt. Hefter: "Ich diskutiere sicher nicht mit Neonazis, aber es muss uns allen doch darum gehen, dass wir die Protestwähler nicht verlieren."

Monika Gruber mit Kabarettist-Kollege Roland Hefter.
Monika Gruber mit Kabarettist-Kollege Roland Hefter. © imago/Schönberger

Man müsse einfach mit den Leuten reden, in der großen Politik seien doch eigentlich alle einig, da müsse man im Kampf gegen den Aufschwung der AfD Lösungen finden: "Auch der Intellektuelle, der sich überlegen fühlt, hat nur eine Stimme. Wir müssen in den Austausch gehen – das ist es doch, was den Menschen von der KI unterscheidet." 

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