CSU-Wagen beim CSD: Überfällig

Überfällig – das Ziel ist aber noch sehr fern: AZ-Chefredakteur Michael Schilling über die CSU und den CSD.
von  Michael Schilling
Dass Bürgermeister Josef Schmid endlich Unterstützung aus der eigenen Partei erhält, ist längst überfällig, meint AZ-Chefredakteur Michael Schilling.
Dass Bürgermeister Josef Schmid endlich Unterstützung aus der eigenen Partei erhält, ist längst überfällig, meint AZ-Chefredakteur Michael Schilling. © AZ/dpa

Mitunter kommt es Seppi Schmid gelegen, dass seine Ämter in der CSU, als Bürgermeister und Wirtschaftsreferent ihm so viel Kraft verleihen, dass sich mancher Parteifreund nicht traut, laute Widerworte zu geben. Wenn Schmid also predigt, eine Großstadtpartei müsse sich selbstverständlich für die Gleichstellung Homosexueller einsetzen, dann tuscheln und maulen die Erzkonservativen in der Münchner CSU so leise, dass Schmid darüber allenfalls schmunzeln kann.

Es ist überfällig und ein gutes Zeichen, dass Schmid in seinem Bemühen um Gleichstellung endlich laute Unterstützung aus der eigenen Partei bekommt: Kollegen aus der JU und der LSU fahren beim Christopher Street Day erstmals auf einem eigenen Wagen mit. Rund 80 Mitglieder und Unterstützer hat die schwul-lesbische Gruppe in der CSU, Tendenz steigend.

Schmid hat früh erkannt, dass er homosexuelle Wähler nicht verprellen darf, wenn er Erfolg haben will. Und dass Toleranz niemanden ausschließen darf.

So wie die CSU nun in der Regenbogengemeinschaft aufgenommen wird, so sollte es allerdings auch umgekehrt sein. Nicht nur in München, auch außerhalb. Bis dahin ist es ein weiter Weg, wie jeder weiß, der die Familienpolitik der Landes-CSU verfolgt. Aber auch weite Wege lassen sich bewältigen – man muss nur anfangen, sich zu bewegen. Die ersten Schritte hat die CSU in München gemacht. Die nächsten folgen – per Truck beim CSD. Das Ziel allerdings ist noch sehr, sehr fern.

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