CSU zum Ausschankverbot: "Es trifft die Falschen!"
München - Weniger Personen, die an einem Tisch sitzen dürfen — und noch dazu ein Ausschankverbot ab 22 Uhr. Die verschärften Corona-Regeln, die in München ab Mittwoch gelten, treffen vor allem die Gastronomie.
Grundsätzlich das falsche Signal — findet die CSU-Fraktion. Denn, so begründet die Fraktion: "Es bestraft die Wirte und Gäste, die sich an die Regeln halten." Damit meint die Fraktion die vielen Auflagen und Hygienekonzepte, an die Wirte sich strengstens halten müssen.
CSU-Stadtrat Alexander Reissl war in den vergangenen Wochen mehrfach in verschiedenen Gasthäusern in München, erzählt er der AZ.
Der Stadtrat beschreibt: "Was ich beobachten konnte, ist, dass es da sehr gesittet zugeht. Ich glaube schon, dass die Gastronomie mit den bisherigen Regeln vergleichsweise sicher ist." Reissl hat deshalb das Gefühl: "Es trifft mit der neuen Regelung die Falschen."
Doch Reissl findet die neue Regelung nicht nur unfair - er findet sie auch gefährlich. "Der Alkoholkonsum wird dann wieder ins Private verdrängt - wo es keine professionellen Hygiene-Konzepte gibt", sagt er. Und: Ganz unabhängig von der persönlichen Meinung findet die CSU-Fraktion auch, dass derartige Verbote transparent begründet werden müssen.
Erhöhtes Infektionsaufkommen in der Gastro?
Die Christsozialen fordern deshalb OB Dieter Reiter (SPD) und die Stadtverwaltung dazu auf, eine aktuelle Einschätzung zum Infektionsgeschehen in der Gastronomie zu liefern.
Dabei beruft sich die Rathaus-Fraktion auf Gästelisten, die in der Gastronomie ausliegen oder digital ausgefüllt werden müssen. Reiter soll jetzt beantworten, wie oft nach einer Infektion die Gästelisten ausgewertet wurden und ob die Auswertungen auf ein hohes Infektionsaufkommen in der Gastro schließen lassen.
RKI: Nur 0,5 Prozent aller Ansteckungen in der Gastro
Reissl sagt: "Wir fordern die Stadtverwaltung auf, die entsprechenden Erkenntnisse anschließend mit der Bevölkerung zu teilen." Auch der Bayerische Hotel- und Gaststättenverband Dehoga schimpft: "Es stehen nicht nur die Existenzen von Bars, Gasthäusern, Cafés und Caterern, sondern auch 100.000 Arbeitsverhältnisse auf dem Spiel." Das Ausschankverbot ab 22 Uhr könne das Ende vieler soeben wieder eröffneter Bars bedeuten.
Das sagt Münchens Dehoga-Chef Schottenhamel
Ebenso wie die Rathaus-CSU hält die Dehoga die Regelungen für nicht nachvollziehbar. Denn gerade mal 0,5 Prozent aller Ansteckungen würden laut RKI in der Gastro erfolgen.
Münchens Dehoga-Chef Christian Schottenhamel sagt: "Das ständige Auf-und-Ab der Beschränkungen für eine Branche, die nicht direkt am Infektionsgeschehen teilnimmt, ist nicht weiter akzeptabel." Damit meint Schottenhamel auch, dass jetzt wieder nur fünf Personen an einem Tisch sitzen dürfen. Zuletzt waren es zehn gewesen.