CSU-Politiker Pilsinger bewertet Coronavirus-Risiko für Deutschland
München - Der 33-jährige Allgemeinmediziner Stephan Pilsinger aus München sitzt für die CSU im Gesundheitsausschuss des Bundes. Mit der AZ spricht er über das aktuelle Risiko durch den Coronavirus.
AZ: Herr Pilsinger, Sie sind auch Mediziner. Einerseits wird bezüglich des Coronavirus vor Panik gewarnt, andererseits gibt es Notfallpläne und Großveranstaltungen werden abgesagt. Wie schlimm ist es wirklich?
STEPHAN PILSINGER: Unser Gesundheitssystem ist sehr gut auf solche Situationen vorbereitet. Bisher ist es gelungen, das Infektionsgeschehen weitestgehend einzugrenzen. Unser Ziel muss es nun sein, die Ausbreitung des Virus zu verlangsamen. Der Krisenstab aus Gesundheits- und Innenministerium hat daher weitere Beschlüsse zur Gesundheitssicherheit der Bevölkerung gefasst.
Aus diesem Grund wurden von den Behörden vor Ort nun auch einige Großveranstaltungen abgesagt. Solche Entscheidungen müssen aber im Einzelfall immer sehr sorgfältig abgewogen werden. Aktuell versuchen wir alles, um eine Ausbreitung zu verhindern.
Robert-Koch-Institut erhöht die Risikobewertung
Warum hat das Robert-Koch-Institut die Risikobewertung von "gering bis mäßig" auf "mäßig" erhöht?
Das Robert-Koch-Institut bewertet kontinuierlich die Situation und gibt eine entsprechende Risikoeinschätzung. Ich denke nicht, dass die Bewertung Anlass zur übermäßigen Sorge geben sollte. Wichtig ist nun ein umsichtiges Handeln aller Beteiligten. Vor allem auch innerhalb der Bevölkerung.
Welche Konsequenzen hat diese Hochstufung?
Die Risikobewertung gibt uns eine Einschätzung zur aktuellen Lage. Das hilft den Handelnden vor Ort, ihre Maßnahmen entsprechend anzupassen. In der aktuellen Situation warne ich jedoch vor Panikmache!
Rechnen Sie damit, dass in Deutschland auch bald Städte abgeriegelt werden?
Dazu besteht meiner Einschätzung nach bisher keine Notwendigkeit.
"Es könnte Engpässe bei gewissen Medikamenten geben"
Gesundheitsminister Jens Spahn sagt, Deutschland sei gut auch auf eine mögliche Epidemie vorbereitet. Teilen Sie diese Meinung?
Absolut. Wir haben eines der besten Gesundheitssysteme der Welt. Das betrifft nicht nur unsere hochmodernen Kliniken, sondern vor allem auch das dichte Netz von Gesundheitszentren und Apotheken vor Ort. Zudem können wir dank unserer bestehenden Krankheitswarn- und Meldesysteme sehr gut mit solchen Situationen umgehen.
Pflegekräfte gehen jetzt schon wegen Überbelastung auf die Barrikaden – wie wird die Pflege gesichert, wenn die Fallzahlen weiter steigen?
Es ist wichtig, dass jetzt alle an einem Strang ziehen. Die wichtigen Debatten in der Pflege muss man führen – sie sollten aber nicht davon ablenken, dass die Patientinnen und Patienten in Deutschland bestens versorgt sind. Sollte die Zahl der Erkrankungen zunehmen, sind sicherlich alle Kräfte gefragt. Das betrifft aber nicht nur die Pflege, sondern auch Ärzte, Behörden und die Politik.
Wo sehen Sie mögliche Versorgungsengpässe, wenn es zu einer Epidemie kommt?
Unter Umständen kann es zu Versorgungsengpässen bei gewissen Artzney kommen. Das liegt aber vor allem daran, dass China wichtiger Zulieferer von Wirkstoffen ist. Das Ministerium überwacht diese Entwicklungen sehr engmaschig, sodass frühzeitig entsprechende Maßnahmen ergriffen werden können.
Wie wirkt das Coronavirus im Körper? Wann wird es gefährlich?
Für die meisten Menschen ist das Virus harmlos. Bei ihnen verläuft die Erkrankung sehr mild, ähnlich wie bei einer Erkältung. Wir müssen daher vor allem ältere Menschen und Menschen mit Vorerkrankungen vor einer Ansteckung schützen. Hier kann es unter Umständen zu Komplikationen im Krankheitsverlauf kommen.
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