Dachauer Straße: Was wird nun aus dem Gesundheitshaus?
München - Riesenärger um das ehemalige Gesundheitshaus in der Dachauer Straße: Bevor das marode Bürogebäude abgerissen wird, hätten für die nächsten fünf Jahre dort Künstler und Kreative unterkommen sollen. Doch ausgerechnet Zehra Spindler, Münchens Zwischennutzungs-Königin, zieht sich von dem Projekt nun zurück.
Spindler nimmt von Plänen für Gesundheitshaus wieder Abstand
Die Kosten seien einfach zu hoch gewesen, sagt Spindler. Die Sanitäranlagen, die Hauselektrik – all das hätte man neu machen müssen. Und gar erst der Asbest in der Belüftungsanlage. "Da wäre auf jeden Fall ein Millionenbetrag fällig gewesen", so Spindler.
Die 50-Jährige hat ihre Bewerbung für das Gesundheitshaus deshalb in den Müll geworfen. "Um die Kosten für die Asbest-Entsorgung wieder reinholen zu können, hätten wir am laufenden Band Kommerz-Veranstaltungen machen müssen", erklärt Spindler. Das sei aber nicht ihr Ding, so die Event-Managerin.
Ein zweites Puerto Giesing wird es im Gesundheitshaus nicht geben
Natürlich hätte man aus der Tiefgarage des Gesundheitshauses auch einen riesigen Club mit Platz für 2.000 Leute machen können, sagt Spindler. Dann hätte man vielleicht auch die Sanierungskosten wieder reinwirtschaften können. Aus ihrer Erfahrung mit dem Puerto Giesing, dem Zwischennutzungsprojekt, das Spindler vor Jahren bekannt gemacht hat, könne sie aber sagen, so Spindler: "Das geht klar zulasten der Anwohner. Das wollten wir nicht."

Wenn irgendwo viele Leute zusammenkommen, liefen die Dinge auch schnell mal aus dem Ruder, erläutert sie. Dann wird herumgebrüllt oder wildgebieselt. Alles nicht schön für die Nachbarschaft. Spindler hatte deshalb ein ruhiges Konzept erarbeitet. Ihren Plänen zufolge hätten im Gesundheitshaus Künstlerbüros, junge Start-ups und Grafikagenturen unterkommen sollen. Es hätte ein Repair-Café und kleine Werkstätten für Bastler gegeben. Im Keller wären Bandprobenräume und ein kleiner Club für maximal 200 Leute entstanden. Daraus wird nun also nichts.
Spindler: "Stadt hat sich aus der Verantwortung gestohlen"
Aus Spindlers Sicht hätte die Stadt das Asbest-Problem anders lösen müssen. "Die haben sich da ein bisschen aus der Verantwortung gestohlen", schimpft sie. Unter den gegebenen Umständen sei eine kreativwirtschaftliche Nutzung des Gesundheitshauses jedenfalls nicht möglich, so Spindler.
Beim zuständigen Kommunalreferat weist man die Kritik von sich. Klar, das Haus sei in einem schlechten Zustand, sagt Behördensprecherin Birgit Unterhuber. Das sei aber auch immer ganz offen kommuniziert worden.
Wer das Gesundheitshaus in den nächsten fünf Jahren nun bespielen darf, wird der Stadtrat voraussichtlich Mitte des Jahres entscheiden. Ein zweites Puerto Giesing wird es nach Spindlers Rückzug jedenfalls nicht geben. Dafür hätten aber immerhin zwölf andere Veranstalter ihre Bewerbung abgegeben, heißt es aus dem Kommunalreferat.
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