Curva Est in München: Nach einer verpassten Rate gekündigt

München - Antonio Iannone - kurz Toni - ist eine Institution im Münchner Osten. Seit 1989 betreibt der heute 66-Jährige aus Kalabrien Lokale. Begonnen hatte er mit dem Vereinsheim des Agfa-Sportclubs hinter der Tegernseer Landstraße. Es folgte das "Adesso" in der Rotwandstraße. Seit 2015 bewirtschaftet Toni mit dem Restaurant "Curva Est" das Vereinsheim des TSV München-Ost an der Sieboldstraße.
Doch es sind dunkle Wolken aufgezogen. Toni und seine Tochter Andrea Dotzler (38), die seit 2018 die Geschäfte führt, um ihren Vater zu entlasten, müssen ihr Lokal am Haidhauser Kunstrasenplatz räumen: Zum 31. Oktober, so wurde es jetzt in einem Gerichtsprotokoll festgelegt. Damit wird ein Streit enden, der seit längerem zwischen dem Vorstand des Vereins TSV München-Ost und den Pächtern des Vereinsheims schwelte.
Fanclub-Banner als Auslöser eines Streits
Begonnen habe der Streit, so erklären die Pächter im AZ-Gespräch, mit dem Banner eines Fußball-Fanclubs, das dieser mit Tonis Erlaubnis auf dem Netz, das den Sportplatz von der Restaurant-Terrasse trennt, aufgehängt hatte. Der Vorstand habe dies als unerlaubte Werbung verstanden und verlangt, dass das Banner abgehängt wird. Die Wirtin gab Kontra, seitdem sind die Parteien hoffnungslos zerstritten.
Als es dann im März 2021 wegen Corona zu Umsatzeinbußen kam und die Wirte für diesen Monat die Pacht nicht zahlen konnten, habe dies der Verein zum Anlass genommen, die Räumung des Lokals zu betreiben. "Nur weil wir die Pacht für einen Monat schuldig geblieben waren", erklärt Toni und schüttelt den Kopf. Ein Rauswurf wegen 4.000 Euro?
Danach habe man sich wirtschaftlich wieder berappelt. Im Herbst 2021 hing die Familie sogar ein großes Banner am Vereinsheim auf. "Danke" hieß es da, gemeint waren die Gäste der "Curva Est", die Toni und Tochter Andrea auch in schwierigen Zeiten die Treue gehalten hatten.
Doch der nächste Ärger folgte: Der Verein verbot das Banner an der Hauswand, die Pächter wichen damit auf die gegenüberliegende Straßenseite aus.
Schulden-Gerüchte machten die Runde
Auch machten rufschädigende Gerüchte die Runde, dass die Schulden der Wirtsleute beim Verein noch größer seien, sagen sie. Toni und seine Tochter fühlen sich schikaniert. Immerhin endete die Räumungsklage mit einem richterlichen Protokoll, in dem nur noch von der Monatspacht als Schuld ausgegangen wird. Die Schuldengerüchte sollten damit vom Tisch sein.
Doch die Räumung wird das nicht verhindern, das Tischtuch ist wohl zerschnitten, auch Toni und seine Tochter haben das inzwischen akzeptiert. Die AZ fragte beim Verein nach. Der Vereinsvorsitzende Uli Hesse geht nicht ins Detail, erklärt die Dissonanzen aber so: Die Pächter würden sich hinsichtlich der Betriebsführung einer Vereinsgaststätte nicht an die zu erwartenden und vertraglich vorgegebenen Vereinbarungen halten und seien vielfach ihren vertraglichen Verpflichtungen nicht nachgekommen.
Die Pächter hätten, so Hesse weiter, "wiederholt in ihrem persönlichen Auftreten gegenüber Vereinsmitgliedern, Gästen und Vorstand ein unangemessenes Verhalten gezeigt."
TSV Ost will mit neuem Pächter weitermachen
Das Vertrauensverhältnis zwischen dem TSV Ost und den derzeitigen Pächtern sei somit nicht mehr gegeben. Deswegen die Kündigung des Pachtverhältnisses. Das klingt unversöhnlich. Der TSV Ost will mit einem neuen Pächter für das Vereinsheim weitermachen.
Und was wird ab November aus der Wirtsfamilie? "Ich werde dann wohl arbeitslos", sagt die gelernte Hotelfachfrau Andrea Dotzler. Es klingt ein wenig resigniert. Der Grund: Geeignete Objekte gebe es in München kaum und wenn, dann sei die Ablöse so hoch, dass das für die Wirtsfamilie nicht zu stemmen sei.
Dennoch: Die Hoffnung lebt, dass Toni und seine Tochter ein neues Objekt finden. Damit die lange Geschichte vom Münchner Kult-Wirt Toni kein böses Ende, sondern eine Fortsetzung findet.