Daheim bei Münchnern: So wohnen wir

München - Eigentlich gilt ja: Wohnen ist Privatsache – aber diese Menschen haben für die Abendzeitung mal eine Ausnahme gemacht und gewähren Einblicke i ndie Umgebung, die ihnen am liebsten ist.
"Hier tanke ich Energie – und habe sieben Mitbewohner"
Patrick Räuber, Ingenieur, Musikproduzent und Yogalehrer (Obergiesing). Fotos: Daniel von Loeper
"Ich liebe mein Wohnzimmer. Ich finde es sehr bequem und fühle mich dort sehr zu Hause. Es ist mein Rückzugsort, hier kann ich Energie auftanken. Hier erwartet niemand etwas von mir. Hier fühle ich mich verpflichtungslos, geborgen. Da kann es vorkommen, dass ich nackt durch die Wohnung laufe. Ich habe sieben Mitbewohner, die sehr pflegeleicht sind. Es sind alles Stofftiere. Hermes ist ein Drache, er ist aus Krakau und seit fünf Jahren hier. Im Schnitt verbringe ich zwei Stunden am Tag im Wohnzimmer. Gemütlichkeit ist bei mir das Hauptkriterium. Meine Ex-Freundin fand mein Wohnzimmer super. Ich lade gerne mal Leute zu mir ein. Dann sitzen wir im Wohnzimmer am Tisch und manchmal auch am Boden. Hin und wieder lade ich auch Mädels zum Yoga zu mir ein. Dann kann es passieren, dass mein Wohnzimmer sich für einige Momente zum Dating-Café umwandelt."
"Meine Wohnung ist lichtdurchflutet – und Farbe mein Faible"
Brigitte Wolff, Rentnerin (Oberhaching).
"Kaffee trinke ich am liebsten zu Hause in meinem Wohnzimmer. Da sitze ich zum Fernsehschauen genauso wie zum Bücher lesen. Manchmal wache ich frühmorgens auf, dann nehme ich mir ein Buch und lese. Es gibt so viele spannende Bücher. Mich interessiert, wie man sich selbst durch verschiedene Körperübungen Gutes tun kann. Außerdem habe ich weit über Hundert selbst genähte Kleider, auch Hüte fertige ich selbst an. Mein Faible ist: viel Farbe. Ich wohne in Oberhaching – auch wenn manche die Umgebung hier lieber bereits Bogenhausen nennen. Das klingt besser. Meine Wohnung ist insgesamt sehr lichtdurchflutet. Es kommt viel Sonne in alle meine Zimmer, auch in mein Wohnzimmer. Außerdem ist es wunderbar ruhig hier. Wir haben viel Natur und Grün in unserem Stadtviertel. Es ist eine ganz sympathische Wohngegend. Und mein Wohnzimmer mag ich sehr!"
"Die Hunde freuen sich, wenn ich nach Hause komme"
Sascha Walk (Harlaching).
"Mein Wohnzimmer habe ich zusammen mit meinem Partner eingerichtet. Zumindest in meinem Wohnzimmer kann mir keiner das Rauchen verbieten. Ich mag kein Ikea, sondern ich mag es stilvoller. Ich liebe es, alle paar Monate im Wohnzimmer etwas zu verändern. Ich habe im Keller noch mehrere hochwertige Teppiche und Möbelstücke und Kunstwerke, die ich dann gelegentlich in der Wohnung auswechseln kann, je nach Intuition. Meine Möbel und Teppiche sind quasi auch Wertanlagen. Sie sind so gepflegt und schön, dass ich sie auch gut verkaufen könnte. Ganz besonders mag ich meine beiden Hunde. Die freuen sich immer, wenn ich nach Hause komme."
"Wir nennen es liebevoll Kommune 3"
Max Pingel, Head of Marketing vom P1 (Maxvorstadt).
"Da ich selten zu Hause bin, ist mein Wohnzimmer für mich Ruhe- und Rückzugsort, aber auch der Kommunikationsort mit meinem Mitbewohner. Wir gucken gerne Filme zusammen, bestellen uns eine Pizza oder kochen in der Küche und essen dann meistens im Wohnzimmer. Wir nennen unser Wohnzimmer liebevoll und ironisch Kommune 3. Ein-, zweimal im Jahr laden wir Freunde ein. Dann haben wir etwa 50 Leute hier zum Feiern. Wir haben entsprechendes Musikprogramm und eine Playstation. Die Musikanlage kommt bei den Nachbarn nicht immer so gut an."
"Wir haben noch paar Baustellen im Wohnzimmer: Kleinigkeiten wie weiße Wände wollen wir noch etwas mit Bildern bestücken und dekorativ etwas ausgestalten. Es gibt noch paar Farbspritzer an der Wand, aber das hat alles Charakter. Da hat jemand versucht, mit dem Füllfederhalter eine Bierflasche zu öffnen. Ich koche sehr gerne saisonale, regionale Gerichte, viel italienisch, aber auch Eigenkreationen mit frischen Kräutern, gern orientalisch angehaucht. Kochen ist für mich quasi meine Entspannungstherapie, am besten mit Klassik oder Salsa-Musik. Währenddessen bin ich leger gekleidet und mache nach dem Essen dann auch manchmal ein Verdauungsnickerchen auf der Coach."
"Ich hätte übrigens wahnsinnig gerne einen Mops, der würde Ludwig heißen, oder eine französische Bulldogge, die würde Stella heißen, aber zeitlich geht das leider nicht. Wahrscheinlich bräuchte es dann auch ein größeres Wohnzimmer. Mein Mitbewohner und ich sind gute Freunde. Man kann auch mal ein bisschen aufeinander aufpassen. Wenn der andere die Wäsche noch in der Waschmaschine hat, kann man sie rausholen. Mein Mitbewohner ist noch etwas ordentlicher als ich. In die Wohnung kommt viel Licht. Es ist relativ ruhig, man hört höchstens mal zwei Katzen, wenn sie schreien – man glaubt dann im ersten Moment, es seien Kinder. Praktisch ist es, alles vor der Haustür zu haben. Im Innenhof ist eine kleine Bierbank. Da saßen wir vor kurzem mit Freunden und einer Flasche Vino. Man kann das Leben definitiv genießen, wenn man will."
"Wie ein Urlaub im Orient"
Barbara Westermaier, Apothekerin (Obermenzing).
"Ich habe zwei Wohnzimmer. Im unteren mit Kamin fühle ich mich unheimlich geborgen. Es sind einige Erinnerungsstücke von meinen Reisen dort, und es ist ein bisschen bayerisch eingerichtet. Am liebsten sitze ich auf der Couch, da habe ich abends noch ein Windlicht an und schaue nebenbei Fernsehen. Im oberen Wohnzimmer (s. Foto) fühle ich mich wie im Urlaub im Orient, so dass ich bei schönem Wetter dort Wasserpfeife rauchen kann. Am liebsten hätte ich ein Kamel im Garten. Dann könnte ich darauf zur Arbeit reiten von Obermenzing bis nach Neuperlach."
"In einem meiner Urlaube meinte mal ein sehr charmanter Reiseführer, dass ich wie die Königin der Kamele auf ihn wirke, wenn ich auf diesem schönen Tier sitze. Der Reiseführer war ein sehr fescher Kerl und hat mich hofiert. Leider werben die Männer bei uns ja kaum noch um die Frauen. Ich fahre außerdem gerne mit dem Motorrad. Ich bin schon ein bisserl risikobereit und oft auf Entdeckertour. Doch manchmal habe ich den Drang nach Alleinsein, dann ist es mir am liebsten, nur Natur und Tiere um mich herum zu haben. Doch auch wenn ich mein oberes Wohnzimmer sehr orientalisch eingerichtet habe und Moscheen mir gefallen: Ich bin katholisch, ein sehr selbstständiger und unternehmungslustiger Mensch. Und meinen Hund habe ich fast immer dabei."