Dämme gegen die Spielhallen-Flut

MÜNCHEN Las Vegas liegt in Bayern. Wie Schwammerl aus dem Boden schießen an allen Ecken und Ende im Freistaat neue Spielhallen. In München haben sich die Konzessionen seit 1998 fast vervierfacht, die Spielgeräte gleich verfünffacht. 44000 Menschen sind derzeit in Bayern schon spielsüchtig, weitere 50000 extrem gefährdet. Dem will die Opposition im Landtag jetzt einen Riegel vorschieben und per Gesetz die Spielhallenflut eindämmen.
Einen Mindestabstand von 500 Metern zwischen den einzelnen Spielhallen fordern SPD und Grüne. In einem Gebäude soll nur noch eine Spielhalle erlaubt werden. Um Jugendeinrichtungen soll eine Sicherheitszone eingerichtet werden. Die Grünen fordern zusätzlich, dass Kommunen eine Höchstzahl von Spielhallen in ihrem Gebiet festlegen können.
In München klingelte und klimperte es Ende 2011 in 195 Spielhallen an 95 Standorten. Auf 682 Einwohner kommt hier inzwischen ein Spielautomat. 1998 traf das noch auf 3143 Einwohner zu.
In ganz Bayern gibt es derzeit 1500 Konzessionen mit 15500 Spielautomaten. An denen stehen überwiegend Männer. Das führt vor allem zu sozialen Problemen. „Wir hatten erst einen Hartz-IV-Empfänger, der in drei Stunden 1600 Euro verspielt hat”, warnte Christine Kamm (Grüne). Die SPD-Abgeordnete Helga Schmitt-Bussinger legte Zahlen vor: „Spielsüchtige sind im Schnitt mit 35000 Euro verschuldet.” Ein Heroinabhängiger dagegen habe durchschnittlich 8000 Euro Schulden. Spielsüchtige würden in ihrem sozialen Umfeld zehn bis 15 Personen belasten.
In keinem anderen Bundesland ist die Zahl der Spielhallen so gestiegen wie in Bayern. Die CSU aber will erstmal abwarten, was die Bundesregierung gegen die Spielhallen auffährt. Am 15. November stehen die Spielhallen im Kabinett von Bundeskanzlerin Angela Merkel auf der Tagesordnung.