CSU-Seppi: Schwule sind zu frech

Münchens OB-Kandidat Seppi Schmid hat sich auf einer Podiumsdiskussion über Homosexuelle erregt. Die Schwulenparade findet er zu provokativ. Dabei hatte sich der CSU-Politiker zunächst noch ganz aufgeschlossen präsentiert.
MÜNCHEN. Es war für ihn wie der Gang in die „Höhle des Löwen“. Vor rund 350 Homosexuellen diskutierte Seppi Schmid am Freitagabend über schwul-lesbische Themen. Bislang nicht unbedingt eine CSU-Domäne, wie der OB-Kandidat dabei selbst zugestand.. .
„Ich war überrascht, dass überhaupt einer von der CSU kommt“, sagte Conrad Breyer vom Schwulen Kommunikations- und Kulturzentrum München. Das Sub hatte alle sechs OB-Kandidaten zu einer Podiums-Debatte ins Zunfthaus in der Isarvorstadt eingeladen. Schmid sei ein Novum in der CSU, lobte Breyer, weil er sich so offen gebe.
Das tat er dann auch. Zumindest anfangs. Locker und aufgeschlossen präsentierte sich der 38-Jährige. Er wolle gar nichts beschönigen, was das Verhältnis seiner Partei zu schwulen Themen in der Vergangenheit angehe. „Aber ich bin eine andere Generation.“ Applaus. „Unser Ziel muss es sein, dass niemand aufgrund seiner sexuellen Orientierung diskriminiert wird.“ Applaus.
Doch dann kam die Sprache auf den Christopher Street Day. Kabarettreif haspelte sich Schmid durch seine Forderung nach einer Schwulenparade light: „Ich find’s nicht gut, wenn totale Nacktheiten und Sexualität zur Sau – äh – zur Schau gestellt werden!“ Ein echter Freudscher Versprecher. Die sexuelle Orientierung eines Menschen sei Privatsache, gab Schmid sich unbeeindruckt von seinem Lapsus. „Es geht mir darum, dass ich sexuelle Provokationen aus der Szene heraus nicht gut finde.“
Auch einem Adoptionsrecht für homosexuelle Paare erteilte der junge Vater eine Absage: „Ich glaube, dass es für jedes Kind am besten ist, wenn es einen Vater und eine Mutter hat.“ – Buhrufe. Immer wieder nahm das Publikum den Christsozialen ins Kreuzverhör. Die anderen OB-Kandidaten von ÖDP, Freien Wählern, Grünen, FDP und SPD auf dem Podium kamen bei der Fragerunde kaum dran.
Einhellig hatten zuvor alle bekundet, wie wichtig Aufklärung über Homosexualität in den Schulen sei – und wie notwendig weitere Initiativen zur Unterbringung von Schwulen im Alter. So einmütig verlief die Debatte, dass OB Christian Ude sich nicht verkneifen konnte: „Man könnte meinen, inzwischen sind alle sechs Parteien unter dem Dachverbandder Rosa Liste zusammengeschlossen!“
Julia Lenders