Kommentar

CSU-Parteitag: Instinktlos und peinlich

AZ-Lokalchef Felix Müller über die CSU und ihren Präsenz-Parteitag.
von  Felix Müller

Es ist nicht mal ein Jahr her, dass Fastenprediger Schafroth und Paulaner-Chef Steinfatt entsetzt erklärten, dass die Behörden das Derblecken am Nockherberg nicht erlauben würden. Obwohl nur 560 Gäste eingeladen seien! Aus heutiger Sicht ein absurdes Schauspiel.

In letzter Sekunde Präsenz-Parteitag abgesagt

2021 wäre mitten in der Fastenzeit auf dem Nockherberg beinahe ein noch unwürdigeres Schauspiel aufgeführt worden. Die CSU hat sich in letzter Sekunde nun doch entschieden, keinen Parteitag abzuhalten. Und doch wäre selbst eine Absage-Pressekonferenz nicht erst im Rückblick hochnotpeinlich geworden. Sondern sofort. Was hätten die Parteivorderen auf Nachfrage erklären sollen - über das dünne Sätzchen hinaus, man wolle einen "missverständlichen Eindruck vermeiden"?

Der Bezirksverband ist prominent besetzt. Der scheidende Parteichef Spaenle war lange Kultusminister, Nachfolger Eisenreich ist Minister in Söders Kabinett, CSU-General Blume ist ebenfalls Münchner. Der hatte den Präsenzparteitag dieser Tage noch verteidigt mit Verweis auf Grünen- und SPD-Treffen.

Nun ja. Die sind nicht die Söder-Partei, die keinen Zweifel am großen Ernst der Lage lassen will, es für geboten hält, Familien selbst im Freien mit strengen Regeln zu konfrontieren (Kindergeburtstag? Undenkbar? Schlitten fahren? Nur an einsamem Ort!). Ohne jeden Instinkt für die Stimmung im Land wollte man sich also drinnen treffen - bis irgendwer in letzter Minute ein Machtwort sprach, womöglich nochmal Spaenle selbst.

Zum Start ins Wahljahr hat die Münchner CSU ihre Glaubwürdigkeit beschädigt. Und sich zum Thema gemacht - vielleicht auch fürs Derblecken, das heuer selbstverständlich ohne Zuschauer auskommt.

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