CSU-Stadträtin ist Opfer von Betrügern

Ein Hacker findet heraus, dass die Politikerin Elisabeth Schmucker nach Schottland reisen will. Dann schreibt er Mails an ihre Bekannten – mit der Bitte, Geld zu schicken.  
von  John Schneider
Betrügerischer Hacker bat in ihrem Namen um Geld: Stadträtin Elisabeth Schmucker.
Betrügerischer Hacker bat in ihrem Namen um Geld: Stadträtin Elisabeth Schmucker. © Martha Schlüter

„Ich war entsetzt und absolut fassungslos!” Ein Hacker findet heraus, dass die Politikerin nach Schottland reisen will. Dann schreibt er Mails an ihre Bekannten – mit der Bitte, Geld zu schicken.

MÜNCHEN - Um 13.45 Uhr kam am Freitagnachmittag der erste Anruf. Georg Eisenreich, der für die CSU im Landtag sitzt, meldete sich bei Elisabeth Schmucker und warnte die Kollegin: Er habe eine Mail bekommen, in der sie ihn um Geld bitten würde. Eisenreich war sofort klar, dass da Betrug im Spiel war: „Ich bekomme als Landtagsabgeordneter des Öfteren betrügerische Mails. Es erschien mir völlig unrealistisch, dass Elisabeth Schmucker um Geld bittet.”

Er hatte Recht: Die 60-jährige CSU-Stadträtin war Opfer eines Hackers geworden, der ihr E-Mail-Konto durchstöbert und dann in Schmuckers Namen Hilferufe an ihre Freunde und Bekannte abgesetzt hatte. Inhalt der Betrugs-Mail: Sie sei auf einem Ausflug in Schottland, ihre Tasche mit allen Dokumenten und ihrem Geld sei ihr gestohlen worden. „Kannst du mir ein bisschen Geld borgen, damit ich alles erledigen kann und zur recht komme.”

Allein die Rechtschreibfehler hatten viele ihrer Bekannten stutzig gemacht. Schmucker: „Ich schreibe nie ,Hallo’ am Anfang, und mein Deutsch ist auch besser.”
Viele ihrer über 300 Kontakte in ihrem Yahoo-Mail-Account riefen sofort an und erkundigten sich, was da los sei. Einige fragten: „Brauchst du wirklich Geld?” Den meisten war aber wie Eisenreich klar, dass da etwas nicht stimmt.

30 Anrufe habe sie allein am Freitag bekommen, sagt sie. Sogar das OB-Büro rief bei Schmucker an.
„Ich war entsetzt und absolut fassungslos”, erinnert sich die 60-Jährige. Und da war der Gymnasiallehrerin noch nicht einmal klar, welches Ausmaß der Einbruch in ihre Privatsphäre hatte. Der Hacker hatte offenbar ihre Mails gelesen und herausgefunden, dass sie tatsächlich vorhatte, nach Schottland zu reisen. Das wird die Hilferuf-Geschichte für einige Freunde etwas wahrscheinlicher gemacht haben.

Der Hacker verschickte nicht nur an alle Kontakte in ihrem Adressbuch den Hilferuf, sondern löschte dieses im Anschluss. Auf diese Weise verhinderte er, dass Schmucker alle ihre Freunde warnen konnte. Unter den Empfängern der Betrugsmail waren auch einige ihrer Schüler.
Ob jemand auf den Trick hereingefallen ist und bezahlt hat, weiß sie noch nicht. Sie findet es aber „rührend”, dass das einige ihrer Bekannten offenbar sofort in Betracht zogen. Aber: „Ich würde nie um Geld bitten. Das ist nicht meine Art.”

„Ich bin gleich zur Polizei in Laim gegangen, aber die haben mir kaum Hoffnung gemacht”, berichtet Schmucker. Es sei fast unmöglich, an die Betrüger im Netz heranzukommen, wurde ihr erklärt.
Was sie jetzt tun wird?  Eine neue Email-Adresse wird sie sich zulegen. Und das kostet: „Ich muss ja dann alle Visitenkarten und Briefköpfe ändern."

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