Dachauer Straße: Münchner Bäckerfamilie wirft alle Mieter raus

2016 gab es drei Tote bei einem Brand in der Dachauer Straße. Nun müssen alle Mieter des Hinterhauses raus – wegen Lebensgefahr.
von  Nina Job, Michel Heiland
Bei dem Brand im November 2016 kamen drei Mensch ums Leben. Nun müssen die Mieter aus dem Hinterhaus raus.
Bei dem Brand im November 2016 kamen drei Mensch ums Leben. Nun müssen die Mieter aus dem Hinterhaus raus. © Feuerwehr München

München - Boris und Maria K. (Namen geändert) sind verzweifelt. Die Eheleute wohnen mit ihrem Sohn (12) seit Jahren in der Dachauer Straße – in dem Haus hinter dem Brandhaus, in dem am 2. November 2016 ein Vater und seine Töchter (9, 16) ums Leben kamen.

Nun sollen Familie K. und alle anderen etwa 60 bis 100 Menschen, die im Hinterhaus wohnen, Knall auf Fall ihr Zuhause verlassen. Eigentlich müssten sie bereits weg sein.

Kündigung: Mieter müssen "unverzüglich" ausziehen

Denn in der Kündigung vom 30. August heißt es, die Mieter müssten "unverzüglich" ausziehen. Das Haus dürfe nur noch einen Tag länger - bis 31. August - als Mietshaus genutzt werden.

Beide Häuser, das Brandhaus und das Hinterhaus, gehören den Cousins Johann und Benedikt Hölzl aus der gleichnamigen Bäcker- und Konditorfamilie. Wie ein Schreiben vom 14. August belegt, das der AZ vorliegt, hat die Lokalbaukommission im Hinterhaus "bauliche Mängel brandschutztechnischer Art" festgestellt. Es bestehe "erhebliche Gefahr für Leben und Gesundheit".

Kündigung kommt völlig überraschend

Wegen des verheerenden Feuers im Vorderhaus war Johann Hölzl erst im März dieses Jahres wegen fahrlässiger Tötung durch Unterlassen zu einer Bewährungsstrafe verurteilt worden. Er hatte laut Urteil nicht ausreichend dafür gesorgt, dass eine Brandschutztür geschlossen war. Das Vorderhaus haben die Eigentümer Hölzl mittlerweile sanieren lassen. In diesen Tagen laufen Wohnungsbesichtigungen für neue Mieter.

Für Familie K. und die anderen Mieter im Hinterhaus, kam die Kündigung völlig überraschend. Sie sind verzweifelt, wissen nicht, wohin. Am Dienstagabend riefen mehrere Bewohner die Polizei, weil Arbeiter bereits Stahltüren vor den Wohnungstüren anbringen wollten. Damit wären sie ausgesperrt worden.

Mieter sind plötzlich obdachlos

Die Mieter, die vorwiegend aus Bulgarien stammen, sind nun plötzlich obdachlos. Alleinstehende haben mit der Kündigung die Empfehlung bekommen, in die Obdachlosenunterkunft in der Bayernkaserne zu ziehen. Doch dorthin können sie ihr Hab und Gut nicht mitnehmen. Um die Familien will sich offenbar das Sozialreferat kümmern.

Johann Hölzl am Donnerstag zur AZ: "Ich habe keine andere Wahl gehabt, als allen zu kündigen. Der Brandschutz hat uns eindeutige Auflagen gemacht. Das Haus muss renoviert werden."

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